Erfinder der Kurzschrift
(Mainburg, ce)Das Gabelsbergerhaus: Das älteste profane Gebäude in Mainburg
Das Haus in der Gabelsbergerstraße 12 wirkt noch heute imposant. Erbaut wurde es vor fast 400 Jahren, 1636 und damit mitten im 30-jährigen Krieg, zweigeschossig mit Rückgebäude und steilem Dach. Es ist das älteste profane Gebäude in Mainburg und hat alle Kriege und Stadtbrände unbeschadet überstanden.
Die verblichene Inschrifttafel wird in Kürze saniert
Das Alter des Hauses zeigte sich vor allem beim Betreten der früheren Bäckerei, mehrere Stufen ging man hinunter. Das Bodenniveau lag vor 400 Jahren deutlich tiefer, Kulturrschutt, der in jeder kontinuierlich besiedelten Stadt anfällt. Als "Steilgiebelbau" wird das unter Denkmalschutz stehende Haus in der Denkmalliste bezeichnet. Aufzugsarm und Aufzugsluken im Dach sind noch erkennbar.
Beeindruckender Giebel mit Aufzugsarm
Das Stammhaus der Familie Gabelsberger ist heute ein zentrales Wohnhaus, zu seiner Bauzeit lag es schon am Rand. Die Gabelsberger stellten gleich mehrfach im 17. und 18. Jahrhundert Bürgermeister.
Franz Xaver Gabelsberger, Erfinder der Kurzschrift, wurde am 9.2. 1789 allerdings in München geboren. Er sang als Junge im Kirchenchor, verbrachte seine Schulzeit im Kloster und beeindruckte durch seine schöne Handschrift. Damit gelangte er als Kanzlist in den Staatsdienst. Es gab viel zu schreiben in den Zeiten nach den napoleonischen Kriegen und Gabelsberger entwickelte ein System für eine Kurzschrift: Das setzte sich rasch gegen alle anderen schon bestehenden durch, Gabelsberger wurde der erste Parlamentsstenograph im Bayerischen Landtag.
Sein Portrait zeigt einen wachen, freundlich, aber nachdenklich dreinblickenden Mann mit wirrem Haar.
200 Silben in der Minute schaffte er, rasend schnell für die damalige Zeit. Heute könnte er nicht mehr mithalten, Parlamentsstenographen kommen auf die doppelte Silbenzahl.
Bei Stadtführungen stöhnen so manche Teilnehmer in Erinnerung an die Schulzeiten, andere fertigen noch heute ihre Notizen in Steno.
Im Bayerischen Landtag erinnert eine Dauerausstellung an ihn. Dort wird die Entwicklung des Stenographischen Dienstes gezeigt – und die begann mit Gabelsberger. Sein Hauptwerk "Die Anleitung der deutschen Redezeichenkunst oder Stenographie" wird ebenso gezeigt wie sein Lebenswerk in Originaldokumenten. Der Stenographen-Zentralverein hat sich nach Gabelsberger benannt.
Was antiquiert klingt, ist bis heute aktuell, Stenographen arbeiten immer noch in den Plenarsitzungen des Landtags.
Franz Xaver Gabelsberger starb 1849 in München, in Mainburg ist nach ihm eine Straße und das Gymnasium benannt. Sein Grab befindet sich auf dem alten südlichen Friedhof in München.
Hinterhofidylle: Auch das Rückgebäude ist 400 Jahre alt
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