Traditionsberuf Hopfenbauer
(Wolnzach, js/hr)„Willkommen in der Hopfenmetropole“ – Wolnzachs Begrüßung am Ortseingang. Wogende Hopfengärten umranden die idyllische Ortschaft mitten in der schönen Hallertau. Das Zentrum des Hopfenanbaus floriert international, die Hallertau gilt als größtes Hopfenanbaugebiet der Welt. Doch die Traditionsbetriebe schwinden zunehmend.
Der Landwirtschaftsbetrieb von Rudolf Randlzhofer gehört zu den letzten aktiven Familienbetrieben der Marktgemeinde. „In Wolnzach gibt es nur mehr neun ortsansässige Hopfenbauern!“, bedauert Rudlof Randlzhauser den Rückgang. Eine verschwindend geringe Zahl für das Herz der Hallertau. Doch diese rückläufige Tendenz ist für die ganze Region zu beobachten. Laut Hopfenpflanzerverband hat sich in den letzten 20 Jahren die Zahl der Hopfenanbaubetriebe von 5000 auf 1300 verkleinert. Denn die mangelnde Wirtschaftlichkeit zwingt jährlich 50 Hopfenbauern dazu, ihren Anbau einzustellen. Die verbleibenden Betriebe dagegen vergrößern ihre Hopfenfläche, um auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Der Durchschnittsbetrieb hat deswegen heute circa 13 Hektar Hopfen. In der Hallertau gibt es zurzeit rund 1.000 Betriebe mit einer Durchschnittsfläche von 14 Hektar Hopfen.
Mit seinen rund 80000 Stöcken Hopfen, liegt der Randlzhofer Betrieb damit eindeutig über dem Durchschnitt. „Perle, Magnum, Hercules und ein bisschen Nugget. Das sind unsere Hopfenarten“, erläuterte Rudi sein Sortiment. Während der Hopfenernte ist da der ganze Hof in Aufruhr. Jede Hand wird gebraucht, um das wertvolle Grundelement des berühmten bayerischen Bieres abzuernten und produktionsfertig zu verarbeiten. Die bis zu sieben Meter langen Hopfenreben werden zwar nicht mehr wie früher per Hand von den Gerüsten der Hopfengärten abrissen, doch um die Hopfenzupfmaschine zu bedienen, benötigt es tatkräftige Unterstützung. „Jetzt reichen mir drei Gastarbeiter, um die komplette Ernte einzufahren.“, lobt er den technischen Fortschritt.
Auch in der weiteren Verarbeitung zeigt sich die Automatisierung. Nach dem Trennen der Dolden von den Rispen, werden die grüngoldenen getrocknet und konditioniert. Wo sich der Landwirt früher rein auf sein Gefühl verlassen musste, messen jetzt Sonden und Fühler den genauen Feuchtigkeitsgehalt des Hopfens. „Der ganze Prozess ist computergesteuert. Mein Handy benachrichtigt mich, wenn der Hopfen fertig ist.“, erklärt Rudi. Unvorstellbar, welche Entwicklung die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten genommen hat.
Doch auch wenn im Betrieb und auf dem Feld fast alles maschinell abläuft, muss man hin und wieder selbst Hand anlegen. „Das kommt immer mal vor, dass das Abreißgerät eine Rebe übersieht! Dann ist noch echte Handarbeit gefragt!“, so Dieter, der seit über zwölf Jahren bei der Hopfenernte hilft.
Auch wenn viel von der Tradition und der Nostalgie mit der Zeit verloren ging, so hinterlässt Hallertaus Markenzeichen jedes Jahr aufs Neue einen einmaligen Eindruck. Nicht nur die Wolnzacher selbst, sondern auch viele Touristen schätzen die besonders aromatische Luft zur Erntezeit. Der volle, herbe Duft erinnert ein wenig an Wiesenblumen und verzaubert durch seine Einzigartigkeit die gesamte Region. Das satte Grüngold der Dolden und die wogenden Hopfengärten symbolisieren nicht nur die Fruchtbarkeit der Hallertau, sie verkörpern die traditionsreiche Geschichte einer ganzen Kultur.
Kommentare
Kommentar von Maxi1932 |
Sehr gute Info übe rden Hopfenanbau und der Vermarktung. Weiter so; gratuliere. Maxi1932
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