Geothermie auch im Landkreis Pfaffenhofen?
(Schweitenkirchen, mk/fba)
"Energiewende mit Geothermie? - Ein Praxisbeispiel aus Pullach und Möglichkeiten für den Landkreis Pfaffenhofen" lautete das Thema des Vortrags zu dem der CSU-Ortsverband Schweitenkirchen und der Arbeitskreis Umwelt (AKU) am Montag, den16.April in das Sportzentrum Leitlhöhe eingeladen hatte.
Wie wichtig dieses Thema vielen ist, zeigte sich auch an den zahlreich erschienen Besuchern, die der CSU-Ortsvorsitzende und 1. Bürgermeister Albert Vogler begrüßen konnte. Unter den erschienenen Gästen waren auch Frau Erika Görlitz, MdL (CSU), Landrat Martin Wolf (CSU), 2. Bürgermeisterin Gabi Kaindl, der Vorsitzende der CSU Senioren-Union Jochen Lojewski und der Vorsitzende des CSU-Arbeitskreises Umwelt Hans Neumayr.
Bevor Albert Vogler das Wort an die drei Referenten, den Geschäftsführer Dr. Lorenz Eichinger und Dr. Florian Eichinger von der HYDROISOTOP GmbH Schweitenkirchen, sowie an den Geschäftsführer der Innovative Energie für Pullach GmbH Stefan Eisenmann übergab, umriss er kurz die Situation im Hinblick auf die regenerativen Energien in der Gemeinde Schweitenkirchen. Dabei, so Vogler, sei man in Schweitenkirchen bereits sehr gut aufgestellt. Mit den zwei Windrädern, sowie zwei Biogasanlagen und zahlreichen Photovoltaikanlagen, die sich u. a. auf dem gemeindlichen Bauhof befinden, werden ca. 71% des derzeitigen Strombedarfs für Schweitenkirchen aus regenerativen Quellen gewonnen.
Aber auch mit Gebäudesanierungen, wie z. B. der vollständigen energetischen Sanierung des Kinderhauses St. Johannes wurden in Schweitenkirchen bereits wichtige Maßnahmen umgesetzt. Zudem wird nach und nach auf eine effiziente und energiesparende Straßenbeleuchtung umgestellt.
Dr. Florian Eichinger ging im Anschluss daran zunächst auf die verschiedenen Formen der Geothermie ein. Die Geothermie, oder Erdwärme, ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme. Sie umfasst die in der Erde gespeicherte Energie, soweit sie entzogen und genutzt werden kann. Dabei unterscheidet man z. B. zwischen der oberflächennahen Geothermie, welche bis 100 m Tiefe geht und vor allem für private Haushalte interessant ist und der tiefen Geothermie ab 400 m auf die im Laufe des Abends dann näher eingegangen wurde.
So wird die tiefe Geothermie in Pullach bereits intensiv genutzt. Stefan Eisenmann, der Geschäftsführer der Innovativen Energie für Pullach GmbH stellte dabei das Unternehmen vor. In Pullach wird Thermalwasser mit einer Temperatur von 107°C aus einer Tiefe von 3.450 m gefördert und zur Fernwärmeversorgung verwendet. Insgesamt 430 Kunden werden dort derzeit über ein Netz von 27 km Länge mit Wärme versorgt.
Dabei konnten seit Beginn der ersten Bohrungen im Jahr 2004 ca. 14 Millionen Liter Heizöl, was in etwa 350 großen Tanklastzügen entspricht, eingespart werden. Dass so ein Unternehmen als langfristiges Projekt zu sehen sei, gab Eisenmann in seinen Ausführungen ebenfalls zu verstehen.
Mit Investitionskosten von 46 Millionen Euro können die Kosten nur langfristig amortisiert werden. Bei der Innovativen Energie für Pullach GmbH, welche eine hundertprozentige Tochter der Gemeinde ist, liege man aber derzeit im Businessplan. Als Vorteile nannte Stefan Eisenmann dabei eine große Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, die Wertschöpfung und Kapitalbindung vor Ort, die unmittelbare Mitsprache der Bürger, eine saubere Umwelt und vergleichsweise sichere Erträge. Als Nachteile können in erster Linie die hohen Fixkosten, die Anlaufverluste und die lange Projektlaufzeit angesehen werden.
Eine Nutzung, wie in Pullach, kommt für den Landkreis Pfaffenhofen laut Dr. Florian Eichinger jedoch nicht in Frage. Hier spielen vor allem auch die geografischen Verhältnisse eine Rolle, denn die Malmschicht, in welcher nutzbares Tiefenwasser fließt und für die Geothermie gefördert wird, liegt in Pullach wesentlich tiefer als im Landkreis. Hier liegt die Oberkante der Malmschicht geografisch bedingt zwischen 200 m und 600 m unter dem Gelände.
Jedoch sei auch im Landkreis Pfaffenhofen eine Nutzung der Geothermie durchaus denkbar. Gerade im Niedrigenergiebereich gibt es hier sehr interessante Modelle, wie Dr. Lorenz Eichinger in seinem Vortrag festhalten konnte. „Pullach“, so Dr. Lorenz Eichinger, „spiele dabei hinsichtlich der Temperatur in der Bundesliga der Geothermie. Aber auch in der C-Klasse gibt es sehr erfolgreiche Vereine.“ Im Landkreis Pfaffenhofen kann Thermalwasser mit Temperaturen zwischen 30 und 45°C in ausreichenden Volumina gefördert werden, welches direkt in ein Fernwärmenetz eingespeist werden und zum Heizen von Niedrigenergieheizsystemen verwendet werden kann.
Durch die Kopplung mit Wärmepumpen kann zudem die Warmwasserversorgung sichergestellt werden. Das vorgestellte Konzept zeigte, dass die Nutzung von tiefen Thermalwässern auch in niedrigeren Temperaturbereichen sowohl energetisch, wie auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Dafür sind allerdings innovative und integrative Systeme notwendig.
Als Fazit des interessanten Abends konnte festgehalten werden, dass Geothermie in Verbindung mit Niedrigenergieheizsystemen und einer gekoppelten Anwendung zur Erzeugung des Betriebsstroms durchaus großes Potential hat. Die tiefe Geothermie stellt, so das Resultat, eine gute Energiequelle im Rahmen des erneuerbaren Energiemixes dar.
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