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Durchs Spektiv dem Storch auf der Spur

(Pfaffenhofen, ar)

Wenn man schon die Gelegenheit hat, praktisch jeden Tag dem Storch zu begegnen und sieht, wie die Storcheneltern regelmäßig Futter zum Nest bringen und sich um ihre Jungen kümmern, dann will man irgendwann auch etwas mehr wissen über die gefiederten Sommergäste. So auch unlängst die Klasse 6d vom Schyren-Gymnasium in Pfaffenhofen.

Leicht ließ sich eine Sonderstunde im Fach Biologie als "Storchenunterricht" arrangieren. Professor Hans-Joachim Leppelsack, Zoologe und Pfaffenhofener Kreisgruppenvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), trat mit zwei fernrohrartigen Spektiven und einigen gedruckten Erläuterungen vor die Schülerschar. Eine häufige Frage, wie denn der Reiseweg des Storches sei, war schnell geklärt: "Weststörche fliegen über Gibraltar, Oststörche über den Bosporus nach Afrika. Durch Bayern zieht sich eine Zugscheide." Da könnten die Störche sich entscheiden und in beide Richtungen fliegen, erläuterte Leppelsack.

Ein Altvogel im Pfaffenhofener Horst trägt einen Ring aus Frankreich, war im Spektiv dank ausgezeichneter Vergrößerung zu erkennen. Also muss er ein "Weststorch" sein. Der andere Altstorch ist unberingt. Das löste Unverständnis bei den Schülern aus. „Wie kann es denn sein, dass ein Storch nicht beringt ist?“, war die empörte Frage. Die Information, dass in diesem Jahr erstmalig alle Jungstörche im Landkreis Pfaffenhofen in Regie des LBV beringt worden seien und auch an anderen Stellen in Bayern schon seit Jahrzehnten keine Störche mehr beringt würden, sorgte da für Erstaunen. "Natürlich werden die Schüler in den nächsten Jahren darauf achten, ob im Nest auf den Gymnasium Störche auftreten, die die dunkelblauen Ringe tragen, die ihnen heuer angelegt wurden", meint Leppelsack.

(Fotos: Alfred Raths LBV)

Weitere Fragen nach Alter, Fluggeschwindigkeit und Nahrung wurden mit dem Zoologen aus kompetentem Mund beantwortet. Dabei ist es auch hilfreich, dass Störche nicht immer sorgsam mit ihrer tierischen Beute umgehen. Die Schüler hatten nämlich unter dem Storchenhorst des Gymnasiums schon selbst tot Mäuse oder Maulwürfe gefunden und identifiziert, die von den Vögeln über den Horstrand geworfen wurden.

Im Jahr 1988 gab es in Bayern nur noch 57 besetzte Storchenhorste. Seither betreibt der LBV-Landesverband das "Artenhilfsprogramm Weißstorch", das wird von der bayerischen Staatsregierung finanziert wird. Jeder Storchenhorst in Bayern hat einen LBV-Betreuer. Die Finanzmittel werden unter anderem für die Anlage geeigneter Horststandorte und die Sicherung von Nahrungsgebieten ausgegeben. Im vergangenen Jahr hat sich der Bestand auf immerhin 221 besetzte Horste gesteigert.

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