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Leitungswechel bei Mainburger Museum

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Mainburg (bl). Frischer Wind weht durch das "altehrwürdige" Hallertauer Hopfen- und Heimatmuseum, wenn es nach den Vorstellungen der vor kurzem abgelösten ehrenamtlichen Leiterin, Almuth Rossmann, und der neuerkorenen Amtsinhaberin, Dagmar Jung-Heine sowie der neugewählten ersten Vorsitzenden Buchberger geht. Auch wenn Almuth Rossmann aus Mobilitätsgründen - sie zog vor kurzem um - keinen "Aktivposten" mehr innehat, so möchte sie, "so oft wie möglich" weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen, was ihre Nachfolgerin gerne befürwortet. Gedanklich sind die drei Damen auch schon weit voraus. Wenn auch neue Ideen teilweise behutsam und unter Einbeziehung aller Beteiligten und deren möglicher Vorrangstellung auf den Weg gesetzt werden wollen.

So wäre eine Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein denkbar, kostenlose Stadtführungen in Kombination mit Museumsführungen. Immerhin hat das Heimatmuseum oder Mainburger Museum, wie es landläufig kurz genannt wird, einiges an interessanten Kunstschätzen zu bieten, die sich sehen lassen können: Da gibt es Malereien aus dem 18. Jahrhundert, hölzerne Heilige, um deren eigentliche Identität neuerdings wieder spekuliert wird, gar aus dem 17. Jahrhundert. Das meiste Leihgaben umliegender Kirchen und von Privatpersonen. Nicht zuletzt findet sich eine ansehnliche historische Sammlung von ersten Hopfengerätschaften im eigenen Hopfenmuseum. Ganzer Stolz des Museumsvereins ist die erste fahrbare Hopfenspritze mit den moderneren Pferdestärken eines der frühesten DKW-Motoren. Als gefragtes Ausstellungsobjekt zur Zeit verliehen an die Audi-Ausstellung "Vier Ringe für die Landwirtschaft" in Ingolstadt. Da sind die drei "Museumsdamen" mit Recht stolz , dass ihre Stücke immer wieder von größeren Ausstellern "ausgeliehen" werden.

Nachträglicher Weltruhm für alten Mainburger Maler
Ein wenig weltmännisches Flair haftet nun nachträglich dem Mainburger Maler und eingebürgerten Londoner, Georg Scharf, an, der mit Familienporträts im Museum zugegen ist Der Künstler aus dem 19. Jahrhundert kam kürzlich zu spätem Ruhm, als der Weltstar-Filmregisseur Roman Polanski zwei seiner Gemälde in London als Vorlage für die filmische Ausstattung von "Oliver Twist" verwendete.

Mainburg hat offenbar das einzige Museum in Bayern, das ehrenamtlich geführt wird. Zwar kommt die Stadt für alle Sachkosten auf, hat somit einen Zweidrittel Anteil am Museum. Das andere rechtlich festgeschriebene Drittel bestreitet der Museumsverein und damit alle personellen Tätigkeiten sowie den finanziellen Anteil für beispielweise Restaurationen. Das waren in den letzten Jahren ansehnliche 20.000 Euro. Mit einer Besucherzahl von durchschnittlich 1500 Personen pro Jahr, vorwiegend aus der heimischen Bevölkerung, zudem Kindergärten, Schulklassen und Studenten war man bisher zufrieden. Diese Zahl trotz der sehr eingeschränkten Öffnungszeiten - wie jeden ersten Sonntag im Monat sowie zu speziellen Mainburger Festtagen . Öfter sei bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit , die bisher vorwiegend auf den Schulter von Almuth Rossmann ruhte, nicht möglich, versicherten Jung-Heine und Rossmann.

Attraktive Ideen für mehr Popularität
Nachdem Leitung und Vorsitz des Museumsvereins nun auf zwei Posten verteilt ist, schmieden Jung-Heine und Buchberger nun neue Pläne, freilich weiterhin mit dem Rückhalt der bisherigen Leiterin. "Heimlich" wird bereits darüber nachgedacht, das Museum für ein größeres Publikum attraktiv zu machen. An Ideen dafür mangelt es den rührigen Damen nicht. Möglich ist jedoch aus augenblicklicher Sicht, daß die angestrebte Erweiterung der Museumsarbeit mit all ihren Angeboten auf Dauer nicht mehr unentgeltlich machbar sein wird.

Vitrine für kostbare Steinstiche
Der Besucher hat den Eindruck, jedes einzelne Objekt ist der seit 15 Jahren tätig gewesenen Almuth Rossmann ans Herz gewachsen. Und auch Jung-Heine und Buchberger merkt man den Einsatz ihrer Arbeit mit Herz und Seele an, wenn sie jede Menge Geschichten über einzelne Ausstellungsobjekte zu erzählen wissen.

Eine gewisse Art persönliches Vermächtnis hinterlässt Rossmann u.a. mit einer beleuchteten Schubladenvitrine. Extra angefertigt für einen wertvollen Buchdruck von einem hiesigen Schreiner, zudem vergleichsweise "kostengünstig", da aus Spendengeldern finanziert, aber überaus zweckmäßig. Die Vitrine beherbergt eine Sammlung von wertvollen lichtempfindlichen Steinstichen aus den Jahren nach dem Dreißigjährigen Krieg und der nachfolgenden Pest, in denen Mainburg und die umliegenden Ortschaften aus Steuererhebungsgründen festgehalten wurden. Anhand der bildlichen Darstellungen erfaßte der damalige "Finanzminister", welcher Obulus aufgrund der noch vorhandenen Häuser zu erwarten war. Also eine Art Volkszählung mit künstlerischen Mitteln. Und so wissen die Damen jede Menge Geschichten um die einzelnen Objekte zu berichten.

Museum und Bevölkerung - eine persönliche Verbindung
Eine persönliche Geschichte mit Unmengen privaten Engagements zeichnet das Mainburger Museum schon seit Anbeginn aus. Wenn heute die gesamte Tätigkeit hier im Hause ehrenamtlich bewältigt wird, so wurde das Museum 1912 gewissermaßen schon auf Privatinitiative gegründet. Mainburger Bürger sammelten alles im Bereich Brauchtum und Gebrauchsgegenständen, was die Bürgerhaushalte an altem und überholten abwarfen und gründeten den Verein "Heimatgemeinde". Diese Sammlung wurde der ideelle Grundstein des Museums, dem Paul Nappenbach 1919 in der ehemaligen Knabenschule eine feste Bleibe gab. Der Gedanke, der Bevölkerung ihre Verbundenheit zu Brauchtum und alten Kleinoden zu erhalten, prägt bis heute das Geschehen.

Immernoch rühren die meisten Gegenstände der Volkskunst, Dinge aus dem alltäglichen Lebensbereich oder handwerkliche Utensilien vergangener Zeit aus Privathaushalten, entrümpelten Dachböden oder Haushaltsauflösungen, manchmal längst Verstorbener.

"Ein Glück, dass die Menschen noch Achtung vor sakralen Objekten haben, auch wenn sie heute unmodern sind, und diese nicht in den Müll wandern lassen." Interessant, dass doch noch so viel "Aberglaube" herrscht, wie Almuth Rossmann vermutet - oder ist es tatsächlich ein Stückchen verbliebene Pietät, dass solche Gegenstände nicht einfach weggeworfen werden?

Von der Rumpelkammer zum themenbezogenen Ausstellungskonzept
Verändert hat sich seit den Anfängen das Ausstellungskonzept: Nicht mehr alle Objekte gleichzeitig aufstellen, sondern geordnet innerhalb bestimmter Themenreihen, die drei bis viermal im Jahr wechseln. Als Almuth Rossmann die Leitung übernommen hatte, musste sie sich erst einmal durch erdrückende Enge quetschen. "Hier stand alles proppenvoll wie in einer Rumpelkammer" so ihre Erinnerungen. Heute werden themenbezogene Ausstellungen erarbeitet. Daneben werden auch Sonderausstellungen von zeitgenössichen Künstlern ("Die sind uns die Liebsten: Sie hängen ihre Bilder immer selbst auf", lachen die Damen.) mit aufgenommen.

Dagmar Jung-Heine hat sich bereits stärker der notwendigen Katalogisierung gewidmet. Das Depot ist groß und so können zahlreiche Sonderausstellung mit speziellen Themen erarbeitet werden. An Projekten im laufenden Jahr ist wieder die beliebte "Lange Nacht der Museen" im September geplant, sowie eine Weihnachtsausstellung um Brauchtum in den Familien. Wir sind gespannt darauf, in nächster Zeit mehr vom Mainburger Heimat- und Hopfenmuseum zu hören und zu sehen.

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