NL-Hopfentag Statement

Prächtiger Hopfen, aber zu viel!

(Wolnzach, ted)

 

Beim ersten Treffen der Akteure der Hopfenwirtschaft nach der offiziellen Schätzung liegt immer Spannung in der Luft, gerade wenn Dr. Pichlmaier über die Weltmärkte berichtet und persönliche Einschätzungen preisgibt. Ein klares Statement am Ende: es werden wieder Pools für Freihopfen (rund 20% der Ernte) aufgelegt und jeder geerntete Zentner wird verabschiedet.

Es liegt immer ein buntes Bündel an Themen auf, wenn sich die Pflanzer der IGN (Interessen-Gemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach) bei Kaffee und Kuchen im Reichsaal zusammensetzen: die Witterungen und der Schädlingsbefall 2011 passieren Revue (Dipl. Ing. Stephan Weinhart), LfL-Koordinator Dr. Peter Doleschel berichtet über alle relevanten Forschungsprojekte seines Hauses, über Braugerste referieren sowohl LD Alois Ilmberger als auch Brauerbundesgeschäftsführer und Geschäftsführer der Dt. Braugerstengemeinschaft Walter König. Nirgendwo erfährt der Hopfenorientierte so viel über die Gerste, den wichtigsten Rohstoff für die Brauer. Doch dann kommen Josef Wittmann mit der Erläuterung der Hopfenschätzung Deutschland 2011 und Dr. Johann Pichlmaier, als Pflanzerverbandspräsident und HVG-Chef, ehe der Wurstsalat als Abendbrot serviert wird.

Jeder Referent erhält eine kommentierende Einführung und einen Dank mit Hopfenkranz nach seinem Vortrag von IGN-Chef Georg Breitner. Das hat Tradition wie die ganze Veranstaltung eine Basisfunktion im Hopfenjahr erfüllt. So darf Josef Wittmann das Sortenspektrum 2011 erklären: 311.000 ha an Aromahopfen sollen es werden in der Hallertau (623.000 ha insgesamt), mit Perle (19,2%) und Tradition (16%) an der Spitze. Der Herkules stellt beim Bitterhopfen schon knapp eine Viertel der Menge, gefolgt von Magnum (19%), dessen Anteil aber ständig schwindet. 15.229 ha sind es in der Hallertau immerhin, mit 411 ha Jungfläche. Das Alpha wird hoch angesetzt. Biogenese-Versuche sehen Spitzenwerte von 20% beim Taurus vorher.

Georg Breitner Geschäftsführer der IGN und Dr. Josef Pichelmaier erläuterten die neusten Entwicklungen in Bezug auf den Hopfenmarkt.

Dr. Pichlmaier sieht deshalb die Hallertau schon wieder an der Weltspitze- auch bei den produzierten Alphatonnen: 4100 to könnten es werden, etwas mehr als die Hälfte des Weltalphabedarfs, während die USA schon 2010 auf 3400 to Alpha zurückgefahren sind. Die Hallertau kann auf längerfristige Verträge (zurzeit etwas über 80% der Erntemenge) stark bleiben, während in Slowenien, Polen und Frankreich selbst gesunde Betriebe mangels Verträgen den Hopfenanbau aufgeben müssen.

China deckt seinen eigenen Bedarf von 500 to Alpha. Russland steht bereits vor der Aufgabe. Die USA und Deutschland können den kompletten Weltbedarf an Hopfen abdecken. So sieht die Zukunft auch aus, denn die stärksten Verarbeitungsbetriebe stehen dort. Dr. Pichlmaier warnt auch von einem harten Wettbewerb untereinander selbst in der Hallertau. Der Herkules sei zwar ein Glücksfall in Ertrag und Alpha, aber die Anbaufläche sei auch bei ihm an der Grenze. Seine Erzeugung geht zu Lasten des Magnum, der auf der Kostenseite nicht mithalten kann. Es könnte sich also die Magnumfläche drastisch verringern - die nötige Korrektur, wenn die Verträge auslaufen. Beim Aromahopfen wird sich die Hallertau weiterentwickeln, gibt es gewisse Verträge und besteht Bedarf an neuen Sorten, sollen Marktnischen ausgenutzt werden.

Die Landesanstalt kann dann auch Flavour Hops beisteuern, die auf der Barth-Pressekonferenz erstmals hochgespielt wurden. Dr. Doleschel sieht zwar die Entwicklung neuer Sorten als längerfristige Aufgabe (15 Jahre), doch sind ja viele neue Varianten schon vorbereitet. Dr. Pichlmaier will deshalb Reaktionen von unter 5 Jahren. Ja vielleicht gelingt es, einen speziellen Aromahopfen für China zu bieten, wenn dort Craft Brewer entstehen?

Der Markt für Braugerste erlebt 2011 eine Polarisierung:

Traditionelle Anbaugebiete schneiden witterungsbedingt schlecht ab, während spät säende Außenseiter sehr gut dastehen. Frankreich versagt ebenso wie Franken, aber Österreich, der Ostblock bis Russland können dies ausgleichen. Mit besseren Verträgen soll Vertrauen zwischen Erzeugern und Mälzereien wieder entstehen. Kontinuität ist auch hier gewünscht, aber noch lange nicht erreicht. Allerdings verdrängen immer noch hoch subventionierte Biogashersteller mit Maisinput die Produktion von Braugerste.

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