Vier Gründe für ein lautes „Oh, Empfenbach!“
(Mainburg, ls)Es ist schwer, über das Festival Holledau zu schreiben, ohne in wenig zielführende Schwärmerei zu geraten. Was in den 80er Jahren mit 50 handbemalten Plakaten und einer Gruppe Gleichgesinnter begann, hat mittlerweile akustische Wellen geschlagen, die weit über die Hopfenfelder der Hallertau hinaus gehen.
Knapp 3000 Menschen werden am Wochenende auf den Feldern in Unterempfenbach erwartet, 3000 Menschen, bei denen Alltag für die nächsten drei Tage ausverkauft ist. Sorry, Welt. Ab Montag kannst du wieder Normalzustand haben. Was dem Festival inmitten der Holledauer Hopfengärten dabei seinen international-bajuvarischen Schmäh verleiht? Dafür gibt es viele Gründe. Hier sind vier davon.
1. Musikalische Perlen
Das Organisationsteam um Thomas Betzenbichler hat einen Riecher für Musik-Acts, bei denen man nur schwer die Füße stillhalten kann. Neben Newcomern und Nachwuchsbands tummelt sich auf der Bühne jedes Jahr ein Varieté aus Musikgruppen mit echtem Kultstatus. La Brass Banda, Subway to Sally, Revolverheld, Kadavar, Dicht und Ergreifend – muss man noch mehr aufzählen? Den Festival-Veteranen des vergangenen Jahres wird ein gewisser Kyle Gass schwer aus dem Kopf gehen. Der Star und Gitarrist der Mockrock-Band Tenacious D verblüffte nicht nur mit rockiger Flötenakrobatik. Als sein Drummer ein herzzerreißendes Backstreet-Boys-Medley hinlegte, war es für diese Nacht um die Stimmbänder der Mitgröhlenden geschehen. Anders wird es auch 2018 nicht werden, wenn die mit großer Spannung erwarteten Männer des Bayern-Rap-Konglomerats Bavarian Squad die Wald-und-Wiesen-Tanzfläche aufmischen.
2. Für jeden das richtige Fleckerl Erde
Party mit Wohnmobil und Aggregat? Oder doch lieber gemütliches Zelten ganz Abseits von Auto und Anhänger? Kein Problem für das Festival Holledau. Während auf dem Campingplatz der Bass meist die ganze Nacht durch wummert, bei gepflegtem Grillgut und Hopfenkaltschale über das Schicksal der Welt philosophiert wird und Altrocker mit Abiturienten die korrekte Regelumsetzung beim Flunkyball diskutieren geht es am kleinen Zeltplatz gediegener zu. „Der kleine Zeltplatz wird immer beliebter“, erklärt auch Vorstand Thomas Betzenbichler. Dort sind keine Autos erlaubt, geschlafen wird im Zelt. Dafür sind die Sanitäranlagen keine 50 Meter entfernt und man bewegt sich stets im Dunstkreis des offiziellen Festival-Geländes. So findet jeder Topf seinen Eimer. Deckel seinen Eimer? Entschuldigung, Gehirn ist schon im Festival Modus.
3. Ein ganzes Dorf im Zeichen des Festivals
Viele sind sie nicht, die Unterempfenbacher. Umso beeindruckender ist, was sie da jedes Jahr auf die Beine stellen. Ungefähr 200 Menschen sind im Verein aktiv. Unterempfenbach an sich hat gerade einmal 300 Einwohner. „Unser ganzes Dorf ist auf den Beinen“, meint auch Thomas Betzenbichler. Mama, Tante, Opa, Onkel, Neffe – alle sind sie im Festival-Fieber. Und das spürt man. Wo keine hochgestylten Event-Agenturen tätig werden, geht es halt familiärer zu. Wir packen dann schon mal das Familienalbum und den Eierlikör ein.
4. Feiern für den guten Zweck macht doppelt Spaß
Eigentlich könnten die Veranstalter ordentlich den eigenen Geldbeutel füllen. Machen sie aber nicht, denn das Open-Air war schon immer eine Aktion für den guten Zweck. „Alles, was wir hier schaffen, ist ehrenamtlich. Keiner von uns verdient an der Veranstaltung irgendwas“, verdeutlicht Betzenbichler. Jeder Cent Gewinn kommt karitativen Organisationen zugute. „Wir wollen vor allem was für Kinder tun, die können meist am allerwenigsten für die Situation, in der sie sich befinden“, erklärt der Veranstalter weiter. Das macht das Festival wahnsinnig sympathisch und bietet den Feierwütigen einen guten Grund mehr, sich die Kult-Steinkrüge ein weiteres Mal zu füllen (nicht, dass sie den bräuchten).
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