Offizielle Hopfenschätzung 2010 Hallertau: 610 000 Ztr.
(, )Wolnzach/Niederlauterbach, 26.8.10 (ted). Auf dem Hopfentag der IGN ließ Pflanzerverbandschef Hallertau Josef Wittmann die Katze aus dem Sack. Statt die im Juli noch verkündeten 500 000 Ztr. Ernte 2010 meinen die Experten von Brauern, Händlern und Erzeugern, dass mit 610 000 Ztr. doch zu rechnen sei. Die äußerst gute Witterung für den Hopfen lässt die internationale Überversorgung wieder größer werden. Die Hallertau erwartet nun eine leicht unterdurchschnittliche Ernte, obwohl rund 40 000 Ztr. dem Hagel Ende Mai zum Opfer fielen. Auch die Alphawerte zeigen sich gut durchschnittlich.
Während die Aromasorten als durchschnittlich bis leicht zurückgeblieben bewertet werden, wird der Herkules auf 69,9 Ztr./ha eingestuft. Magnum und Herkules liefern so fast gleiche Mengen in Ztr. In der Alphasumme wird der Herkules den Magnum überflügeln. Hier die geschätzten Erträge pro ha: Magnum 43 Ztr., Taurus 36 Ztr. und Nordbrauer 32 Ztr. Perle 36,8 Ztr., Hall. Tradition 37,6 Ztr., Select 38,5 Ztr. , Hersbrucker 35 Ztr. und Hall. Mittelfrüher mit 27,2 Ztr.
Pflanzerverbandschef Deutschland Dr. Johann Pichlmaier sieht nun Deutschland in der Alphaproduktion an den USA vorbeiziehen. Er referierte über die Welthopfensituation, wobei er die Schätzzahlen aus dem IHB-Kongress in der Türkei Ende Juli anführte, allerdings mit Deutschland auf dem neuesten Stand von 3600-3700 to Alpha. Die USA rodeten 3400 ha und erwarten 3500 to Alpha (bei hohen 51 Ztr./ha). Weltweit reduziert sich die Anbaufläche um 5000 ha., dennoch schätzt Dr. Pichlmaier die Alphaüberproduktion 2010 auf 1200 to, wobei er eine durchschnittliche Hopfengabe von 4,3 gr. unterstellte.
In den einzelnen Sorten könne sich aber sehr unterschiedliche Nachfrage entwickeln. Vieles entscheide auch die Stimmung der Brauwirtschaft. Der Markt sei viel komplizierter als es die Alphabilanz erscheinen lasse. Dr. Pichlmaier rechnet mit einem Abbau der Läger bei den Brauern und der Vermarktung nicht benötigter Vertragshopfen. Es habe sich eine halbe Welternte in den Lägern angesammelt, was allgemein als Obergrenze beurteilt wird. Die Flächenzurücknahme reiche noch nicht aus, den Markt ins Lot zu bringen. Über Freihopfenpreise für 2010 wollte Dr. Pichlmaier keine Prognose abgeben.
Walter König, Geschäftsführer des Bayer. Brauerbunds und der Braugersten-Gemeinschaft, hat das Problem bei der Braugerste genau umgekehrt. Starke Flächenreduktion wegen schlechter Preise trifft auf einen mehr als schwierigen Sommer mit schlechter Ernte. So wird es für die Mälzer knapp. Preiserhöhungen für Malz sind die Folge. Allerdings reichen die Vorräte, um durch zu kommen. Nächstes Jahr müsse aber die Fläche wieder ausgeweitet werden, wozu ein Vertragsanbau wie beim Hopfen zu empfehlen wäre.
Die weiteren Vorträge behandelten die Wetterstatistiken (Georg Breitner), das Hopfenjahr 2010 mit den Pflanzenschutzmaßnahmen (Stephan Weingart) und die Umweltauflagen und sonstigen Erschwernisse im Pflanzenschutz (Bernhard Engelhard). Die Peronospora trat 2010 so heftig wie in den letzten 50 Jahren nicht mehr auf. Nur 3 % der Hopfengärten liegen an Gewässern, was die Auflagen zum Gewässerschutz im Hopfenbau überzogen erscheinen lässt. Den Fachvorträgen ging die Begrüßung aller Teilnehmer vor dem Gasthof Reich voraus und eine Rundfahrt im Bus bis zu den Hagelflächen 2010. Dort war aber die Lage nicht so düster wie im Vorjahr in der südlichen Hallertau. Der Hopfen hat eine ungeheure Kraft zur Überwindung von Rückschlägen.
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