Die Krieger mit den Vogelhelmen
(Manching, js)Steht Manching und Umgebung bereits für ihre keltischen Vorfahren und die antiken Funde, wagt das kelten römer museum manching, nun mit der Sonderausstellung „Roms unbekannte Grenzen“ den Blick über den Tellerrand des einst mächtigsten Reiches der Weltgeschichte, dem Imperium Romanum, hinaus.
Die Ausstellung archäologischer Funde aus dem heutigen Rumänien und Ungarn, darunter zahlreiche Neuentdeckungen, lenkt die Aufmerksamkeit eher auf den Nordosten der großen Donau-Theiß-Tiefebene und auf Siebenbürgen (Transsilvanien). In einem Rundgang durchwandert der Besucher die antike Zeitgeschichte, angefangen bei den Kelten im 4. Jahrhundert vor Christus über die Daker bis hin zu den Römern im 4. Jahrhundert nach Christus.
Seit Heodot im 5. Jahrhundert v. Chr. die Völker seiner Welt beschrieb, waren griechische und später römische Autoren von den Reitervölkern im Osten fasziniert. Ihr Urteil über Kelten, Daker, Sarmaten und Vandalen schwankte zwischen Bewunderung für die Gewandtheit zu Pferde und Mitleid mit der vermeintlich fehlenden kulturellen Raffinesse. Verschafft man sich beim Besuch der Ausstellung selbst ein Bild über die bisher wenig beachteten nachbaren der Hochkultur Roms, sprechen die Exponate eine ganz andere Sprache.
Unter den Funden befinden sich Gegenstände aus spektakulären Kriegergräben insbesondere der Kelten und Daker, ferner der Sarmaten und Germanen. Die Daker, eine Steppenreiterkultur, welche parallel zu den Kelten im heutigen Rumänien siedelten, zeichnete ihre orientalisch-griechische Prägung, erkennbar an Krummschwertern und Langsäbeln sowie an Kleidung und Schmuck, aus. Im Gegensatz zu dem eher unsteten Wandervolk der Kelten, bauten die Daker, deren Heimat die rauen Berge Rumäniens, damals von den Römern als Provinz Moesiae genannt, mächtige Festungen, die als Refugium und Kriegsstützpunkt dienten.
Neben der Waffenschmiedekunst, werden auch Teile der damals eingesetzten Rüstungen, einmalig erhaltene bronzene Beinschoner sowie Kettenhemden ausgestellt. Aber nicht nur kriegerische Aspekte beleuchtet das Manchinger Museum mit einmaligen Funden, auch Schmuckstücke, Vorratsgefäße und ausgestellte Urnen des Grabkultes runden den Einblick in die antike Geschichte ab. Besonders aufsehenerregend ist der ausgestellte Vogelhelm, ein Relikt der Kelten. Autoritär muss derjenige gewirkt haben, der den bronzebeschlagenen Kopfschutz mit aufgesetztem Jagdvogel, dessen Flügel auch noch beweglich waren, trug.
Der Grund für den Blick auf diese spezielle, östliche Region Europas ist die Gemeinsamkeit der Donaunähe. Für den interessierten und bewanderten Besucher erschließt sich ein raffinierter Vergleich zwischen der Situation unserer Kelten im Donaugebiet und der rumänischen Parallelkultur. „Es gibt feine, aber offensichtliche Unterschiede!“, erklärte die klassische Archäologin Maria Messner. So hatten unsere Kelten beispielsweise keinerlei Tiersymbole an Gefäßen und Vasen, dies stamme eher aus dem griechischen Kulturkreis. Die Schmuckstücke wiederum seien weit verbreitet und belegen, dass Handelsbeziehungen zwischen einzelnen Völkern auch damals schon Gang und Gebe waren.
Die Exponate stammen aus Partnermuseen, unter anderem in Satu Mare (Sathmar) in Rumänien und Alba Iulia (Karlsburg). Dank der mehrmonatigen Vorbereitungen durch den Museumsleiter Wolfgang David und seine Mitarbeitern zum Transport und der Präsentation der Ausstellungsstcke, die zu den wertvollsten nationalen Kulturgütern Rumäniens und Ungarns zählen, sind sie nun zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Die Sonderausstellung kann noch bis 17. Februar 2013 im kelten römer museum manching bestaunt werden. Für speziell Interessierte bietet das Museum jeden Sonntag vertiefende Führungen an.
Als die Römer im zweiten Jahrhundert nach Christus unter Kaiser Hadrian an ihre Grenzen stießen, befanden sie sich in enger Nachbarschaft zu ihnen unterlegenen und bis heute unterschätzten Kulturen. Damals verblassten diese Randvölker unter dem allmächtigen Glanz Roms. Was man heute wiederfindet, sind Relikte aus einer Zeit, die uns wenig Material hinterlässt wie das Leben dieser Kulturen tatsächlich aussah. Doch Eines ist gesichert: Kelten und Daker waren den Römern vielleicht unterlegen, aber dennoch auf ihre Weise einzigartig und prägend, auch für unsere Region.
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