Ring: 12 000 ha Hopfen roden, aber wie?
(Niederlauterbach, ted)
Die alljährliche Hopfenmarkt-Podiumsdiskussion gehört zu den spannendsten Abenden des Rings Junger Hopfenpflanzer. Bei 2000 Tonnen Alpha Jahresüberproduktion und Vertragsüberdeckung stellen sich Probleme, die die Hopfenwirtschaft so noch nie erlebt hat. Dr. Johann Pichlmaier, Heinz-Jürgen Cooberg, Peter Hintermeier und Josef Wittmann versuchten, am Mittwochabend die Dramatik der Situation darzustellen und erste Lösungsansätze anzudenken. Aus dem Publikum kam ein interessanter Vorschlag, die Anbaufläche auf die jetzt vertraglich gesicherte Menge abzusenken, also die 20% Überproduktion aufzugeben, weil die Gesamtheit sie sowieso schon bereitstelle. Dr. Pichlmaier schilderte, wie am deutschen Markt schon die Ente 2008 nicht gänzlich vermarktet werden konnte und der Hagelschaden 2009 kaum Impulse auslöste. Ein Indiz der Übersättigung. Der Freihopfen-Markt ist zum Erliegen gekommen, weil die Vertragshopfen den Bedarf in Summe voll abdecken. Somit gibt es auch keine neuen Verträge. Die Brauwirtschaft sitzt auf viel zu teuren Verträgen, die sie am liebsten schieben oder umgehen will. Dabei haben Deutschlands Pflanzer das Glück, dass ihre Verträge am längsten laufen und so der Marktbereinigungsprozess schon viele Opfer in anderen Nationen vorab fordert. In den USA laufen 2010 und 2011 einige Verträge aus, die Masse endet 2012. Die Preise sind eh schon pro Vertragsjahr stark zurückgehend (2008: 11 €, 2009: 7 €, 2010: 4 €. 2011: 3,10 € und 2012: 2,75 € – im Durchschnitt), also viel stärker als in der Hallertau. Peter Hintermeier analysierte Tschechien, |
Polen, Slowenien und China, wobei Polen und Slowenien keine Zukunftsperspektive haben. Bei ihnen wird sich die Anbaufläche schnell halbieren. Die Ernte 2009 liegt noch bei den Pflanzern unverkauft und so wird es bleiben. Auch in China wird der Hopfen verschleudert, während Tschechien von AB InBev abhängig ist. Der Hopfen ist relativ zu teuer bzw. die Gestehungskosten sind viel zu hoch. Die USA und die Hallertau decken zur Zeit den Weltbedarf mit 16000 ha bzw. 18500 ha. Damit sind die übrigen 21000 ha entbehrlich. Allerdings wird China weiterproduzieren und so manches kleine Land auch nicht ganz ausgelöscht werden wie z. B. Australien. Also müssen auch die Hauptproduzenten gehörig roden. Dabei spielen ha-Erträge die Schlüsselrolle. Selbst wenn die 2008 und 2009 eingelegten Flächen wieder herausgenommen werden, würde der Weltbedarf voll gedeckt, da im Boden die Produktivität der neuen Sorten völlig ausreicht. Noch dazu stagniert der Weltbierabsatz und die Hopfengaben sinken weiter. Bei der Verwendung von ISO-Produkten sieht Dr. Pichlmaier den Peak in 2009. Hier wird zwar jeder Brauer mit Einsatz von ISO-Hopfen dabei bleiben, aber es werden keine mehr hinzukommen. |
Hintermeier legte dann die realistische Flächenreduktion weltweit auf den Tisch: 12000 ha. Aber wie erreichen? Es wird über das Schieben von Verträgen gesprochen, also eine Laufzeitverlängerung bei Absenkung der Jahresmenge. Der Vorschlag Krieglmeiers aus dem Publikum wurde von den Experten nicht schnell genug verstanden: die unbedenkliche Vertragsmenge solle nur noch angebaut werden und das Sicherheitspolster entfallen bzw. über die Vertragsdauer sich wieder ausgleichen können. Nicht benötigten Pool-Hopfen zu vernichten, lehnte Dr. Pichlmaier ab. Aber die Hütte läuft voll: in weniger als vier Jahren reicht der Überschuss für ein ganzes Braujahr. So groß werden die Lagervorräte aber von keiner Seite hingenommen. Auf jeden Fall ist klar, dass bei dieser Situation über Jahre sich nichts mehr ergibt: kein Hopfenpreis, kein Freihopfenakt, keine neuen Verträge. Und wenn alle Verträge ausgelaufen sind, wird es immer noch soviel Lagerhopfen geben, dass neue Verträge erst mit einer zeitlichen Verzögerung abgeschlossen werden müssten – es sei denn, es passierten viele Unglücke. Weitergehende Analysen erfahren Sie unter unseren Hopfenmarktkommentaren. Ringvorsitzender Martin Abeltshauser (Tegernbach) hatte zur Moderation des Abends nicht nur viele Fragen vorbereitet, sondern auch interessante Fakts mitgebracht: so gab es 1970 und alle 10 Jahre danach immer einen hohen Freihopfenpreis. Auch soll es Zuhörer in den Vorjahren gegeben haben, die die Überzeugung gewannen, man solle genau das Gegenteil all der Empfehlungen der Hopfenmarktdiskussion befolgen. Heuer aber blieben diese Sprüche im Munde stecken. |
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