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Ein Zellverknüpfungsfehler sorgt für Aufregung

(Wolnzach, hr)

Dunkle Wolken über Wolnzachs Großprojekt

Viele hatten schon leise Befürchtungen, dass die Wolnzacher Kläranlage am Ende doch teurer werden könnte, als ursprünglich geplant. Doch als Bürgermeister Jens Machold bei den Bürgerversammlungen die neuesten Zahlen vorstellte, schienen sich diese Befürchtungen in Wohlgefallen aufzulösen. Nun kaum zwei Monate später sind die Zahlen von damals Schall und Rauch. Heute spricht man nicht mehr von 4,9, sondern schon von 5,7 Millionen Euro, die der Bau kosten wird.

Wurde der Baupreis zu niedrig angesetzt? Hat sich der Planer bei der Kostenrechnung verkalkuliert? Oder was ist hier am Ende schief gelaufen, dass die Kosten innerhalb weniger Monate derart explodieren konnten?

„Es handelt sich um einen Zellverknüpfungsfehler“, so Wilhelm Wipfler, „der natürlich nie hätte passieren dürfen.“ Dieser wurde letztlich von der Gemeinde Wolnzach aufgedeckt. Als man das Zahlenwerk nochmals in Augenschein nahm, wurde die Diskrepanz von rund 700.000 Euro festgestellt. „Es ist letztlich ein ganz banaler Fehler in der Zuordnung der hinterlegten Formel in der Excel-Tabelle“, so Wilhelm Wipfler, doch die Auswirkungen waren und sind doch immens, denn letztlich wird die Kläranlage größtenteils über einen Verbesserungsbeitrag finanziert.

Zwar betonte Architekt Georg Fuchs, dass der Bau nach wie vor nicht teurer wird und man sich noch im gesteckten Rahmen bewege, doch so recht mochten dies einige Wolnzacher Gemeinderäte nicht glauben. „Was hat sich verändert, dass man jetzt von 5,7 Millionen Euro und nicht mehr von 4,9 Millionen ausgeht? War der Ansatz falsch“, wollte Gemeinderat Matthias Böck von den Planern wissen. „Die 4,9 Millionen Euro“, so Architekt Georg Fuchs, „sind die reinen Baukosten, dazu kämen aber noch die sogenannten Baunebenkosten, die in dieser Summe enthalten sind.“ Folglich ist durch diesen Fehler letztlich auch kein Schaden entstanden.

Vor allem für Gemeinderat Matthias Böck schienen diese Aussagen wenig überzeugend: „Ich habe die Befürchtung, dass wir außer einer reparierten Excel-Tabelle nicht mehr bekommen.“ Doch dass in den damals veröffentlichen Zahlen eben nicht alle Kosten enthalten waren konnte schnell belegt werden. „Vor allem der Grundstückspreis, aber auch die Kosten für den zu schaffenden Retentionsraum waren in den 4,9 Millionen Euro nicht enthalten“, betonte Architekt Georg Fuchs.

So hat man letztlich immer schon mit den richtigen Zahlen gerechnet, aber, und das ist aus Sicht von Bürgermeister Jens Machold das Ärgerliche, die falschen Zahlen kommuniziert. „Wir sind bei den Bürgerversammlungen mit Zahlen an die Öffentlichkeit gegangen, die jetzt so nicht mehr stimmen.“

Die Spundwände sind eingezogen, derzeit beginnen die Betonarbeiten.

Damals wurde für 1000 m² Grund und 300 m² Geschossfläche ein Wert von 778,00 Euro ermittelt. Mit den neuen Zahlen ergeben sich 926 Euro. Pro Quadratmeter Grundfläche werden nun also 0,17 anstatt der veröffentlichten 0,13 Euro berechnet und für die Geschossfläche 2,52 Euro je Quadratmeter anstatt der bisherigen 2,16 Euro. „Wir liegen immer noch sehr gut“, betonte Gemeinderat Karl Straub, „nichtsdestotrotz ist vor allem der Gemeinde durch diesen bedauerlichen Fehler ein Imageschaden entstanden.“

So stellen sich letztlich zwei Fragen: zum einen wie geht man mit den neuen Zahlen um, und welche Konsequenzen zieht man im Bereich des Projektsteuerers.

Zwar gab es innerhalb des Gemeinderates verschiedene Bestrebungen noch einmal grundsätzlich über das Finanzierungsmodell zu sprechen, denn ein Teil der Kosten werden, wegen der 70/30 –Lösung auch an die Bürger weitergegeben. Letztlich jedoch stand die Mehrheit hinter dem alten Vorschlag. „Natürlich wird es nun für die Bürger teurer, und dem wollen wir auch Rechnung tragen“, so Bürgermeister Jens Machold. So wird die Summe nun nicht mehr auf drei Raten zu zahlen sein, sondern der Gemeinderat beschloss eine 4. Rate einzuführen. Abgerechnet wird nun also in drei Raten á 30% und einer Schlusszahlung von 10%.

So blieb letztlich nur noch die Frage nach den Konsequenzen für die Firma Wipfler. „Wir haben doch extra einen Kostenkontroller mit ins Boot genommen, damit die Verwaltung entlastet wird“, so Gemeinderat Alois Siegmund. So blieb es vielen am Ende auch ein Rätsel, wie derartige Zahlen ungeprüft in Umlauf gebracht werden konnten. Dennoch entschloss sich der Gemeinderat die Zusammenarbeit mit der Firma Wipfler fortzuführen, Bürgermeister Jens Machold betonte aber: „Künftig wird bei allen noch anstehenden Vergaben ein Vertreter der Firma Wipfler anwesend sein, um den Gremien detaillierte Auskunft geben zu können.“

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