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Hopfenüberproduktion nimmt deutlich ab

(Wolnzach/Niederlauterbach, ted)

Es scheint immer die Sonne, wenn Georg Breitner Brauer und Hopfenwelt zum Niederlauterbacher Hopfentag der IGN lädt. Ein Polaris-Bier gefällig, bevor es zum Hartl-Hof mit dem Bus weitergeht? Um 15 Uhr erfährt die Fachwelt im Gasthaus Reich, wie die Ernte 2012 am Markt liegt, gefolgt von Prof. Heißenhubers Agrarpolitik-Bewertung.

Hüll-Züchter Lutz und Frau Dr. Seigner stellten die Hüller Flavour Hops vor. Einer von ihnen ist Polaris. Er verwandelt Bier in ein Vollgeschmackserlebnis, mehr fruchtig, auch frisch, aber nicht kaltfröstelnd. Etwas für Biertrinker, die dem Einheitsgeschmack entweichen wollen. Im Alkohol sehr niedrig brauchbar, ohne dass der Trinker das Bier dünn empfindet. Polaris enthält viele Öle, die ihm nicht anmerken lassen, dass er ein Alpha von über 20 % trägt.

Der Vorsitzende des Hallertauer Hopfenpflanzerverbands, Josef Wittmann, stellte die Hopfenschätzung 2012 vor, nachdem die Hopfenkönigin Elisabeth Fuß und Landrat Martin Wolf der IGN zur ihrem 25jährigen Bestehen gratulierten. Wolf: „Qualität stand bei der IGN immer im Mittelpunkt und wird die Zukunft der Hallertau bestimmen.“ Längst habe die IGN die Vorreiterrolle für die ganze Hallertau übernommen mit Georg Breitner als „Motor“.

Die Hallertau wird 2012 deutlich weniger Hopfen erzeugen als im Vorjahr (- 10 %) 1000 ha sind stillgelegt (- 7%), der Ertrag falle wegen der Trockenheit auch um ca. 3 %. So soll die Hallertau auf 585000 Ztr. (29250 t) kommen (Bundesgebiet 683500 Ztr.). Wittmann zitierte jede Sorte mit ihrem geschätzten Hektar-Ertrag, wobei die Sorte Magnum mit 41,25 Ztr. gut abschneidet und der Herkules heuer auf 61,62 Ztr. abfällt.

Dr. Pichlmaier berichtete über die Zahlen vom IHB-Kongress in Rumänien. Die USA fahren 2012 ihre Produktion auf 3200 t Alpha zurück. Hochalpha weiche mit -16 % den neuen Flavour Hops (+ 63 %). Ein Paradox, weil die USA immer die ertragsstärksten Hochalphasorten einfuhren, während die Hallertau bei den Aromahopfen qualitäts- und mengenmäßig die Nase vorn hatte. Sie wird mit 3800 t Alpha den Weltmarkt nun deutlich anführen. Die übrigen großen Hopfenanbaunationen fahren ihre Alphamengen ebenfalls zurück, wobei Polen. Slowenien und selbst Tschechien keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Bei China wird die Alphamenge auf 800 t geschätzt.

Im Fazit sieht Dr. Pichlmaier den Alphaüberschuss aus 2012 bei 800 t, wodurch weitere Flächenzurücknahmen unerlässlich sind. Die Gesamtüberproduktion summiere sich grob geschätzt auf 10600 t Alpha, wobei die Lagerbestände im Alpha über die Jahre abnähmen. Andererseits sind die 8000 t Weltalphabedarf in 2013 womöglich doch um diese Differenz zu kürzen – so liegt der Netto-Netto-Bedarf eher bei 7500 t Alpha.

Die Hallertau verfüge über ein sehr breites Sortenspektrum bis hin zu den Flavour Hops und neuen Sorten, wodurch sie sehr gut aufgestellt sei. Enscheidend für die Zukunft der Märkte wid allerdings sein, wie schnell die Lagerbestände abgebaut werden. So falle ihm eine Marktprognose schwer. Doch klang aus seinen Worten, dass er eher eine „sanfte Landung“ annimmt.

Walter König referierte über die Braugerstenernte 2012. Die Flächen waren zu Jahresbeginn kräftig ausgeweitet worden, doch ließ die Witterung daraus mehr Futtergerste entstehen. Dennoch resultiert in Bayern, Deutschland und Europa eine gute Ernte an Braugerste. Der Preis bleibe aber hoch, weil die Weltgetreideernte 2012 insgesamt schlecht ausfällt und die Märkte vernetzt sind.

Diesen Umstand erklärte Prof. Heißenhuber in seinem Vortrag über die "Nachhaltigere Landwirtschaft vor dem Hintergrund der Energiewende“. Er sieht sehr wohl Konflikte zwischen Zielen der Ökologie, Ökonomie und des Sozialwesens. Die steigenden Ölpreise lassen auch die landwirtschaftlichen Produkte teurer werden, wenn sie Öl substituieren können. Auch wenn durch Zertifikate darauf geachtet wird, dass keine Urwälder für Energieplantagen gerodet werden, so weicht die Lebensmittelversorgung doch dorthin aus. Heißenhuber verurteilte den Mundraub von Agrarprodukten in Entwicklungsländern durch ausländische Investoren. Wegen der gestiegenen Preise seien bald keine Subventionen der Landwirtschaft mehr nötig. Marktverwerfungen gäbe es überall. Mit Aufklärung der Verbraucher auf den Etiketten ließe sich Chancengleichheit im Regal für Qualitätsprodukte erreichen – zumindest sei dies den Versuch wert. Auch die IGN stelle ihre Qualität heraus und sei auf richtigem Weg.

 

 

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