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Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus: Lesung mit Reinhard Haiplik

(Wolnzach,, )

Das Elend war unbeschreiblich. Die 17 Kinder, die zwischen wenigen Wochen und drei Jahren alt waren, hatten weder Kissen noch Decken, die Räume waren ohne Licht und Heizung. Unversorgt lagen sie auf dreistöckigen Holzgestellen in ihren Exkrementen, starben an Hunger, Kälte und Vernachlässigung. Die Mütter, polnische, russische und ukrainische Zwangsarbeiterinnen, wurden vom Tod ihrer Kinder nicht benachrichtigt, die vor der Frühmesse heimlich in ungeweihter Erde außerhalb des Uttenhofener Friedhofs beerdigt worden waren. Als Reinhard Haiplik zum ersten Mal in einem Zeitungsartikel von dem Kinderlager berichtete, wurde er als "Nestbeschmutzer" diffamiert. Heute befindet sich auf dem Uttenhofener Friedhof eine Gedenktafel für diese Kinder, die wie Millionen anderer Menschen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind.

Vor 63 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das KZ Auschwitz befreit. Dieser Ort wurde zum Symbol für die nationalsozialistischen Gräueltaten, daher hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erhoben. Um die Erinnerung wach zu halten, organisiert die Fachschaft Geschichte des HGW unter der Leitung von OStRin Renate Nosko seit Jahren Lesungen für die Schüler der Mittelstufe. Es wird immer schwieriger, eine zeitliche Nähe zu diesem für uns so fernen Kapitel der deutschen Geschichte herzustellen, die Zeitzeugen sterben aus. Umso wichtiger ist es, eine geografische Nähe zu schaffen.

Reinhard Haiplik ist ein leidenschaftlicher Lokalhistoriker, außerdem Stadt- und Kreisrat und Lehrer für Latein, Französisch, Ethik und Italienisch am Schyren-Gymnasium. Auf Bitten des Pfaffenhofener Bürgermeisters hat er das Buch "Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz" geschrieben, das inzwischen in zweiter, erweiterter Auflage erschienen ist.

Es berichtet z.B. vom "Späher", der Mitbürger, die nicht auf der Linie der Nationalsozialisten waren, öffentlich in der Zeitung angeprangert und bedroht hat. Hinter diesem feigen Pseudonym verbarg sich nicht etwa der NS-Ortsgruppenleiter, sondern der Pfaffenhofener Bürgermeister Otto Bauer. Das wichtigste in diesem Kapitel ist aber nicht die Anklage derer, die denunziert haben, sondern das Aufzeigen, dass es auch in der Stadt und im Landkreis Pfaffenhofen zahlreiche Menschen gab, die passiven Widerstand geleistet haben. In Wolnzach etwa weigerten sich viele Lehrer und Bürger, den "Kreuzerlass" durchzuführen, also die Kruzifixe aus den Schulräumen zu entfernen.

Wer die Erinnerung wach halten will, muss auf Vergangenheit und Gegenwart blicken. Unverständnis rief bei den Schülern hervor, dass die Gedenkstätte in Uttenhofen erst nach großen Widerständen und nach Erscheinen von Haipliks Buch errichtet wurde oder dass nach wie vor in Baar-Ebenhausen keine Straße nach Joseph Zäuner benannt ist, einem überzeugten Kommunisten, der als einer der Ersten 1933 ins KZ Dachau verschleppt worden war und nach dem Krieg Bürgermeister von Baar war. Reinhard Haiplik selbst hat zwar nach seinen ersten Veröffentlichungen zur nationalsozialistischen Geschichte Pfaffenhofens anonyme Anrufe und Drohbriefe erhalten, doch die vielen positiven Reaktionen bestärkten und ermutigten ihn weiterzumachen.

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