Vier Solisten, eine Band: Samuel Blaser Quartet in der Künstlerwerkstatt
(Pfaffenhofen a.d. Ilm, cs)Der Schweizer Posaunist Samuel Blaser gab am Sonntagabend in der Kulturwerkstatt vor ausgewähltem Publikum mit seinen Bandkollegen Marc Ducret, Bänz Oester und Jeff Davis ein Konzert der Extraklasse. Skurrile Takte, Klänge und Spielweisen unter Hard Bop und Free Jazz zeichnen die Musik aus, die durchaus auf Verwirrung stößt.
Eine kurze Einführung und schon legten die Jungs los. Was anfangs zu hören war, könnte man am besten als „quer durcheinander spielen“ bezeichnen. Mit der Zeit des Mithörens ergab sich aus der wirren Musik dann doch eine Struktur in der Spielweise. Samuel Blaser betätigte die Posaune, basslastige Klänge zauberte Bänz Oester am Kontrabass herbei, Marc Ducret lieferte dazu kräftige Melodien, geschüttelt mit viel Spontaneität. Am Schlagzeug gab Jeff Davis den Takt an – sofern kein Schlagzeugsolo daraus wurde. Es klang so, als würde jeder der vier Musiker sein eigenes Musikstück, sein eigenes Solo spielen. Abwechselnd stechen die Instrumente heraus und gaben das Können ihrer würdigen Besitzer wieder.
Die Stücke, die die Band in der Künstlerwerkstatt spielte, waren ausschließlich Playalongs, ohne Stimme und mit viel Improvisation. Vor allem das erste Stück ist so gestaltet, dass der Zuhörer den Eindruck bekommt, das Werk verschwimmt zeitweise in sich, dann wird es wieder klarer. Rauschähnlich, reizüberflutend, komplex – die Künstler spielten ihre Parts vorwiegend mit Notation. Als ungeübter Zuhörer verliert man sich in den Liedern, man findet schwer den Takt, besonders wenn das Schlagzeug gerade einmal nicht spielte.
Das Spiel der Instrumente war anders, als man es tagtäglich beobachten kann. Jeff Davis scharrt beispielsweise mit seinen Drumsticks quer über das Ridebecken oder trommelt mit den Händen. Blaser benutzt den Dämpfer seiner Posaune, um die Töne zu verziehen und Marc Ducret erzeugt seine Akkorde, indem er mit der Hand auf die Saiten schlägt. Manche Momente bei dieser Musik könnte man mit „Einsamkeit“, „Verlassenheit“ bis über „Sehnsucht“ betiteln – nur um ein wenig in den Klang hineinzuinterpretieren. Charakteristisch für die Band ist vor allem das „Frage-Antwort“-Spiel zwischen Gitarre und Posaune. Quietschende Riffs folgen auf kräftige Töne der Posaune und vice versa.
Fünf Playalongs spielten die vier Jungs an diesem Abend auf mit einem Kontrastprogramm von laut bis leise, schnell und langsam und über eigene Fehler beim Spielen können sie nur scherzen. Locker war die Atmosphäre, das Publikum überschaubar, aber interessiert. Und das Highlight schlechthin: eine große Band zum kleinen Preis. Der Eintritt war nämlich frei.
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