Vortrag von Prof. Dr. Klaus Berger:

Jesus - ein ganz normaler Mensch mit Humor?

(Wolnzach, hr)

 

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“ Die berühmte Gretchenfrage aus Goethes Faust trifft auch heute noch genau ins Mark der Kirche. Ja wie hält man es denn mit der katholischen Kirche? Bei oft nur sehr wenigen Besuchern in den Kirchen stellt man sich diese Frage zurecht. Sind wir Deutschen ein Volk von Atheisten? Nein, mit Sicherheit nicht. Religion und Glaube, das sind Themen die Menschen nach wie vor bewegen. So zeigte sich das Publikum beim Vortrag von Prof Dr. Klaus Berger nicht nur interessiert sondern auch sehr diskussionsfreudig.

Wie sah er nun aus, der junge Jesus? Eine Frage die viele beschäftigt, nicht nur Theologen, sondern auch ganz normale Menschen wollen über diesen außergewöhnlichen Mann mehr erfahren. Prof. Dr. Berger wollte hier zunächst zwei Fragen in den Mittelpunkt stellen, zum einen das Verhältnis Jesus zu den Frauen, zum anderen sein Verhältnis zur Wirtschaft. Ein durchaus interessanter Aspekt vor allem vor dem aktuellen Hintergrund. Was kann ein Theologieprofessor über das Verhältnis von Jesus zu den Banken sagen.

Sein Verhältnis war durchaus nicht so negativ, wie man es vielleicht heute glauben mag. Auch in punkto Zins scheint, so Berger, Jesus eher positiv eingestellt gewesen zu sein. Die Quellen lassen hier den Schluss zu, dass Jesus in einer großen hellenistischen Stadt eine Banklehre gemacht hat. Besonders deutlich wird dies im Gleichnis von den Talenten. Hier geht es zum einen um das Investieren und Vermehren, aber auch das Risiko des Verlustes wird beleuchtet. Auch andere Themen, wie zum Beispiel Betrug, lassen es naheliegend erscheinen, dass er in einer Bank gearbeitet hat.

Allen Spekulationen zum Trotz, war Jesus, so zumindest Prof. Berger, unverheiratet. „Wäre Jesus mit Maria Magdalena verheiratet gewesen, dann hätte es ständig Streit gegeben. Denn Jesus nannte sich selbst Bräutigam. Dies alleine lässt nur den Schluss zu, dass Jesus nicht verheiratet war.“

Pfarrer Braun im Dialog mit Eduard Kastner.

Aber nicht nur seine eigenen Ausführungen zum Leben Jesu interessierte die Zuhörer, auch eigene Fragen gab es mehr als genug. „Hatte Jesus Geschwister? Welches Verhältnis hatte er zur Sexualität? Wie war denn der jugendliche Jesus?“ Man sieht alleine an den Fragen, dass Religion die Menschen durchaus bewegt, sie interessiert und veranlasst über gewisse Dinge des Lebens einfach einmal nachzudenken.

Professor Dr. Berger zeichnete einen anderen Jesus, anders als ihn vielleicht die kath. Kirche sieht, oder sehen möchte. Für ihn ist Jesus ein Mensch, der auch durchaus seine Schwächen hat, der aber auch aggressiv für seinen Glauben kämpfte und die Schwachstellen der damaligen Gesellschaft aufzeigte.

So führte Prof. Berger zum einen aus, dass Jesus durchaus eine gewisse Art von Humor besaß, sich auch einmal über seine eigenen Jünger lustig machte, wenn diese einen anderen Glauben hatten. Andererseits legte er durch gezielte Übertreibungen die Schwachstellen der Gesellschaft offen. Wenn man so will, war er der Urvater der modernen Karikatur. Auch zeigte er auf, dass man seine Bilder oftmals auch missverstehen kann. „Das Auslegen des Neuen Testaments heißt für mich, 60 Jahre zuhören“, so Berger. Aber und das machte er dann eben auch noch deutlich, die Jünger Jesu waren eine Elite, die sich nicht verhielten wie im „Alpenverein“ sondern eher wie „Gebirgsjäger“ auftraten.

Interessiert verfolgten die Zuschauer den Vortrag von Prof. Dr. Klaus Berger.

Professor Berger beleuchtete in seinem Vortrag und in der anschließenden Fragenrunde, viele Aspekte der Person Jesu. Dabei traten auch durchaus Differenzen zur katholischen Kirche zu Tage. So hat Jesus laut Neuem Testament sehr wohl Geschwister, aber in der kirchlichen Überlieferung sind es lediglich Vettern und Cousinen. „Jesus sah die Menschen, die ihm glaubten als seine Verwandtschaft an“, so Berger. Daraus ergab sich natürlich auch ein Spannungsfels zu seiner eigenen Familie.

Insgesamt zeigte sich, dass Religion ein Thema ist, das die Menschen interessiert. Man will wissen, was nach dem Tod kommt, ob es ein „ewiges Leben“ gibt und wie Jesus wirklich gelebt hat. Dennoch wurde hier auch das Spannungsfeld zwischen dem religiösen Interesse und den tatsächlichen Kirchenbesuchen deutlich. Während das Vertrauen in die Kirche eher abnimmt, besteht ein gesteigertes Bedürfnis nach Religiosität.

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