Margot Käßmann in Pfaffenhofen
(Pfaffenhofen, mh)Margot Käßmann in Pfaffenhofen
Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Margot Käßmann, hatte auf Einladung der Hallertauer Volksbank in der Turmberghalle zu Rohrbach ihren großen offiziellen Auftritt. Ihr Thema dort „Christliche Werte in unserer Gesellschaft“ fand zwar reichlich Zuspruch, allein, das Zeitfester war einfach zu kurz bemessen.
Eine Rhetorikerin ihrer Güte blüht erst im kleineren Rahmen so richtig auf. Gelegenheit dazu ergab sich am nächsten Tag im Gemeindezentrum der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde im Landkreis Pfaffenhofen! Der lichte Bau an der Ilm war zu früher Stunde schon sehr gut besucht und die Gemeindemitglieder hatten sich zum lockeren Frage/Antwort Spiel gut gerüstet.
Es gab kaum eine Nachricht des letzten Jahres, zu der die Hannoveranerin nicht befragt wurde. IS Terror, Kindsmissbrauch in der Kirche, Waffenexporte, Eizellenverwertung durch Großkonzerne, Flüchtlinge vor der Tür, aber auch Geistliches wie Nächstenliebe und das Verhältnis zu der katholischen Bruderkirche.
Das gemeinsame Abendmahl ist das große Thema von Margot Käßmann, das war deutlich herauszuhören. Professorin Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann ist auch Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, das auch in Pfaffenhofen zur Sprache kam. Dem größten Teil der Thesen, die Luther damals an die Kirchentür schlug, würden Katholiken heute zustimmen. Einer Trennung der Glaubensrichtungen wäre praktisch die Grundlage entzogen.
Käßmann empfiehlt den Deutschen „Pazifismus“ und erzählt von ihrer Begegnung mit Konstantin Wecker und „kritischen“ Journalisten. Die 58-jährige wirkt locker, in ihrer freundlichen, aber bestimmten Art, große verworrene Themen einfach und bestimmt zu erklären. Einen Grund zur Nachfrage liefert sie nicht, man braucht eher etwas Zeit, das Gehörte zu verdauen.
Beim aktuellen Thema Freitod bleibt sie bibelfest, verweist eher auf die Auferstehung, die dem Tod nicht das letzte Wort lässt. Der Schmerz der Zurückgebliebenen ist eher ein Vermeidungsgrund zum geplanten Suizid, auch bei schwerster Krankheit. Auch einen alten Menschen gehen lassen zu können, ist kein Widerspruch.
Bei Flüchtlingen vor der Haustür Europas klingen der sich jährende, friedliche Mauerfall und die Situation nach dem zweiten Weltkrieg an. Jemand Heimat geben, großzügig zurücktreten, oder aktiv Position beziehen, Asyl ist nicht nur ein Wort, es ist eine Grundhaltung. Niemand hat die Wahrheit gepachtet, sie stellt keinen Besitz dar, ein friedlicher Austausch bereichert alle. Bei dem Thema wären mir beinahe der heilige Martin und die Pferdediskussion in Pfaffenhofen rausgerutscht.
Ich hätte dieser besonderen Frau noch stundenlang zuhören können, allein nach zwei intensiven Stunden musste sie zum Zug. „Lebe du so, damit sich die anderen fragen, warum du so lebst!“ Danke für dieses Schlußwort.
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