Unterhaltsames aus der Pfaffenhofener Stadtgeschichte
(Pfaffenhofen, th)„Pfaffenhofen ohne Menschen – gibt es das überhaupt? Und wie wurde unser Gebiet besiedelt?“, fragte Adelheid Schurius in ihrem gestrigen Vortrag im Hofbergsaal in Pfaffenhofen. Die Zuhörer erhielten nicht nur einen Überblick über die Entstehung Pfaffenhofens sondern erfuhren auch gleich Unterhaltsames aus der Pfaffenhofener Stadtgeschichte.
Der Lauf der Ilm, früher „Ylm“ genannt, wäre damals noch ganz anders gewesen, mit viel mehr Schleifen und Nebenflüssen. „Erst 1930 wurde die Ilm begradigt.“, so Schurius. „Die erste Besiedlung in unserem Gebiet war von den Benediktinern aus Tegernsee.“ Diese seien an der Isar entlanggewandert und hätten im Jahr 762 Ilmmünster gegründet.
Im 8. Jahrhundert wären dann einzelne Mönche dieses Benediktinerklosters in Richtung des heutigen Pfaffenhofens gezogen und hätten dort, wo heute Altenstadt liegt, eine lose Verbindung von Höfen erbaut. „Das sind die Höfe der Pfaffen, denen Pfaffenhofen heute seinen Namen verdankt.“, erklärte Schurius.
920 wäre der Besitz der Benediktiner dann an die Grafen von Scheyern (später Wittelsbacher) übergegangen, die als die Hunnen Anfang des 10. Jahrhunderts im Osten eingedrungen seien, angefangen hätten eine Reiterei aufzubauen, um sich verteidigen zu können. „In der Schlacht auf dem Lechfeld 955 wurden die Hunnen dann final besiegt, als Kaiser Otto der Große, der Retter unseres Abendlandes, in letzter Minute bewaffnet zu Hilfe kam.“, berichtete Adelheid Schurius.
„Zum ersten Mal in einem Dokument erwähnt wurde Pfaffenhofen 1140, damals noch ‚Phaphinhoven‘ genannt.“, so Schurius. 1197 hätte dann Ludwig von Kelheim, dessen Grab man heute noch in der Kapitelkirche in Scheyern besuchen könne, Pfaffenhofen als Markt gegründet. „Ludwig, der Kelheimer, hatte das Gefühl, Ordnung und feste Sitze herstellen zu müssen. Zum Beispiel hat er auch eine Straße von der großen Ilmstraße weggebaut, um das Gebiet noch besser erreichen zu können.“
„So hätte die Entwicklung von Pfaffenhofen schön weitergehen können, wenn nicht die bayerischen Herzöge von Ingolstadt, München und Landshut am Reichtum der großen Reichsstädte hätten teilhaben wollen.“, erzählte Schurius. Diese hätten Regensburg angegriffen, Augsburg wäre zur Hilfe geeilt und das hätte 1388 in den großen Städtekrieg gemündet. „Der Städtebund der Reichsstädte hat Pfaffenhofen komplett ausgelöscht. Von vorher steht nichts mehr.“, so Schurius. Die Herzöge Stephan, Johann und Ernst hätten sich aber anschließend erkenntlich gezeigt und die Stadt Pfaffenhofen in einer 40-jährigen Bauzeit bis 1438 wieder aufgebaut. Im gleichen Jahr wäre Pfaffenhofen auch zum ersten Mal in einem Dokument als „Stat“ und nicht mehr als Markt bezeichnet worden.
„Von der Zeit vor 1500 haben wir keine Abbildungen, nur Zahlen. Erst ab dem Zeitraum 1500-1800 existieren Pläne, Bilder und Skizzen.“, so Adelheid Schurius. Die ältesten Gebäude, die heute noch stehen, wären die Kirche und das Rentamt, beide um die 600 Jahre alt. „Das Rentamt ist eine Rekonstruktion des früheren Baus. Man hat das Gebäude in den Jahren 1490-1500 von Bildern von damals rekonstruiert. Nur vom großen Dach hat man sich beim Wiederaufbau verabschiedet.“, erzählte Schurius. An einer Karte von 1810 erklärt sie: „Pfaffenhofen war in vier Stadtviertel eingeteilt. Jedem Viertel war ein Tor zugeteilt, das sie bei einem eventuellen Angriff verteidigen mussten, das Türl-, das Ingolstädter, das Scheyerer und das Münchner Tor.“
Außerhalb der Stadt hätte es damals ein sogenanntes „Leprosenhaus“ gegeben. „Ansteckende Krankheiten konnten damals nur bezwungen werden, indem man die Kranken von den Gesunden getrennt hat.“, berichtete Schurius. Für die Lepra-Kranken hätte man also ein eigenes Haus nah am Fluss gebaut mit Gärten, die die Kranken bewirtschaften konnten, um sich zu versorgen.
Etwas entfernt von diesem Haus wohnte der „Wasenmeister“. „Über den durfte man damals nicht sprechen. Er hatte nämlich die Aufgabe, verendete Tiere zu entsorgen, aus deren Haut er Leder gefertigt hat. Der restliche Körper wurde vergraben.“, so Schurius. Ebenfalls außerhalb hätte man ein „Bruderhaus“ gebaut. „Die Stadttore wurden um 9 Uhr abends geschlossen. Alle die danach in die Stadt kommen wollten, mussten bis zum Morgen warten. Damit diese eine Übernachtungsmöglichkeit hatten, gab es das Bruderhaus.“ Die damalige Enthauptungsstätte wäre übrigens in der Moosburger Straße 12 gewesen. Dort gibt es heute allerdings nur einen Parkplatz.
Die Zuhörer im Hofbergsaal lauschten interessiert dem Vortrag.
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