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Auer Frühling am Hopfenmarkt: Aromahopfen gefragt

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Au, 23.7.10 (ted). Geschäftsführer Otmar Weingarten verstand es am Freitag beim traditionellen Hopfenreferat auf dem Auer Hopfenfest, den rund 300 Pflanzern und Fachleuten Mut zu machen, nachdem die Pressekonferenz der Fa. Barth tags zuvor nur negative und falsche Schlagzeilen bewirkte. Roden ja, aber wo und wie. Auf keinen Fall beim Aromahopfen, der 50 % der Fläche der Hallertau einnimmt. Es liegt ein „gespaltener Hopfenmarkt“ vor: während bei Hochalpha 6000 ha weltweit zu roden sind, hat der Aromahopfen seine Anhänger ausbauen können.

Die mit Spannung erwartete Marktprognose schob der Geschäftsführer des deutschen Hopfenpflanzerverbands aber ans Ende seiner rund einstündigen Rede. Vorab ging es um Selbstbestimmung, Öffentlichkeitsarbeit, Pflanzenschutz und EU. So habe der Hallertauer Hopfen den geographischen Gebietsschutz erhalten. Zugleich stellte Weingarten die Frage:“Was wäre die Hallertau ohne den Hopfenanbau und seine Pflanzer?“ Der Slogan „Arbeit mit Leidenschaft“ treffe das große Engagement der Hallertauer Erzeuger am besten. Die CMA sei weggefallen. Nun muss sich der Verband selbst um das Marketing seines Hopfens kümmern.

Gerade beim Pflanzenschutz habe der Verband mit Hilfe der Landesanstalt/Hüll viele Hürden genommen wie z.B. das Monitoring zur Bodenschädlingsbekämpfung, um zu Eilzulassungen zu kommen. Die Peronospora setzte der Hallertau 2010 wieder stark zu. Das Kupfer soll zur Bekämpfung erhalten bleiben. Ab Oktober wird eine weibliche Fachkraft im Haus des Hopfens diesen Themenkreis betreuen.

In der Agrarpolitik seien ebenfalls Erfolge erzielt worden wie z.B. die ungekürzte Bezuschussung zur Unfallversicherung, die weitere Förderung des Agrardiesels, die Überbrückungsregelung zur neuen EU-Hopfenmarktordnung oder jetzt die Mehrgefahrenversicherung. Besonderen Dank richtete Weingarten an MdL Franz Obermeier. Nun bittet er um Unterstützung zur vorgezogenen Neuregelung bei Saisonkräften. Ab 1. Januar sei sie schon nötig. Risikofonds auf Gegenseitigkeit werden die Hagelversicherungen ablösen müssen, wenn sie unbezahlbar werden. Auch eine steuerfreie Risikorücklage der Pflanzer sei nötig.

Der Hagel am 26.5.10 habe wieder 3000 ha getroffen. Weingarten bezeichnet den Ernteausfall daraus auf 50 000 Ztr. Die gleiche Reduktion geht auf Kosten des untypischen Wetters: viel zu kalt bis in den Juni, viel zu nass, um in die Gärten zu fahren und dann viel zu heiß und trocken. Weingarten rechnet mit einer deutschen Gesamternte von 600 000 Ztr. bzw. 500 000 Ztr. In der Hallertau. Das sind 20 % weniger als bei einer Normalernte. Weltweit sei die Anbaufläche wieder auf dem Stand von 2007, also vor der großen Ausweitung. Allerdings, die Hallertau halte noch 1400 ha mehr, alles in Herkules. Entsprechenden Mehrertrag brächten auch neue Sorten in den USA. Bei gleicher Fläche werde also 20 % mehr Alpha erzeugt.

Andererseits sei die Brauwirtschaft 2008 deutlich eingebrochen und zeigte danach 2009 nochmals ein leichtes Minus. Andererseits zögen Südamerika und Asien im Bierkonsum an. Gerade in China sieht Weingarten noch Chancen für den Absatz deutschen Hopfens. Auch weil dort die Qualität des selbsterzeugten Hopfens schon gesundheitsschädlich sei. Weltweit wurde die Hopfengabe erneut gesenkt und liegt bei durchschnittlich 4,1 gr/hl. Durch den Einsatz von Iso-Produkten würde weniger Hopfen benötigt im Äquivalent von 630 ha Magnum oder 440 ha Herkules. Leider trugen die Handelshäuser zu dieser Reduktion bei. Der Überschuss an Alpha betrug 2008/2500 to und 2009/ 3000 to, so dass eine Fläche von 5000 ha Hochalpha-Hopfen gegenüber 2009 zu roden sei.

Darüber ist sich der Verband mit dem Hopfenwirtschaftsverband und dem Hause Barth einig. Es stellt sich nur die Frage wo und wie. Die Hallertau sei zu 100 % vertraglich bis 2014 gebunden. Der Vorschlag des Verbands, die unbedenkliche Vertragsmenge von 80 % auf weit über 90 % zu erhöhen, wurde freilich vom Hopfenwirtschaftsverband abgelehnt.

Weingarten rechnete vor, dass 2010 die Erntemenge nicht ausreichen wird, die Vertragsmenge zu erfüllen. Gerade bei Aromasorten wird es nicht gelingen. So seien schon wieder Verträge im Angebot mit 3,50-3,70 €/kg Hall. Tradition, 3 € beim Hersbrucker und selbst beim Taurus von 2 €. Weingarten forderte eine Nachdeckung aus der Hallertau bzw. Deutschland, was bei Aromahopfen gar nicht anders gehen dürfte. Auch solle die Vertragstreue der deutschen Pflanzer in 2007 nicht vergessen werden.

Die Brauer seien zwar überbevorratet. St. Johann sei noch voll mit nicht abgerufenem, aber verkauftem Hopfen. Der Aromahopfenmarkt aber böte wieder „Musik“. Schließlich umfasst er die halbe Fläche der Hallertau. Am Qualitätsstandard des deutschen Hopfens käme heute weltweit niemand mehr vorbei. Diese Arbeit habe sich gelohnt und so könne die Hallertau Selbstbewusstsein zeigen, trotz aller Überproduktion im alpha-Hopfenmarkt.

Dann hatten wieder die Hopfenköniginnen das Sagen und Bürgermeister Karl Ecker, der sich so um seine Gäste kümmert, als wäre er Wirt und Braumeister zugleich. Ein 30-Liter-Fass wurde verlost (an Eduard Huber, Attenhofen), sowie viele Artikel um den Hopfen bis hin zur Brotzeit, gestiftet von Ecker. Vorsitzender Josef Wittmann war in seinem Element. Das Dreigestirn nahm Abschied von den Hopfenpflanzern und warb um mehr neue Kandidatinnen. Das Königin-Regieren habe viel Spaß gemacht.

Gleich unter der Bühne saß Michael Roy, der Sohn des größten Hopfenpflanzers der Welt, der gerade aus den USA angekommen war. Als Gast von Adolf Schapfl erkundet er den deutschen Markt. In den USA erwartet er bestenfalls eine durchschnittliche Ernte. Auch dort gilt eisern: ohne Vertrag kein Draht. Sie wird es früher treffen als die Hallertau.

 

 

 

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