Volles Haus bei der Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Hopfenforschung e.V.
(Wolnzach, ala)Alle Plätze im Saal des Hopfenmuseums Wolnzach waren belegt bei der Mitgliederversammlung der Gesellschaft für Hopfenforschung e.V. Michael Doetsch von der Paulaner Brauerei München begrüßte alle Anwesenden und verlas den Bericht über das Geschäftsjahr 2007, welcher einstimmige Genehmigung erfuhr. Traditionsgemäß begann der Bericht mit einigen Übersichten zum Weltbiermarkt, nachdem nach wie vor die Brauereien weltweit die Hauptabnehmer von Hopfen sind. Der Anteil, der in andere Branchen geht, nimmt jedoch von Jahr zu Jahr leicht zu, z.B. für die Pharmaindustrie, den Wellness- und Kosmetikbereich und die Teeproduktion. Insgesamt wird dieser Anteil auf inzwischen gut 2 % der Welthopfenernte geschätzt.
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Kontinuierlich steigende Tendenz wird auch bei der Entwicklung des Weltbierausstoßes festgestellt, dieser stieg allein im letzten Jahr um gut 50 Mio. hl auf 1,756 Mrd. hl. Das ist ein Zuwachs von gut 3 % weltweit. Im Vorjahr betrug die Steigerung sogar 100 Mio. hl oder 6 %.
In den letzten 10 Jahren, also von 1997 bis 2007 ist der Weltbierausstoß um rund 450 Mio. hl oder knapp 35 % gestiegen - das ist vier mal soviel wie die rund 1.200 deutschen Brauereien zusammen im vergangenen Jahr produziert haben. Imposante Zahlen !
Der umgerechnete Verbrauch pro Kopf der Bevölkerung dieser letztjährigen Menge bei zurzeit 6,6 Mrd. Menschen beträgt gerade einmal 27 l pro Kopf und Jahr. Und jedes Jahr kommen weltweit über 80 Mio. potentielle Konsumenten hinzu.
Obwohl der Hopfeneinsatz pro Hektoliter Bier weltweit von Jahr zu Jahr zurückgeht, kann nach Auffassung von Michael Doetsch die Hopfenwirtschaft allein aufgrund der zu erwartenden Entwicklung im Bierkonsum mit Zuversicht in die Zukunft sehen.
Es wurden noch Vergleiche gestellt mit der Entwicklung des Bierverbrauches in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Dieser wuchs zunächst bis 1976 zu einem Kulminationspunkt von 151 l durch wachsenden Wohlstand. Verblüffenderweise kehrte aber der selbe Grund ab 1977 den Trend wieder um, nämlich weiter wachsender Wohlstand bzw. dessen Stabilisierung auf hohem Niveau. Es wurden Gründe genannt wie die Änderung der Arbeitswelt (z.B. weniger körperliche Arbeiten insbesondere am Bau), zunehmende Auslandsaufenthalte oder aber die Zunahme der Motorisierung nach dem Motto "Don't drink and drive".
Es folgten noch Zahlen zum Bierausstoß nach Kontinenten, dem Bier-Pro-Kopf-Verbrauch nach Kontinenten, sehr interessant, den Ausführungen zu lauschen.
Ausführungen zum Wirtschaftsfaktor Hopfen (Kommentar M.Doetsch: "Kaum wurde der Hopfen zur Arzneipflanze des Jahres 2007 gekürt, schon mussten Apothekerpreise dafür bezahlt werden"), aktuelle Abwaagezahlen und die Erörterung von gelösten Problemen durch enge und effektive Rückstandsuntersuchungen, all das waren Themen die den anwesenden Mitgliedern und Gästen anschaulich vorgetragen und auf Folie präsentiert wurden.
Auf der letzten Mitgliederversammlung vom 26.3.07 wurde einstimmig die Installation eines international besetzten Beirates genehmigt. Von diesem Expertengremium erhoffte man sich frühzeitige Hinweise auf Entwicklungstendenzen im Weltbiermarkt, um frühest möglich entsprechende Forschungs- und Züchtungsarbeiten einleiten zu können.
Am 27.9.07 fand die zweite Sitzung des Beirates statt, in dem das Thema "Forschungsziele bis 2020" im Mittelpunkt stand.
Diesem Beirat gehören an:
Prof. Barry Axcell aus Kapstadt von SAB Miller
John Brauer aus Brüssel - Generalsekretär der EBC
Dr. Willy Buholzer, Anheuser-Busch
Jean-Yves Malpote, Straßburg von Scottish § Newcastle (UK)
Prof. Ludwig Narziss, Weihenstephan
Jan Niewodniczanski, Bitburger Gruppe
Esko Pajunen, Carlsberg Brauerei Kopenhagen
Dr. Lex Ronteltap aus Amsterdam von Heineken
In der für den 3. April vorgesehenen 3. Arbeitssitzung wurde schwerpunktmäßig das Thema "Richtlinien für deutsche Hopfenpflanzer zur Sicherung der Rückverfolgbarkeit (Schlagkartei) und Qualität" behandelt.
An anderer Stelle wurde spezieller Dank an Herrn Dr. Biendl von der Firma Hopsteiner und Herrn Dr. Pinzl, dem Leiter des Deutschen Hopfenmuseums für ihr Engagement zum Buch "Arzneipflanze Hopfen" ausgesprochen, welches in diesen Tagen als englische Ausgabe erscheint.
Die Ausstellung "Arzneipflanze Hopfen" stand ab dem 18. April 2007 zur Verfügung und war das ganze Jahr hinweg praktisch ausgebucht.
Gedankt wurde auch den Sponsoren, ebenso Herrn Dr. Lehmair von der HVG, der sich um die Finanzen kümmerte, für seine sparsame Geschäftsführung.
Dr. Bernd Schmidt trug den Jahresabschluss zum 31.12.2007 vor und anschließend wurden Vorstand und Geschäftsführung für das Geschäftsjahr 2007 einstimmig entlastet.
Dieser setzt sich zusammen aus
Stephan Barth, Dr. Horst-Gevert Bellmer, Dr. Willy Buholzer, Michael Doetsch, Friedrich Mayer, Dr. Johann Pichlmaier und Dr. Bernd Schmidt.
Ebenso fand die Neuwahl des Technisch-Wissenschaftlichen Arbeitsausschusses (TWA) statt, auch hier bestand Einstimmigkeit bei der Entlastung der Mitglieder
Dr. Martin Biendl, Emil Berthold, Heinz-Jürgen Cooberg, Dr. Carsten Eger, Josef Grauvogl, Peter Hintermeier, Walter König, Paul Kottmann, Dr. Jörg Lehmann, Dr. Val E. Peacock, Dr. Peter Pöschl, Dr. Frank Rath, Joachim Rösch, Roland Schmidt, Stefan Stang, Dr. Georg Stettner und Josef Wittmann.
Es folgte ein Grußwort des Kooperationspartners StMLF (Ltd. Min.Rat Friedrich Mayer) sowie ein Vortrag von Dr. Peter Doleschel über "Versuchs- und Forschungstätigkeit am Hopfenforschungszentrum in Hüll im Jahre 2007".
"Im Hopfen ist mehr als Alphasäure", so der Titel eines leidenschaftlichen Vortrages von Prof. Dr. Ludwig Narziss. Hier konnten die Anwesenden Interessantes erfahren zu den Themen Hopfengabe, Vergleich Bittere/Harmonie, Sortenvergleiche (Analysendaten - Ergebnisse aus Geschmacksproben), Polyphenolgehalt, Phenolische Verbindungen, Hopfenaromastoffe, Aromasorten und Bittersubstanzen, Xanthohumol und noch Einiges, das Laien in Erstaunen versetzt.
Wer nicht vom Fach ist und den Sprechern zuhören durfte konnte viel Erfahren über den Hopfen und was mit ihm zusammenhängt. Wirklich sehr empfehlenswert.
Bevor es zur Bierverkostung ging, galt es noch die Verleihung der Förderpreise 2008 aus der Dr.Nienaber Stiftung, Hannover mitzuverfolgen.
Insgesamt waren zehn Arbeiten eingereicht worden, eine musste aus formalen Gründen zurückgestellt werden, es kamen also neun in die engere Auswahl.
Die Jury, bestehend aus
- dem Dekan der Studienfakultät für Brau- und Lebensmitteltechnologie, Herrn Prof. Dr. Langowski, sowie
- dem Präsidenten der Landesanstalt für Landwirtschaft, Herrn Jakob Opperer
- und in Vertretung durch Michael Doetsch Herrn Dr. Fritz Ludwig Schmucker
tagte am 30. Januar 2008 im Büro des Präsidenten der LfL.
Die Jury kam zu folgendem einstimmigen Ergebnis:
A ) Für hervorragende Examensleistungen in Verbindung mit einer brautechnologischen oder
Braurohstofforientierten Examensarbeit, die alle mit der Note "sehr gut" benotet waren, wur-
Den ausgezeichnet und mit einem Geldpreis von jeweils 1.500 ? bedacht:
- Frau Dipl.-Ing. Tanja Frickmann für ihre Diplomarbeit am Institut für Technologie der
Brauerei II " Entwicklung von Real-Time PCR Systemen und Sequenzierungsanwendungen zur Detektion und Indentifizierung von getränkerelevanten Hefen", Vorschlagender Herr Prof. Geiger.
- Herr Dipl.-Ing. Maximilian Franke für seine Diplomarbeit am Institut für Maschinen-
Und Apparatekunde "Verfahrenstechnische Charakterisierung der Maischeseparation im Läuterbottich", Vorschlagender Herr Prof. Sommer.
- Frau Sandra Müller B.Sc. für ihre Bachelorarbeit am Institut für Technologie der
Brauerei I "Entwicklung des Arabinoxylangehaltes während der Weißbierherstellung", Vorschlagender Herr Prof. Back.
B ) Für eigene Forschungsarbeiten mit brautechnologischen oder braurohstofforienterten
Themen wurden ausgezeichnet:
1. Mit einem Geldpreis von 4.000.-- ?
Herr Dr.-Ing. Marcus Oliver Hertel - Dissertation "Das Ausdampfverhalten von Aromastoffen während der Würzekochung", Vorschlagender Herr Prof. Sommer.
2. Mit einem Geldpreis von 5.000.-- ?
Frau Dr.-Ing. Martina Gastl - Dissertation "Technologische Einflussnahme auf den Lipidabbau im Sinne einer Verbesserung der Geschmacksstabilität des Bieres", Vorschlagender Herr Prof. Back.
3. Mit einem Geldpreis von 6.000.-- ?
Herr Privatdozent Dr.-Ing. habil. Martin Krottenthaler - Habilitation "Entwicklung innovativer Technologien zur Optimierung der Würze- und Bierqualität", Vorschlagender Herr Prof. Back.
Allen Preisträgern wurden Glück und weiterhin Erfolg gewünscht, ebenso dankte Michael
Doetsch seinen Kollegen aus der Jury für die angenehme und harmonische
Zusammenarbeit sowie dem Ehepaar Nienaber, welches diese Möglichkeit zur Förderung
Junger Wissenschaftler ins Leben gerufen hat.
Abschließend gab es Gelegenheit zur Verkostung von Bieren aus den Hüller Zuchtsorten Saphier und Herkules im Vergleich zu Tettnang-Tettnanger sowie die Möglichkeit zur Besichtigung des Deutschen Hopfenmuseums
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