Shalom zum Holocaust-Gedenktag
(Pfaffenhofen, mh)Angesichts des auch in Bayern wieder erstarkenden Rechtsextremismus soll der bundesweite Gedenktag, der an den Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erinnert, durch das Projektseminar des Schyren Gymnasiums Pfaffenhofen in den Focus gerückt werden. Mit dem Ensemble KlezMotion, das ohne Gage an diesem Abend spielte, kam typische Klezmer Musik mit all ihren Schwingungen, die an menschliche Sprache erinnern, zu Gehör.
Die Schüler hatten bereits im Vorjahr, im ersten Semester ihres zweijährigen Seminars, einen beeindruckenden Augenzeugenbericht mit dem Holocaust-Überlebenden Franz Rosenbach gestaltet. In dieser Veranstaltung war das geschriebene Wort an der Reihe. Kulturreferent und Buchautor Rainhard Haiplik (Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz) erzählte eindrucksvoll über die Begebenheiten zur Nazi - Diktatur in Pfaffenhofen. Auschwitz ist nicht irgendwo, auch in Pfaffenhofen gab es jüdische Mitbürger, und der braune Mob verschonte niemanden. In Nachbarschaft zum Müllerbräukeller und Pfaffelbräu in dem „die Bewegung“ ihren Lauf in unser Kleinstadt nahm, ist auf dem Platz hinter der Stadt-Pfarrkirche ein Denkmal für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in künstlerischer Bearbeitung. Bluthochzeiten mit Paaren aus ganz Deutschland wurden in eben diesem Rathaus-Saal, in dem an diesem Abend das Gedenken stattfand, abgehalten. Die Spuren sind noch frisch, 70 Jahre danach, es ist gut, wenn Schüler einer 12. Jahrgansstufe die Erinnerung bewahren. Es waren unsere Väter, Großväter und Urgroßväter, die Zeitzeugen werden knapp, Geschichtsklitterung gab es genug. Der Holocaust, sprich die systematische Vernichtung eines ganzen Volkes, war im Rassenwahn der „Ariosophen“ begründet, sollte mystisches Mittel zur Rückzüchtung in ein reines Volk sein. Der Mensch mit seiner ganzen Vielfalt war nichts, die Rasse zählte. In Zeiten von Genmanipulationen eine große Aufgabe für Ethik und Kultur, dem Thema ein Gesicht zu geben.
Der koschere Knigge von Michael Wuliger half mit seinen leichten bis heiteren Ratschlägen im Umgang mit Juden neben der mitreißenden Musik, etwas lockerer auf den Rathaus - Stühlen zu sitzen. Die Schüler um ihre Seminarleiterin Frau Kettner wollten, dass sie selbst und die Besucher etwas lernen bei dieser Aufführung, das funktioniert bekanntlich mit einem Lächeln am Besten. Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing mit der Ringparabel, die die Ohnmacht der Religionsführer deutlich macht, war der gelesene Kern dieser Veranstaltung. Keiner hat den wahren Ring, die richtige Religion, wir selbst haben die Möglichkeit, miteinander auszukommen und dem Anderen so viel Platz zu lassen, wie wir selber gerne hätten.
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