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Die Madonna im Schloss und ein Vergnügen in der Budenstraße

(Jetzendorf, lot)

Wunderbares Wetter, über 200 Fieranten, ein unfassbares Angebot an außergewöhnlichen Waren und kulinarischen Genüssen – das alles und noch viel mehr ist der „Frautag“ in Jetzendorf, quasi der Nationalfeiertag in der kleinen Gemeinde im oberen Ilmtal.

Eigentlich erinnert der Frautag an die Bedeutung des Festtages „Maria Himmelfahrt“ und weist zurück auf das Jahr 1713, als eine Kopie der Schwarzen Madonna von Altötting in der Jetzendorfer Pfarrkirche aufgestellt wurde. Die jährlichen Wallfahrten am 15. August zur Schwarzen Madonna von Jetzendorf erforderten eine Verköstigung der Pilger, und so entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte der Frautag zum größten eintägigen Jahrmarkt in Bayern, ein Markt, der auch kurz vor seinem 300-jährigen Jubiläum im nächsten Jahr nichts von seiner Anzugskraft verloren hat.

Als Besonderheit stand heuer die 3,60 Meter hohe Madonna des Bildhauers Siegfried Stichlmair im Schlosspark. Die Skulptur entstand aus einer 230 Jahre alten Eiche, die 2006 im Schlosspark von Jetzendorf ihr Leben beendete – und den Künstler in ihrer Form an den Mantel der Mutter Gottes erinnerte. So entstand die hölzerne Madonna, die schon 2010 bei der Beerdigung von Baron Hans-Christoph von Freyberg in Jetzendorf zugegen war. Viele der fast 20000 Besucher an diesem Feiertag aber fanden den Weg in den Schlosspark zur Madonna nicht, doch Pfarrer Konrad Eder war’s zufrieden: Am Eingang zum Schloss sammelte er Spenden für die dringend notwendige Renovierung des Turms der Jetzendorfer Pfarrkirche, an der man sich mit dem Erwerb eines Legosteins, eines symbolischen Bausteins, beteiligen konnte.

Am Fuße des Schlossbergs aber: Wunderbares Wetter, über 200 Fieranten, ein unfassbares Angebot an außergewöhnlichen Waren und kulinarischen Genüssen – und die Gäste hatten ihr Vergnügen in der Budenstraße. Beim Metzger Buchberger spielte eine Band zur Untermalung der kulinarischen Genüsse auf – „a Mass und a Schweinswürstl genga no imma!“ –, bei Gianni gegenüber dominierten italienische Schmankerl, der Biergarten beim Postwirt war besetzt bis auf den letzten Platz, und die Kinder freuten sich über den Schwung auf der Schiffschaukel und eine neue Runde auf dem Karussell. Unglaubliche Raritäten bot der Flohmarkt des TSV für geduldige Entdecker, in der Weinlaube des Tennisclubs saßen nicht nur die, die einen edlen Tropfen, sondern auch ein Weißbier nebst Kaffee und Kuchen zu schätzen wissen, und abends zog es die Jungen und Junggebliebenen in die Disco unter dem Maibaum.

Viele Gäste waren in Dirndl und Lederhose nach Jetzendorf gekommen, und bei Sonnenuntergang beobachtete ein altersweiser Herr, der sich in der TC-Weinlaube gerade seinen zweiten Schoppen genehmigte, die landhausmodisch angehauchten Flaneure auf der Hauptstraße. Da schob er den originalen Trachtenhut aus der Stirn, nippte an seinem Glas und murmelte: „Spoznwal und Zwetschgnosch“ (auf Hochbairisch: „Spatz’nwad’l und Hintern, de wo an Zwetschg’n gemahnen“). Noch ein Mal nippte er, wischte sich resignierend über den Mund und fügte hinzu: „Besser als Spatzenhirn im Zwetschgenwasser“. Dem bleibt von unserer Seite nichts hinzuzufügen.
 

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