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PamP und TV Smith: Purer Punk beim Stil

(Wolnzach, lot)

Wie war das? Punk: Drei Akkorde, kein Rhythmus und im Zweiertakt? Von wegen: Beim Stil-Wirt lieferten PamP und TV Smith den Beweis dafür, dass man dem Punk eine musikalische Kraft mitgeben kann, die dem Teufel glatt ein drittes Horn wachsen lässt.

Dass parallel zum Konzert das Fußballländerspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden lief, beeinflusste möglicherweise die Anzahl der Gäste im Stil-Wirt, nicht aber die Stimmung. Mit „Jetzt geht’s los“ betrat PamP die Bühne; Deutschland führte bereits 2:0. Der Sänger der Garden Gang, mit der Wirt „Muskel“ Appel des öfteren auf Tour geht, brachte zum Einheizen – solo auf der Gitarre – ein Acoustic-Set aktueller Garden-Gang-Songs, die belegten, dass Punk durchaus mit Songwriter-Qualitäten kompatibel ist. PamPs Songs steigerten sich bis zur 4:0-Führung der Deutschen in elegante Schmissigkeit.

Der Niedergang der Deutschen, die letztendlich in ein klägliches 4:4-Unentschieden stolperten, lief reziprok synchron zum fulminanten Auftritt des TV Smith. Er ist der letzte Cowboy des Punk, eine Legende, die, wie er ironisch blitzend so nebenbei fallen ließ, eigentlich nur in großen Hallen spielen sollte, doch wo sei die pure Lust des Punk noch mehr zu fühlen als in diesen kleinen, aber feinen Gigs wie hier, beim Stil?
 

Trägershirt, Ellbogenwärmer und die Powergitarre, die alles kann: Auch TV Smith offenbarte sein Songwriter-Qualitäten, ohne den Punk in sich zurückzustellen – als hätte er ihn in seiner Heimat London aufgesogen wie Muttermilch. Sein Spiel auf den sechs Saiten ist härter geworden, britischer und gleichsam präziser, und das Image des unruhigen „Zappelphilipps“ aus früheren Auftritten ist etwas verschwommen – die Altersweisheit beim 58-Jährigen macht sich wohl zärtlich bemerkbar, kann dem Musiker aber nichts nehmen von der Ehrlichkeit, die er ausstrahlt.
 

Seine intonierten Geschichten aus dem Leben der Underdogs tragen eine Botschaft und passen exakt zu dem, was er auch in seinem Outfit propagiert: Es braucht nicht viel, um gut zu sein, und so weckt er in einem die Lust, die Dinge wieder zu teilen. Alles reicht ja für alle, und spätestens bei seinem Song „It’s expensive to be poor“ fühlt jeder im Stil-Wirt, wo der sanfter gewordene Punker mit der teuflischen Power hin will – in den sozialen Sozialismus, irgendwie und mit allen.
 

Kein peinliches Unentschieden auf jeden Fall, ein musikalisch-kritischer Sieg also auf der ganzen Linie!
 

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