Thema Betreuungsgeld: Haderthauer informiert – kritische Fragen bleiben aus
(Pfaffenhofen, asp)Die bayerischen Familienministerin sorgte für reichlich Publikum im Kolpingsaal an der Auenstraße. Freilich war es die eigene Klientel, der Christine Haderthauer (CSU) das Konzept für das geplante Betreuungsgeld erläuterte. Der von ihren Parteifreunden Theo Abenstein und Emilie Bergmeister moderierten Veranstaltung war deshalb kaum anzumerken, dass es um ein bundespolitisch äußerst umstrittenes Thema geht.
Als Gegengewicht zum bestehenden Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz sei die finanzielle Zuwendung für solche Familien nötig, die keinen beanspruchen, führt Haderthauer in Pfaffenhofen aus. Dabei ist es ihr Ziel, die „Familienarbeit“ zu honorieren und die Krippe nicht unhinterfragt zum „Standardprogramm“ für alle Kleinkinder werden zu lassen. Hierfür erntet sie Applaus, und das ist ihre Stärke: Sie malt das Bild der Familie, in der die Mutter-Kind-Beziehung nicht auf dem Altar des beruflichen Leistungsdrucks geopfert, einer Gesellschaft, in der das Weggeben des Nachwuchses nicht zum Selbstläufer wird, und in der engagierte Mütter nachbarschaftliche Kontakte knüpfen, Spielgruppen organisieren und auf die Krippe verzichten, weil sie eine Au-Pair-Kraft bevorzugen, oder weil es die Oma in der Nähe gibt - wie auf dem Land, wo in dieser Hinsicht die Welt oft noch in Ordnung ist. Diesem Ideal gegenüber wirkt die Krippe in der Tat wie eine Form staatlich aufgedrängter Gleichmacherei, bestenfalls ein notwendiges Übel. Krippe, das klingt irgendwie nach DDR.
Haderthauer ist bemüht, Befürchtungen zu zerstreuen, die für das Betreuungsgeld aufgewendeten Mittel würden dort fehlen, wo der Krippenausbau dennoch unausweichlich ist. Auch teilt sie nicht die Sorge, die Integration von Migrantenkindern werde erschwert, wenn diese keine Krippe besuchen: Entscheidend sei zunächst der solide Erwerb der Muttersprache, und der erfolge nun einmal in der Familie. Schließlich tritt sie der Furcht entgegen, nur Krippenkinder hätten später entscheidende Vorteile, wenn es darum geht, sich in die Gemeinschaft zu integrieren: Einer stabilen Persönlichkeitsentwicklung sei durch das Zusammensein mit der Mutter viel mehr gedient.
So erschließt sich das Betreuungsgeld als Baustein im christsozialen Gesellschaftsmodell, und Haderthauer hat zweifellos die Gabe, dieses in leuchtenden Farben erstrahlen zu lassen. Die wirklich kontroversen Fragen freilich - sie wurden in Pfaffenhofen nicht gestellt: Ob Familien staatliches Geld gewissermaßen dafür zustehen sollte, dass sie Haderthauers Ideal von ländlichem Glück und Wohlstand entsprechen? Ob die von ihr so vehement eingeforderte Wahlfreiheit nicht solchen Familien vorbehalten ist, in denen das berufliche Engagement der Frau eine zu vernachlässigende Größe ist?
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