Wenn der "Murks" von Anfang an geplant ist
(Mainburg, hal/sh)Wie und warum Firmen Produkte herstellen, die eine absichtlich kurze Lebensdauer haben. Diesen Fragen ging der Vortrag von Stefan Schridde auf Einladung des MAI Repair Cafes in Zusammenarbeit mit der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Mainburg und des Reparatur Cafes Abensberg kürzlich nach. Er sprach über die „Geplante Obsoleszenz“ in der Produktherstellung.
v.l.n.r.: Edda Hein (stv. Vorsitzende des Bund Naturschutz Mainburg), Referent Stefan Schridde aus Berlin, Bernd Wimmer und Evi Bartos (Reparatur Cafe Abensberg).
Auf Einladung hielt der Berliner Stefan Schridde einen informativen hochinteressanten Vortrag über "Geplante Obsoleszenz". Zu Beginn nannte Schridde vor den über 60 Zuhörern in der Mainburger Stadthalle einige von vielen Negativbeispielen: elektrische Zahnbürsten, in denen Akkus fest eingebaut und nicht austauschbar sind oder Druckerpatronen, mit denen man über 5.000 Seiten drucken könnte, die aber nach 1.500 Seiten automatisch signalisieren, dass sie ausgewechselt werden müssten oder Handmixer, in die Hersteller ungeschmierte Zahnräder aus Plastik einbauen, die in drei Jahren verschliessen sind. Stefan Schridde konnte auch belegen, dass Firmen und Konzerne diese Schwachstellen bewusst einbauen und nicht etwa, weil sie Kosten bei der Herstellung sparen könnten. Der Grund ist klar: der Konsum und Umsatz in gesättigten Märkten soll angekurbelt werden, was den kurzfristigen Gewinn und die Profite erhöht. Dabei gilt eben nicht zwangsläufig, dass ein teurer Preis für Qualität und billig für Murks steht. Nachgewiesen ist inzwischen, dass zu viele elektronische Geräte heute definitiv schneller kaputtgehen als früher.
"Murks, Nein Danke!"
In Müllkippen afrikanischer Städte landen die verbrauchten Konsumartikel europäischer Konsumenten; ein rücksichtsloser Weg um unseren Konsumschrott zu entsorgen. Schriddes These: "Der Lebensraum der Menschen wird durch die geplante Obsoleszenz mindestens ebenso folgenschwer transformiert wie durch den vom Menschen beschleunigten Klimawandel."
Er legte fundiert mit Zahlen und Fakten dar, dass Haltbarkeit von Produkten die Märkte stimulieren würde und diese innovativ machen würde. „Dass die gezielte Kurzlebigkeit Fakt ist, wird auch von unseren Reparateuren im MAI Repair Cafe festgestellt“, sagt Vorsitzende des MAI Repair Cafés, Bernd Wimmer.
Daher betonte er, dass jeder einzelne seine Kaufentscheidungen überdenken sollte und beim Einkauf gezielt auf Haltbarkeit achten sollte. Schridde: "Wir können Produkte reparieren und länger nutzen, gebrauchte Güter kaufen, gemeinsam Güter nutzen und tauschen." So kann es beispielsweise günstiger sein, eine alte gebrauchte Waschmaschine zu erwerben, die vor Jahren langlebig oder zumindest reparierbar hergestellt wurde, als eine neue, in der mit viel elektronischem Schnickschnack eine kurze Lebensdauer "eingebaut" ist.
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