Von Hirnschrittmachern und Supercomputern
(Pfaffenhofen, hr)
Quo vadis Menschheit? In einem kleinen Vortrag im Sparkassen-Casino Pfaffenhofen skizzierte Professor Achim Bachem nicht nur die größten Probleme, vor denen die Menschheit derzeit steht, sondern bot heute schon erste Einblicke, was morgen technologisch alles möglich sein wird.
„Es freut mich sehr ihn heute hier in Pfaffenhofen begrüßen zu dürfen“, so Andreas Pöhlmann, Vorstandsmitglied der Sparkasse Pfaffenhofen. „Vor zwei Jahren hatte ich die Ehre, einen Vortrag von ihm hören zu dürfen, und das hat mich restlos begeistert.“ Seitdem gab es in Pfaffenhofen stets die Bestrebung den namhaften Forscher an die Ilm zu holen.
Nun endlich war es soweit: Im gut gefüllten Sparkassen-Casino skizzierte Professor Achim Bachem, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrum Jülich, was die Probleme der Zukunft sein werden, aber auch welche Möglichkeiten es gibt, sie zu lösen. „Unsere Forschung kann man in drei Kernbereiche gliedern“, so Bachem. „Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie.“
Andreas Pöhlmann freute sich nicht nur Professor Bachem begrüßen zu dürfen, sondern auch über die zahlreichen Gäste.
Aber sind dies wirklich die zentralen Probleme der Menschheit? Schnell jedoch wurde deutlich, wie weit voraus diese Forscher denken. „Derzeit erforschen wir beispielsweise die neurodegenerativen Krankheiten“, so Bachem, der den demographischen Wandel in Deutschland dabei fest im Blick hat. Dass die Menschen immer älter werden, ist dabei heute für viele kein Geheimnis mehr, doch mit dem zunehmenden Alter ergeben sich auch neue Probleme. „Die Anzahl der Demenz-Erkrankungen wird deutlich zunehmen“, so Professor Achim Bachem.
Dabei ist Demenz nicht nur eine persönliche Tragödie, nein sie stellt auch ein enormes wirtschaftliches Problem dar. Schon heute geben wir rund 50 Milliarden Euro für die Behandlung dieser Erkrankungen aus, bereits 2050 könnte sich diese Summe verdoppelt haben. Ein erschreckender Wert.
Der Saal war gut gefüllt. Naturwissensschaft ist eben alles andere als langweilig.
In Jülich versucht man nun den Vorgängen im Gehirn und damit auch den neurodegenerativen Erkrankungen durch einen Mangetresonanz-Positronenemissions-Tomograf auf die Spur zu kommen. „Dieser gewährt uns heute schon einen sehr genauen Einblick in das menschliche Gehirn“, so Bachem, „und ermöglicht es uns kleinste Veränderung festzustellen.“
Doch Achim Bachem geht noch weiter und stellt die Frage, ob man das Gehirn in Zukunft auch umprogrammieren kann. „Technisch wird das sicher möglich sein“, so der Forscher, denn schon heute hat man diese Tür einen Spalt weit geöffnet. Über einen Hirnschrittmachen kann bei Parkinson-Patienten das ungesteuerte Feuern der Neuronen unterbunden werden, wodurch die Folgen ihrer Krankheit gelindert werden.
Man hat in diesem Sinne bereits den ersten Schritt getan, ein Gehirn umzuprogrammieren. Doch stellt sich letztlich auch die Frage, ob dies ethisch vertretbar ist, denn diese Technologie wird sich weiterentwickeln und so auch größere Möglichkeiten bieten in das Gehirn, ja sogar in das Wesen des Menschen einzugreifen. So könnte es beispielsweise möglich sein, einen Straftäter so umzuprogrammieren, dass dieser ein nützliches Mitglied er Gesellschaft wird. Andererseits könnte sich ein Diktator auch sein eigenes Volk basteln. Ein ethisch-moralisches Dilemma. „Jede Technologie hat letztlich zwei immer Seiten und man steht als Gesellschaft vor der Frage, wie man sie verwenden soll“, so Professor Achim Bachem. Die Naturwissenschaft alleine vermag diese Antwort nicht zu geben, hier ist vielmehr eine breite Allianz aus Künstlern, Literaten, Philosophen und Geisteswissenschaftlern gefordert, sich den Problemen zu stellen, und Antworten auf diese Fragen zu geben.
Anschaulich erlauterte der Professor die Forschungsfelder, in denen in Jülich geforscht wird.
Doch nicht nur im Bereich der Gesundheit steht die Menschheit vor großen Anstrengungen, auch die immer weiter steigende Weltbevölkerung und die abnehmenden fossilen Ressourcen stellt ein echtes Problem dar. „Im Jahr 2050 werden geschätzt rund 9,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Alle brauchen nicht nur genug Nahrung, sondern auch die nötige Energie“, so Professor Achim Bachem. Dabei stellte er klar, dass dies nur über die regenerativen Energien laufen kann, denn fossile Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl werden nicht mehr in diesen Mengen vorhanden sein, um die gesamte Menschheit mit Energie zu versorgen.
Doch nicht nur im Bereich der Energie auch im Bereich der Industrie muss ein Umdenken her. „Viele Produkte, die wir heute kaufen können, basieren auf Öl. Hiervon gilt es sich zu lösen und die Industrie auf biologische Stoffe hin auszurichten.
Letztlich wird es auch in der Nahrungsmittelproduktion Umstellungen geben müssen. „9,1 Milliarden Menschen können wir mit den jetzigen Methoden nicht ernähren“, so Bachem, und schlug so den Bogen zu einem Thema, das den Deutschen nur schwer vermittelbar ist. Gentechnik. „Um mehr Nahrung produzieren zu können, wird man in Zukunft auch auf Gentechnik setzen müssen, denn die Anbauflächen sind begrenzt. So lautet das Gebot die Landwirtschaft effizienter zu machen, eben auch mit Hilfe der Gentechnik.“
Im Namen der Sparkasse Pfaffenhofen bedankte sich Andreas Pöhlmann am Ende bei Professor Achim Bachem und konnte ihm auch noch ein kleines Präsent überreichen.
Auch wenn in Punkto Gentechnik nicht jeder im Saal seine Meinung teilte, waren letztlich doch alle fasziniert von den Einblicken die Professor Achim Bachem in den Stand der aktuellen Forschung bot. Auch Andreas Pöhlmann, Vorstandsmitglied der Sparkasse, zeigte sich am Ende tief beeindruckt. „Im Namen aller darf im mich für den tollen, spannenden und höchst informativen Vortrag herzlich bedanken.“
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