Hurra, Auslandssemester!
(Wolnzach, ls)Was aus Fil geworden wäre, wenn es ihn nicht zum Basketball verschlagen hätte?
Studieren im Ausland ist sexy – und das nicht nur wegen den Erasmus-Parties. Ein Auslandssemester pimpt die Vita. Und in Filip Schinhammers Fall auch die Dribbling-Skills.
Neueste Erhebungen des Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge haben rund 27.400 Unternehmen in der BRD ausländische Tochtergesellschaften, in Dreiviertel dieser Unternehmen wird mit international gemischten Teams gearbeitet. „Soft-Skills“ lautet das Zauberwort! Der in Budapest, Wien oder London gepaukte Uni-Stoff interessiert die Personaler dabei eher weniger.
Team-Fähigkeit, Kommunikation, Belastbarkeit, Flexibilität – all das, was man eben lernt, wenn man auf einmal ganz weit weg ist – haben die 137.000 deutschen Studenten, die es in die Ferne gezogen hat, ihren Mitbewerbern beim Run auf die guten Jobs voraus. Fil Schinhammer zum Bespiel nutzte seinen Auslandsaufenthalt, um mit einer richtigen Profi-Mannschaft zu trainieren. Er zeigt: Ein Auslandssemester muss sich nicht um stoisches Bücherwälzen drehen.
Ein Gespräch über Waschticks, Kurse anrechnen lassen und seine große Leidenschaft Basketball.
Hallertau.info: Wir treffen uns gerade in der Schulturnhalle von Wolnzach. Warum?
Fil: Naja, wir wollten uns ja an meinem Lieblingsort treffen. Wenn ich nicht in der Arbeit, in der Uni oder zuhause bin, dann bin ich hier.
Weil du ein Basketball Nerd bist?
Absolut! (lacht)
Du hast es gewagt und bist für ein Auslandssemester nach Tschechien gegangen. Wie kam‘s?
Ich studiere internationale Volkswirtschaft in Regensburg und das mit einer leichten Ausrichtung auf Mittel- und Osteuropa. Mit einem Tschechisch-Sprachkurs fing alles an. In Prag wurde ich leider nicht genommen, obwohl ich da schon fast froh drum war.
Oh, warum das? Prag ist immerhin ein echt beliebtes Reiseziel.
In den Wohnheimen gab es da nur Gemeinschaftstoiletten und Gemeinschaftsküchen. In Brünn habe ich mir das Zimmer anfangs zwar mit jemandem geteilt, aber wenigstens hatte ich Küche und Bad für mich alleine. Eine Umstellung war es trotzdem: Man hat gefühlt nur zwei Meter Raum für sich, man schläft nebeneinander – das war schon wirklich gewöhnungsbedürftig. Zwischendurch hatte ich einen echten Händewaschtick.
Abgesehen davon: Wie war das Studium dort? Schwieriger, leichter oder vielleicht sogar gleich?
Deutlich leichter! Ich musste mir vor Antritt schon Kurse aussuchen, die man sich in Deutschland anerkennen lassen kann, ein ewiges Hin und Her. Ich konnte keinen einzigen Bachelor-Kurs belegen, immer wenn ich die meinen Profs vorgeschlagen habe, hieß es, dass man das hier schon in den ersten Semestern abhandelt. Am Ende hatte ich fast nur Master-Kurse und sogar ein oder zwei Follow-Up –Masterkurse, was ein Zwischending zwischen Master und Doktor ist. Und die waren trotzdem noch echt machbar.
Wie war es so um die Tschechische Kultur bestellt? Ist da was bei dir hängen geblieben?
Man muss tatsächlich sagen, am Ende hatte man sehr wenig mit Tschechen zu tun. Im Wohnheim waren nur Erasmus-Studenten. Auch viele Uni-Kurse werden extra für Erasmus-Studenten konzipiert – deswegen ist man schon ziemlich abgekapselt. Über Basketball kam ich am Ende aber doch noch mit Einheimischen in Kontakt.
Lag dein Fokus auch deswegen auf Basketball und Studium?
Eher noch auf Basketball. Ich hatte gerade mal zwei Mal in der Woche Uni und da hab ich es schon ein bisschen lockerer angehen lassen (lacht). Dagegen hatte ich acht bis zehn Basketball-Trainings in der Woche bei einer Profi-Mannschaft. Schlafen, Essen, Training, Essen, Training, Schlafen – das war da mein Leben. Und natürlich ist man auch ein oder zwei Mal in der Woche zum Feiern gegangen.
Deinen Coach daheim in Wolnzach hat das bestimmt gefreut.
Oh ja! (lacht)
Über Fil Schinhammer
Student Filip Schinhammer spielt in Wolnzach Basketball – und das sehr erfolgreich. 2017 wurden er mit dem TSV Wolnzach Meister in der Bayernliga. Jahrelang machte sich der 22-Jährige als Shooting Guard in der Jugend-Bundesliga einen Namen.
Das Gespräch führte Lisa Schwarzmüller. Das Interview wurde bezüglich Länge und Lesbarkeit redigiert.
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