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„Leb wohl“ – wenn Design auf Trauerkultur trifft

(Mainburg, ce)

Ein Krematorium ist nicht gerade ein Ort, den man für eine Vernissage wählen würde. Doch wer den ansprechenden, lichtdurchfluteten Bau betritt, wird positiv überrascht. Helmut Wittmann geht gern ungewöhnliche Wege und so stellten 16 Designstudenten ihre besonderen Exponate aus, mit denen sie sich von konventioneller Trauerkultur verabschieden. Unter Professor Gerhard Kampe, der an der Hochschule Coburg den Studiengang Integriertes Produktdesign betreut, entstanden so überraschende wie individuelle Arbeiten. Professor Kampe leugnet nicht die Berührungsängste auch der Designer beim Thema Tod und Trauer, betont aber, dass dieses Projekt für die Studenten interessant und tiefgehend war. Die Auseinandersetzung auch mit den eigenen Gefühlen führte so zu Produkten, die sich an ganz unterschiedlichen Bedürfnissen der Trauernden orientieren.

Professor Kampe sprach aus, wovon die zahlreichen anwesenden Besucher so positiv überrascht waren: Der Ort hat eine außergewöhnliche Ausstrahlung und ist prädestiniert für Ausstellungen, auch jenseits des Trauerthemas. Die Exponate sind die Ergebnisse einer Projektarbeit im vergangenen Wintersemester, für das die Studenten intensiv recherchierten und sich mit den gesellschaftlichen Tabus und Vorurteilen auseinandersetzten.

Ein großer Vorteil des Faches Integratives Produktdesing, das neben betriebswirtschaftlichen auch soziale und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt. Anregungen holten sich die Studenten unter anderem beim Besuch des Museums für Sepukralkultur in Kassel und einem vorangegangenen Workshop im Krematorium – auch etwas, das niemand in einem Krematorium ansetzen würde, hier wirkt es passend und inspirierend.

Die 16 Studenten, von denen die meisten mit angereist waren, stellten jeweils kurz ihre Entwürfe vor, die von skurril über praktisch bis komisch reichten, in jedem Fall aber für Überraschung sorgten und zum Nachdenken anregten. So ist eine ökologische Holzurne ebenso zu sehen wie ein „Leidkleid“ oder ein Kuscheltier für Kinder. Eine Studentin setzte das Thema „lass Gras drüber wachsen“ überraschend um, andere schlugen Fingerabdrücke auf Urnen vor oder arbeiteten mit Erde und Luft oder haptischen Eindrücken. Gerade im hellen und architektonisch äußerst ansprechenden Raum der Stille wirkten die Exponate hervorragend. Helmut Wittmann, in dessen Räumen ganz individuelle Trauerfeiern möglich sind, hat damit ein Stück mehr sein Ziel erreicht: Vorurteile abbauen und ein offenen Haus bieten. Er lädt Besucher ausdrücklich ein, sich die Arbeiten anzusehen.

 

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