"Swing tanzen verboten" im Incontri
(, )"Ich bin von Kopf bis Fuß auf Swing eingestellt, denn das ist meine Welt. Und sonst gar nichts. Das ist, was soll ich machen, meine Natur, ich kann halt swingen nur und sonst gar nichts." So könnte das Motto des Septetts lauten, das am Samstag Abend das Publikum im Incontri mit flotter Musik mit sich riss.
In der dunklen, intimen Atmosphäre im Incontri kam man sich schon vor, als sei man in eine kleine Jazz-Bar der 30er Jahre zurückversetzt worden. "Swing tanzen verboten!" stand damals auf Schildern an den Eingangstüren der Bars im nationalsozialistischen Deutschland. Jazz galt als "entartete Nigger-Juden-Musik" und stand auf dem Index. Um die heißen Beats dennoch auch in Deutschland spielen zu können, griffen die Bands in die ganz große Trickkiste der Musik. So entstanden vielfach neue, deutsche Texte zu den amerikanischen Originalen, die heutzutage oft kaum mehr geläufig sind.
Seit 2005 hat sich das Augsburger Septett, darauf spezialisiert gerade diese zwei Seiten des Swings wieder ins Gedächtnis zurück zu rufen. So hört man beispielsweise nicht nur "Joseph, Joseph!", sondern im nahtlosen Übergang auch "Sie will nicht Blumen und nicht Schokolade" oder später die eher skurril anmutende deutsche Version von "Stop! It's wonderful".
Herausragend ist, wie es die drei Sängerinnen und vier Musiker schaffen die Jazz-Arrangements, die ursprünglich für ein Big-Band-Ensemble geschrieben worden waren, auch in der kleinen Combo-Besetzung mit viel Pfiff zu spielen.
Interessant ist auch, wie die drei Damen mit kleinen Details zum geschichtlichen Hintergrund der einzelnen Stücke durch den Abend führten. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Kurt Weill, der Komponist der Dreigroschenoper auch der Urheber des melancholischen September-Songs ist?
Bei diesem Abend konnten die Füße selbst im Sitzen nicht stillhalten, als mit großer Stimmgewalt und fetzigen Rhythmen die Zeit zurückgedreht wurde.
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