Dieser Markt hat sich selbst übertroffen
(Wolnzach, )Jeder Festzug ist sicherlich der schönste. Aber wer die letzten erlebt hat, stellt eine stete Verbesserung fest. Nicht nur die steigende Zahl der Mitwirkenden und Wägen, in der Schönheit der Kostüme, im "Material" an Pferden, es ist auch die Art der Darbietung. 2007 war die Darstellung locker beschwingt, ja professioneller als früher. Die Sonder-Einlagen vor den Ehrentribünen gingen zurück, was aber bei der Länge des Zuges und der Sonnenhitze nicht negativ empfunden wurde. Um so positiver gelang eine partielle Überbrückung der Wartezeit dort traditionell durch das Standkonzert der "Harmonie St. Cecilia" und die Trommler und Musikanten der Gruppe Berger. Sie hätten ruhig noch länger spielen sollen, doch dann hätten sie im Zug nicht mehr von Anbeginn dabei sein können. Vielleicht bräuchten sie dies aber gar nicht. Womöglich könnten sogar 4 bis 5 solcher Vorbands die Wartenden unterhalten bis der Zug selbst kommt?
Die Zigeuner freilich ließen sich Ausschweifungen am Marktplatz nicht nehmen. Sie sind ein so phantastischer Abschluss, so typisch Wolnzach, Tonelli inklusive, dass sie bei den Ehrengästen den absoluten Höhepunkt, das Finale setzen müssen - selbst wenn sie den Anschluss an den Zug danach völlig verloren haben. Vielleicht lässt sich dies in der Regie 2010 vorsehen, dass die letzten Wägen sich ziehen müssen, bis die Zigeuner aufholen.
Es ist schwer zu schätzen, wie viele Besucher Wolnzach hatte. Der Käsemann vom Volksfest, der selbst im Zug mitwirkte, schätzte an die 8000 Zuschauer. Diese Zahl ist diskutabel, aber eines zeigt sie: der Zug wird immer besser nach außen, über ganz Bayern publik gemacht, das Tourismusmanagement wird immer professioneller. Auch die Wirte stellen sich immer besser auf die vielen zusätzlichen Gäste ein, mit Bewirtung auf der Straße, ja sogar Getränkeverkauf an den Tribünen. Hier nähern wir uns immer mehr der Betreuung im Stile Poperinges an.
Womit wir bei der zweiten großen "Leistung" des Marktes sind: die Aufnahme und Betreuung der Gäste aus der Partnerstadt. Der Ruf des Marktes ist nicht nur hervorragend, weshalb viele Poperinger wieder kamen, der Markt wurde ihm auch gerecht. Wer miterleben konnte, wie wohl sich die Belgier im Bierzelt fühlten, gerade auch bei der Hopfenköniginwahl, der weiß, dass unser Ort, in seiner Art, Freude und Freunde schafft. Auch wenn viele Reden für sie zu lang sind und in deutsch nur ansatzweise für viele verständlich sind, so ertragen sie sie mit großer Geduld. Dafür sollten wir den Poperingern auch einmal danken. Denn diese Programmpunkte dienen vielfach auch der internen Kommunikation wie z.B. bei der Volksfesteröffnung allen Anerkennung auszusprechen und mit dem Bürgermeister der Nachgemeinde und dem Landrat die eine oder andere Spitze auszutauschen. Einige flämische Sätze wie z.B. von Gewerbeverbandsvorsitzenden Straub sind freilich unabdingbar.
Entscheidend bei den Programmpunkten mit den Poperingern ist aber auch, dass sie die Gastgeber näher zusammenbringt. Da gibt es kein Parteigezänk oder persönliche Animositäten mehr, alle Wolnzacher sind wie eine große Familie, helfen zusammen, die Gäste zu betreuen. Da wirken Pfarrer Braun und der Domkapitular Piendl ebenso herzlich mit wie de Wirte, die sich größte Mühe geben. Ja auf dieses Wolnzach können wir sehr stolz sein. Gastgeberschaft muss geübt sein, erfordert eine innere Entwicklung einer Gemeinde. Die umliegenden Orte haben nicht nur keine Partnerschaften, sie können diese Gastgeberrolle aus dem Stegreif auch gar nicht erfüllen. Und würden sie dies über 35 Jahre so weiterentwickeln. Und steigern von Mal zu Mal? Vielleicht braucht dies auch der Festzug, um immer schöner, besser zu werden. Und vielleicht liegt darin auch die Erklärung, warum unser Volksfest so beliebt ist. Ja das Ganze hat Struktur, System. Und deshalb hat Wolnzach auch seine zwei Museen und seine Chance im Tourismus. Die neuen Hotels wurden sehr gelobt.
Alle drei Jahre werden die Wolnzacher zu Engel. Das mit dem Wetter ist deshalb kein Zufall. Wenn sich so viele positiv den Sonnenschein für den Festzug wünschen und fest daran glauben, dann kommt er auch. Dass freilich zum Volksfesteinzug und zur Kranzniederlegung nach der Kirche der Himmel ebenso termingerecht lachte, bleibt unser Wolnzacher "Wunder". Der Montag als Sommertag wurde dann ganz selbstverständlich mitgenommen.
So bleibt die Erinnerung an Sonne, an einen typisch bayerischen Sommer, mit weiß-blauem Himmel, aber auch an Bierseeligkeit, perfekte Organisation, Herzlichkeit und Humor. Den bewies nicht zuletzt unser Gemeindeoberhaupt, als er bei den Zigeunern mitging. Trotz seiner großen Betreuungsleistung für den Festzug und gerade die Pferde. Und er ging zu Fuß, auch wenn ihm das nicht bekam. Doch dank Spitzenorthopäde in Schrobenhausen war er am Mittwoch nach der Knieoperation schon wieder unter uns. Auch ein Wunder.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.