Gerhard Trautmannsberger – Gesellschafter und Verleger beim Bayrischen Poeten- und Belletristik-Verlag
(Wolnzach, fba)Gerhard Trautmannsberger wurde 1988 im bayerischen Pfaffenhofen a. d. Ilm geboren. Mit dem Schreiben begann er neben seinem Studium für Lehramt an Gymnasien in den Fächern Deutsch und Geschichte an der KU Eichstätt. Nun legt er kurz vor dem Staatsexamen sein erstes Buch vor.
Dass der Titel ‚Vergangenheitspartikel‘ als Begriff aus dem Fachbereich der Geschichtsdidaktik stammt, ist dabei sicher kein Zufall. Zusammen mit seinem Freund Dominik Neumayr hat der Autor im Jahr 2012 einen eigenen Verlag gegründet, den Bayerischen Poeten- und Belletristik-Verlag mit Sitz in Reichertshofen. Ziel des Projektes ist es dabei, bewusst junge Autoren und unentdeckte Talente zu fördern und ihre Texte letzlich einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Noch ist der Verlag recht klein, aber in jedem Fall dem Nachwuchs und der Region verbunden.
Geplant ist nicht nur eigene Texte von Gerhard Trautmannsberger und Dominik Neumayr zu veröffentlichen, sondern auch die anderer Nachwuchsautoren. Da es normalerweise nahezu unmöglich ist, einen Verlag zu finden, wollen Gerhard Trautmannsberger und Dominik Neumayr diese Möglichkeit gerade jungen Leuten bieten. Lesen Sie unser Interview mit dem Autor und Verleger Gerhard Trautmannsberger und gewinnen Sie einen interessanten Einblick hinter die Kulissen des Bayrischen Poeten- und Belletristik- Verlags.
Herr Trautmannsberger, wie sind Sie auf die Idee gekommen ein Buch zu schreiben?
Es hat alles eigentlich ganz unverbindlich und unspektakulär angefangen. Es war die Zeit zwischen Abitur und Studienbeginn. Mein Bruder schrieb schon längere Zeit immer wieder Kurzgeschichten und irgendwann hab ich auch mal rumprobiert am Computer und dann ist mir die Idee für den Anfang gekommen, jedoch ohne den Gedanken an ein ganzes Buch. Dann wurde ich selbst so neugierig, dass ich einen Grund finden wollte, warum Richard gerade seinen alten Freund ohne Vorankündigung besuchen kam. Und so wurde das daraus, was es jetzt ist.
Können Sie ein bisschen was über den Inhalt verraten?
Der Plot ist eigentlich recht schnell zusammengefasst. Richard, der Protagonist der Geschichte besucht nach zwei Jahren seinen ehemals besten Freund Frank. Warum, weiß er scheinbar selbst nicht. Er nimmt sich also die Zeit und denkt über sein altes Leben nach, über alle guten Seiten, über alle Chancen und Versäumnisse und über Petra, die einmal die Frau im Leben seines Freundes war und eben auch in seinem. Aus dieser Dreieckskonstellation spannt sich die Vergangenheitshandlung zwischen Studium, Freundschaft und Liebe auf, die eben so abrupt endete, wie die Freundschaft der beiden. Am Ende der Sinnsuche steht Erkenntnisgewinn aber auch die Gewissheit, dass nichts mehr so werden wird, wie es einmal war.
Wie sind Sie gerade auf dieses Thema gekommen?
Als ich begonnen habe zu schreiben, wurde ich selbst gerade Student. Passenderweise für Geschichte. Zwar nicht in München, sondern im kleinen Eichstätt. Doch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gehört schon immer zu den Themen, die mich beschäftigt haben, auch wenn ich selber noch nicht so alt bin.
Warum haben Sie einen eigenen Verlag gegründet?
Ich war ursprünglich auf der Suche nach einem Verlag. Nachdem ich das Buch fertig geschrieben hatte, kam wie bei vielen natürlich recht schnell der Wunsch auf, es nicht nur gedruckt zu sehen, sondern eben auch in einer Buchhandlung. Die meisten Verlage geben ja auf ihren Seiten im Internet Adressen an, an die man auch unverlangt Manuskripte nach bestimmten Vorgaben einsenden kann. Allerdings hatte ich gehört, dass dies wohl von vornherein ein recht hoffnungsloses Unterfangen darstellt, da die großen Publikumsverlage wöchentlich eine so große Zahl von Zusendungen erhalten, dass sie realistisch betrachtet gar nicht alles prüfen könnten, selbst wenn sie wollten. Bei einer Lesung von Sebastian Fitzek habe ich dann gehört, wenn man überhaupt etwas erreichen wolle, müsse man sich direkt an einen Agenten wenden, der einen viel eher an einen richtigen Verlag empfehlen kann. Allerdings habe ich auf meine hoffnungsvollen Zuschriften nur lieblose oder fragwürdige Absagen bekommen, wenn überhaupt.
Da ich aber nach wie vor überzeugt davon war, dass mein Buch nicht schlechte ist, als die Hälfte der Menge, die jeden Monat in den Regalen der Buchhändler landet, wenn gerade ein neuer Hype im Kommen ist, seien es jetzt Vampire oder Lokalkrimis oder weiß Gott was noch alles. Ein Freund verwies mich dann an einen kleinen Verleger aus Landau an der Isar, der einmal ein Buch für ein Philosophieprojekt seiner Kollegstufe realisiert hatte. Zunächst war die Reaktion auch recht erfolgversprechend, doch es stellte sich bald heraus, dass er das Projekt finanziell nicht stemmen konnte. Jedoch gab er mir den wohlgemeinten Rat, ich solle es doch einmal im Eigendruck versuchen. Und so kam die Idee. Wenn selbst drucken, dann auch gleich vermarkten und jetzt sind wir hier.
Welche Voraussetzungen braucht man dafür?
Es ist im Prinzip gar nicht so schwer. Man braucht nur den Willen und einen Dickschädel. Beides hatten mein Freund und ich. Wir haben auf der Gemeinde eine GbR, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, angemeldet und nach einer Vorlage im Internet einen Gesellschaftervertrag aufgesetzt, der einige finanzielle Dinge und Fragen der Verantwortung regelt. Danach mussten wir und für den besseren Vertrieb nur noch ISBN Nummern kaufen, die zentral über eine eigene Agentur angeboten werden. Das war das teuerste daran. Der Rest war nicht so wild. Wir brauchten nur noch das Grafikdesign, das ich selbst übernehmen konnte, das Lektorat, für das wir als angehende Germanisten und ein paar Freunde bereit standen und eine Druckerei, die wir über das Internet in Krumbach im Landkreis Günzburg gefunden haben.
Welche Schwierigkeiten gab es?
Nachdem die Idee erst einmal in unseren Köpfen war, ging alles recht schnell. Die Gründung war an sich ja nur Formsache. Schwierig war aber vor allem das Lektorat. Wenn man selbst etwas geschrieben hat und das in der Länge, wie ich es getan hatte, sieht man selber irgendwann die Fehler nicht mehr. Und auch nachdem mein Freund und ein, zwei weitere Leute darüber gelesen hatten, waren in der ersten Auflage immer noch dutzende Rechtschreibfehler zu finden. In der zweiten Auflage haben wir viele davon aber noch in den Griff bekommen.
Wie schaffen Sie das alles neben dem Studium?
So ein Bachelorstudium ist leider nicht mehr mit einem Studium nach alter Ordnung zu vergleichen, was man so hört. In den ersten Semestern saßen wir fast wie in der Schule teils bis zu 30 Stunden die Woche in den Vorlesungssälen. Mit der Zeit und vor allem durch mein Auslandssemester in Finnland hat sich die Sache aber zunehmend entspannt und inzwischen bin ich ja Gott sei Dank scheinfrei und kurz vor dem Abschluss. Da hat man schon mal Zeit. Außerdem habe ich ja eh stolze fünf Jahre gebraucht, auch wenn ich das Manuskript zwischenzeitlich auch wieder für Monate unangetastet auf der Festplatte liegen hatte. Was allerdings sehr viel Zeit raubt, ist die eigentliche Verlagsarbeit. Im Prinzip verbringe ich momentan viel Zeit damit, neben Studium und Arbeit der Vermarktung meines Buches hinterherzulaufen. Es ist nicht immer eben schön, aber wenn man mal ein Erfolgserlebnis hat, freut es einen umso mehr.
Was sollte ein junger Autor mitbringen, damit sein Werk bei Ihnen verlegt wird?
Talent, den Willen etwas zu Stande zu bringen und auch ein bisschen Geduld und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Das klingt jetzt vielleicht hochtrabend, lässt sich aber leicht erklären. Erst einmal muss das Buch oder der Text gut sein. Das beurteilen wir natürlich rein subjektiv, doch eben darauf kommt es ja an. Ohne Kritik geht es nicht. Darum sollten die angehenden Autoren auch nicht zu empfindlich oder beharrlich in Bezug auf ihren Text sein. Manchmal muss man eben eingreifen und stilistische Änderungen vornehmen oder an der Handlung nachfeilen. Das gehört alles zum guten Handwerk. Und mit Geduld meine ich unsere relativ begrenzten Möglichkeiten, gerade was das Finanzielle und das Lektorat angeht. Es erfordert viel Geld, ein Buch in entsprechender Auflage zu drucken und wir sind nur Studenten. Zum anderen erfordert es unglaublich viel Zeit, einen Text in eine druckfertige Fassung zu bringen. Man muss beispielsweise Zeilensprünge, Abstände und Ränder beachten. Dazu kommt auch noch die grafische Gestaltung, also das Layout. Kein Buch verkauft sich, wenn es allzu unscheinbar daherkommt.
Ist schon etwas Neues in Arbeit/Planung?
Selbstverständlich. Derzeit arbeitet mein Freund Dominik Neumayr, der auch besagter Kollege und Mitbegründer des Bayerischen Poeten- und Belletristik-Verlages ist, an einem Roman über einen gealterten Kabarettisten, der völlig abgebrannt und ständig grantelnd wieder auf Tour gehen muss, nur eben diese Mal mit einem dieser jungen, angesagten Comedians, wie es sie heute so oft gibt. Da ist Ärger natürlich vorprogrammiert. Ich für meinen Teil stecke fast in den letzten Zügen eines historischen Krimis, der im München des Herbstes 1923 angesiedelt ist. Mehr möchte ich jedoch noch nicht verraten. Noch viel eher aber steht uns aber eine ganz andere Veröffentlichung ins Haus. Diesen Herbst bringen wir eine Anthologie mit Kurzgeschichten und Erzählungen nicht nur von uns beiden, sondern auch von einigen Freunden und Bekannten heraus. Das Werk, das den Titel „Spurenfragmente“ tragen wird, beschäftigt sich vor allem Leb en und Leiden der Menschen und wird einige Texte enthalten, die uns schon längere Zeit begleiten und auf die wir recht stolz sind, aber auch brandneue Sachen, die zum ersten Mal das Licht der Welt erblicken. Man darf gespannt sein.
Herzlichen Dank Herr Trautmannsberger, für das interessante Gespräch!
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