Aenigma-Ausstellung im Kelten-Römer-Museum:
„Brotlaibidole“ und ihr Geheimnis
(Manching, ted)Sie sind nur wenige Zentimeter lang, tragen regelmäßige Striche und Punkte, in Ton gebrannt: die „Brotlaibidole“ aus der Zeit von 1850 bis 1450 v. Chr. Eine Sonderausstellung des Kelten-Römer-Museums versucht, in einer weltweit ersten Zusammenschau von 150 Funden, ihre Aufgabe und ihre „Schrift“ zu erklären. Die Aufforderung an den Besucher heißt: Löse das Rätsel (Aenigma) und knacke den Code. Museumsleiter Dr. David ist bei den „tavolette enigmatiche“ (rätselhafte Täfelchen) in seinem Element: sie beschäftigten ihn schon bei seiner Doktorarbeit und brachten ihn in Kontakt mit vielen Fundorten. Davon profitiert die Ausstellung: Die „Brotlaibidole“ wurden bereitwillig zur Verfügung gestellt und zum Teil von Dr. David aus ganz Europa antransportiert. Viele Funde sind noch nicht veröffentlicht. Die Rätsellaibchen ruhen meist in den Archiven. In Süddeutschland werden sie neuerdings entdeckt aufgrund der Kenntnisse um sie wie z.B. bei aktuellen Grabungen bei Regensburg. Und Dr. David lüftete bei eine Sonderführung am Donnerstag einige Erkenntnisse: Sie wurden in Siedlungen gefunden, gehörten also zum Alltag, womit sie keine kultische Bedeutung tragen. Nur ein Exemplar fand sich in einem Grab, doch das könnte nachträglich dort hineingekommen sein. Jedenfalls wurden sie nicht als wertvoll für die Toten erachtet, weder für sein Leben danach, noch als Zahlungsmittel. Sie waren keine Amulette. Es könnten Warenbegleiter gewesen sein. Selten stoßen die Archäologen auf mehrere am gleichen Ort, v.a. nicht auf eine Serie gleicher. Andere vermuten Stempel oder Trade Marks in ihnen, weil Zusatz-Symbole auf ihnen sich auch auf Gebrauchskeramiken finden, die die Ausstellung dazugesellt. Ein weiteres Geheimnis beschäftigt die Wissenschaftler: Während die Keramikformen sehr lokal identifizierbar sind, es also Typen für die Region um den Gardasee, Niederösterreich, Tschechien, Slowakei, Eisernes Tor gibt, offenbaren die Rätsellaibchen keine lokalen Merkmale – mit Ausnahme von Pflanzenabdrücken in Vertiefungen, alle der gleichen Art. Ihre Blütezeit erlebten die „Brotlaibidole“ im 16. und 17. Jahrhundert v. Chr. Dann wurden sie nicht mehr hergestellt. Die Nähe zu orientalischen Schrifttäfelchen, zu den Ursprüngen der griechischen Schrift, legt die Vermutung nahe, dass die Zeichen Codes, Vorläufer einer Schrift waren, die später nicht mehr verstanden wurde. Däniken lässt grüßen. Doch eine Hoffnung besteht: Nach dieser Ausstellung wird europaweit nach diesen Täfelchen gesucht und viele zu erwartende neue Funde werden den Schlüssel zum Geheimnis bringen. |
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