Johannes Hofner: Mir ist wichtig, ein offenes Ohr für unsere Unternehmen zu haben.
(Pfaffenhofen, th/hr)Nachdem der ehemalige Pfaffenhofener Wirtschaftsförderer Peter Beyer letztes Jahr Ende Oktober das Landratsamt verlassen hat und zu Audi gewechselt ist, hat man jetzt mit Johannes Hofner, einem jungen Mann aus dem Landkreis, den perfekten Nachfolger gefunden.
Aber auch in der Zeit zwischen Oktober und Mai, als die Stelle unbesetzt war, gab es keine Vakanz. „Meine Mitarbeiterin Andrea Lindner-Kumpf hat in der Zwischenzeit die Abteilung übernommen und mich jetzt auch in meiner Anfangszeit gut eingearbeitet.“, berichtet Hofner. Seit Anfang Mai ist Hofner nun im Landratsamt und hat sich in seine neue Stelle schon gut eingearbeitet. „Die ersten Tage waren bereits sehr arbeitsintensiv mit vielen Terminen, aber jeder Termin hat mir neue Anregungen mitgegeben.“, so Hofner.
Herr Hofner, stellen Sie sich unseren Lesern doch bitte einmal vor:
Johannes Hofner: Ich bin 30 Jahre alt, stamme aus Puch, einem Ortsteil der Gemeinde Pörnbach, und habe meinen Abschluss Diplomkaufmann der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Uni Eichstätt in Ingolstadt gemacht. In meiner Studienzeit habe ich bereits eine Werbeagentur gegründet, und bin so als ehemaliger Selbständiger natürlich bestens mit den Sorgen und Nöten der Firmen vertraut. Insbesondere freut es mich natürlich, dass ich zur positiven Entwicklung in meinem Heimatlandkreis beitragen kann.
Welche Möglichkeiten hat der Landkreis, Wirtschaftsförderung zu betreiben?
Johannes Hofner: Die Unternehmensbefragung im letzten Jahr hat gezeigt, dass der Service der Wirtschaftentwicklung für die Unternehmen im Landkreis der wichtigste Faktor ist, wenn es um die allgemeine Standortzufriedenheit geht. Das ist für uns natürlich ein Auftrag.
Wir können und wollen nicht das freie Marktgeschehen im Wesentlichen beeinflussen. Es geht mir als Wirtschaftsförderer darum, die Rahmenbedingungen für unsere Unternehmen im Landkreis so optimal wie möglich zu gestalten. Die Ansätze reichen dabei von Existenzgründung über Fördermittelberatung bis hin zur Bestandspflege.
Das ist natürlich nur ein Auszug aus dem vielfältigen Programm der Wirtschaftsförderung. Mir ist wichtig, ein offenes Ohr für unsere Unternehmen zu haben, und als kompetenter Dienstleister bei den unterschiedlichsten Fragestellungen präsent zu sein.
Schon seit Längerem wird ja über ein eigenes Existenzgründerzentrum im Landkreis diskutiert. Wie ist hier der momentane Stand?
Johannes Hofner: Es ist klar für uns, dass wir ein Existenzgründerzentrum im Landkreis installieren wollen. Der Landrat hat mich bereits intensiv mit eingebunden, und wir haben uns schon über verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten informiert. Es gab ja auch einen konkret geplanten Standort, der in der Öffentlichkeit sehr diskutiert wurde, und sich dann aber aus bekannten Gründen zerschlagen hat. Weitere Standorte sind schon im Gespräch, die aber noch nicht spruchreif sind.
Das Landkreisexistenzgründerzentrum ist geplant in Kooperation mit dem in Ingolstadt. Bei der Gründung könnten wir auch auf die langjährigen Erfahrungen, das Know-how und die Strukturen vom Existenzgründerzentrum in Ingolstadt zurückgreifen, wobei wir aber natürlich im Landkreis Pfaffenhofen ein eigenständiges und nicht nur eine Außenstelle von dem in Ingolstadt wollen.
Wo liegen derzeit die Probleme und wo sehen Sie Handlungsbedarf in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung, beispielsweise bei der Auspendlerquote?
Johannes Hofner: Unsere geografische Lage zwischen München und Ingolstadt spricht natürlich für eine relativ hohe Auspendlerquote. Aber die mir vorliegenden Zahlen weisen eine positive Entwicklung auf. Während im Krisenjahr 2008 noch über 14.000 Menschen mehr zum Arbeiten aus dem Landkreis hinaus pendelten, als zu uns kamen, konnte dieser Saldo in den folgenden Jahren auf rund 12.000 reduziert werden.
Daraus lässt sich ableiten, dass Arbeitsplätze geschaffen wurden und mehr Menschen wohnortsnah beschäftigt werden konnten, bzw. dass mehr Kräfte von außerhalb das Arbeitsangebot im Landkreis wahrnehmen.
Wie ist die aktuelle Situation im Landkreis auf dem Ausbildungsmarkt und im Hinblick auf den Facharbeitermangel?
Johannes Hofner: Auf dem Ausbildungsmarkt sind im April 231 unversorgte Bewerber gemeldet. Diesen stehen 398 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Hier gilt es nun, beide Seiten kompromissbereit zusammenzuführen. Unser Arbeitskreis Schule/Wirtschaft war diesbezüglich in der Vergangenheit bereits sehr erfolgreich tätig.
Hinsichtlich des Facharbeitermangels stehen wir einer großen Gemeinschaftsaufgabe gegenüber. Es sind hier pragmatische Lösungen gefragt, damit dieses Problem nicht zur Wachstumsbremse wird. Eine Fachkräfteallianz wurde bereits eingerichtet und darin auch schon viele Ansätze entwickelt. Der Kontakt zwischen Schulen und Unternehmen ist ein wichtiger Punkt, was den Übergang in die Berufsausbildung betrifft. Dass Unternehmen sich entsprechend präsentieren können und auch männerdominierte Berufe Frauen nähergebracht werden können. Kräfte selbst ausbilden und an das Unternehmen binden ist ein wichtiger Ansatzpunkt.
Es gilt, gute Wege zu finden, um Sprachbarrieren möglichst schnell und gut zu überwinden und damit die Integration ausländischer Fachkräfte zu erleichtern. Insgesamt ist es natürlich wichtig, die Attraktivität des Landkreises als Wohn- und Arbeitsstandort weiter zu steigern und dem Fachkräftemangel damit zu begegnen.
Die Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist natürlich auch hier im Landkreis ein Thema. Wie kann das Landratsamt hier agieren?
Johannes Hofner: Das ist ein sehr wichtiges Thema, zu dem bereits Arbeitsgruppen eingerichtet wurden, die Lösungen entwickeln und begleiten.
Als konkrete und in Kürze bevorstehende Maßnahme bieten wir den Unternehmen im Landkreis hierzu zwei Workshoptermine im Landratsamt an, die sich mit der Fachkräftesicherung durch eine familienfreundliche Personalpolitik beschäftigen. Dieses Praxistraining in Zusammenarbeit mit der IHK soll die Unternehmen bei der Einführung und dem Ausbau entsprechender familienfreundlicher Personalmaßnahmen unterstützen, auch entsprechende Praxisberichte sind vorgesehen.
Interessierte Unternehmen können sich für diese Termine – der Erste ist im Oktober – gerne noch anmelden.
Im letzten Bauausschuss Pfaffenhofen wurde wieder das Projekt „Autobahnausfahrt Bruckbach“ heiß diskutiert. Wie ist hier die aktuelle Situation?
Johannes Hofner: Die Verkehrsuntersuchung dazu ist mir bekannt, eine wesentliche Entlastung der bestehenden Anschlussstellen und damit der anliegenden Gemeinden wäre mit Bruckbach definitiv gegeben gewesen. Und ein Gewerbegebiet profitiert selbstverständlich von einem Autobahnanschluss unmittelbar vor dem Betriebsgelände.
Derzeitiger Stand ist aber, dass das Projekt an der mangelnden finanziellen Beteiligung des Bundes gescheitert ist. Der Bund und auch der Freistaat Bayern haben aus ihrer Sicht verkehrlich nur unerheblichen Nutzen und sehen daher auch keine Notwendigkeit für eine weitere Planung.
Herr Hofner, wir möchten uns für das Gespräch bedanken und Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit als Wirtschaftsförderer des Landkreises wünschen!
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