Analyse des Hopfen-Weltmarkts 2008 beim Ring
(Wolnzach/Niederlauterbach, ted)Ein übervolles Haus erwartete die Referenten des Informationsabends im Reich-Saal: Peter Hintermeier (Joh.Barth & Sohn), Heinz-Jürgen Cooberg (Hopsteiner) und Josef Wittmann (Hall. Pflanzerverband). Es wurden die Ernte 2007 und 2008 weltweit dargestellt und auch so manche Internas ausgeplaudert, alias umfassende Information geboten. Wie eine Bombe schlug die Nachricht Wittmanns ein, AB-InBev wollen keinen „Hallertauer“ mehr verbrauen (s. Meldung)
Eigentlich hätte Dr. Johann Pichlmaier aus der Sicht der HVG den Ernteverlauf des deutschen Marktes 2008 wiedergeben sollen. Doch ein Virus ließ seine Anwesenheit nicht möglich sein. Die beiden Firmenrepräsentanten mussten auch seinen Part übernehmen. So habe, lt. Hintermeier, der Markt 2008 mit hohen Preisen begonnen (Nachholbedarf am Vorjahr) und seien die Verarbeiter unter der größten logistischen Aufgabe gestanden seit ihrem Bestehen. Mit Portionierung wurde die größte Not der Kunden gemanagt.
Als die direkte Not beseitigt war, fielen die Preise recht schnell. Auch der Einfluss der Finanzkrise schlug durch. Die Brauer agieren vorsichtiger im Einkauf. Inzwischen sei der Markt fast zum Erliegen gekommen. Cooberg fügte noch hinzu: auch 2008 reichte der Hopfen. Die Brauer mussten nicht das Brauen einstellen. Es wurden verstärkt Downstream-bzw. Isoextrakte eingesetzt. Das werde kaum rückgängig zu machen sein.
Hintermeier hatte auch exakte Zahlen parat. 2008 erntete Deutschland 39 700 to Hopfen (bei Durchschnitt wären es nur 32 000 to). Auch das Alpha überbot sich. So wären 2900 to normal gewesen, doch 4 000 to kamen heraus. Weltweit wurden 113 000 to Hopfen geerntet, was 10
500 to Alpha ergab. Wittmann ergänzte, dass erstmals auch eine deutsche Sorte, nämlich Herkules, im ersten Jahr ordentlich Ertrag bringt und anders als normal die US-Babyhopfen Probleme hatten. So mussten die US-Pflanzer deutschen Hopfen kaufen, um ihre Verträge erfüllen zu können, die ja keine unbedenkliche Vertragsmenge vorsehen.
Auf die Lage in den USA ging Cooberg ein. Es sind letztlich 4000 ha Hochalphasorten der neuesten Generation 2008 eingelegt worden (noch höheres und stabileres Alpha). Doch das Frühjahr war zu kalt. Gerade die Junghopfen enttäuschten. Dennoch wurden etwas über 4000 to Alpha (erntefrisch) erzeugt (+41 %). Cooberg korrigierte dabei die deutsche Ernte auf 4200 to Alpha: Fazit: die Anbaufläche weltweit ist so groß, dass auch bei einer Normalernte der Bedarf voll gedeckt werden könne.
2009 würden die US-Hopfen vollen Ertrag abwerfen (auch die neuen Herkules-Flächen in Deutschland). Auch sei jetzt schon genügend Schnee in den US-Bergen und damit Wasser für die Bewässerung, die ihrerseits im Verbrauch durch Tröpfchenanlagen verbessert wurde.
Hintermeier analysierte Europa: alle Länder lagen 2008 über dem Durchschnitt. So erntete Tschechien 6750 to Hopfen, was 270 to Alpha ergab (Vorjahr 5850 to / 210 to). Der größte Konkurrent im Aromabereich leide aber an Problemen aus dem Klimawandel, an veralteten Beständen und einer zu starken Währung (Krone). Ohne japanische Fan-Brauer kann Saaz nicht überleben. Es gäbe derzeit keinen Vertragsmarkt.
In Polen hielt die Hopfenwirtschaft die Ächtung durch. Es herrscht derzeit weder ein Spot – noch ein Vertragsmarkt. So liegen große Teile der 3250 to starken Ernte unverkauft bei den Pflanzern. Auch in Slowenien bietet sich dieses Bild. Zwar wurden 100 – 200 to Hopfen zu Beginn für 15 €/kg verkauft, dann aber blieb der Markt aus.
In China senkten die Brauer 2007/8 die Alphagaben so stark, dass aus der Hopfenernte 2008 dort exportiert werden könnte. Schnell musste der Handel China als Absatzgebiet für deutschen Hopfen vergessen. China habe 800 to Hopfen zuviel. Es bleibt nur Rodung. Auch der russische Markt sei gesättigt.
Fazit: Das Roden trifft auch Slowenien, Saaz und Polen. Andererseits habe die Hallertau vollständig Verträge bis 2014. Wittmann sieht aber die unbedenkliche Vertragsmenge von
80 % als viel zu niedrig.
Zum Rückzug von Anhauser-Busch-InBev vom „Hallertauer mittelfrüher“ kam ein starkes Raunen aus der Zuhörerschaft. Wittmann riet, die nächsten 14 Tage in diesen Hopfengärten noch keinen Draht einzuhängen. Andererseits gäbe es auch keine Alternativen. „Ohne Vertrag kein Draht“ – lautet die Planzerregel der Hallertau. Nach dem finanziellen Ausgleich der Vertragsverpflichtungen durch AB-InBev sei ein Einlegen derzeit auch nicht mehr sinnvoll. Cooberg sieht eine leicht sinkende Absatzkurve für Hopfen weltweit. Auch Barth gebe z.Zt. keine Verträge. Das könne noch 1 – 2 Jahre anhalten.
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