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Brau-Beviale: Bier und Hopfen werden spannend

(Wolnzach/Nürnberg, ted)

Alle Vorzeichen gehen nach oben. Die Rekordernte 2014 (+11.000 t in Deutschland) ist gänzlich verkauft zu anständigen Preisen. 2015 ist vertraglich zu 85 % gesichert. Die Nachfrage nach Aromahopfen insbesonders den Special Flavor Hops steigt v.a. aus den USA. Deutschland wird die Hochalphasorten weiter steigern, v.a. in dem Maße als sich die USA daraus zurückziehen.

Die Pressekonferenz des Hopfenwirtschaftsverbands in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Hopfenpflanzer am 2. Tag auf der Brau-Beviale in Nürnberg gehört seit Jahren zu den wichtigsten Terminen des Hopfenmarkts. Heuer herrschte beste Stimmung bei allen Referenten und Verbänden. Hopfenwirtschaftsverbandspräsident Peter Hintermeier schilderte die Weltlage am Hopfenmarkt. Die US-Craft-Bauer beanspuchten nahezu den ganzen US-Aromahopfenmarkt, der der Nachfrage nicht hinterherkommt. Sie sind die treibende Kraft. Auch wenn Hintermeier noch Unsicherheiten über die zukünftige Entwicklung der Craft-Bier-Szene äußerte, so zweifelt niemand, dass das zweistellige Wachstum dieser neuen Brauer einige Jahre anhalten wird. Die Verknappung des Hopfens wird so zur Dauererscheinung. Entsprechend gingen die Preise nach oben. Auch in der Hallertau kletterten die Vertragspreise seit September. Flächenausweitungen sind Gebot der Stunde.

Die anderen Hopfenanbauländer fuhren bis auf Polen (1.850 t) eine gute Durchschnittsernte ein: v.a. Tschechien mit 6.000 t und Slowenien mit 2.400 t. China ist auf 5.700 t weiter geschrumpft. Die Weltalphaproduktion erreichte 9.200 t bei einem errechneten Bedarf von 9.700 t, so dass die Lagerbestände schrumpfen. Dr. Johann Pichlmaier, Vorsitzender der Deutschen Hopfenpflanzer, ging in seinem Referat auf Deutschland ein. Der Herkules überraschte in Menge und Alpha erneut. Die sehr gefragten neuen Special Flavor Hops aus Hüll, Mandarina Bavaria, Hallertau Blanc und Huell Mellon, brachten einen guten Ertrag. Sie stehen jetzt in größerer Menge zur Verfügung. Die Pilzkrankheiten hielten sich trotz des vielen Regens in Grenzen. Die Mengensteigerung gegenüber dem Vorjahr von 40 % täusche. Gegenüber dem normalen Jahr 2012 liegt sie nur bei 10 %. Da die Freihopfenpreise gut blieben, erreichten die Pflanzer ein starkes Einkommensplus, das für Investitionen benötigt werde.

So müssen Erweiterungen finanziert werden. Dr. Pichlmaier warnte aber vor eigenmächtigen Flächenzuwächsen. Sie sollten vertraglich gedeckt sein. Die steigende Sortenvielfalt lässt den Hopfen als Bierrohstoff „wieder spannend werden“. Stefan Stang vom Verein privater Brauereien in Bayern berichtete von einem gestiegenen Bierausstoß in 2014 (Deutschland + 1,1 %, Bayern + 4 %). Kleine Braustätten entstehen. 90 % der Bauer in Deutschland seien mittelständische Unternehmen, auch Craft-Brauer. Stang lobte die neue Biervielfalt, die Differenzierung, den Rückgriff auf alte Biersorten. Dazu brauche es ein entsprechend vielfältiges Hopfenangebot. Er lobte die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Pflanzern, Institutionen und vor allem der Hopfenforschung in Hüll.

Nicht ohne Stolz lud Stang zur Nachmittagsveranstaltung ein: wenn die besten Brauer der Welt mit dem European Beer Star geehrt werden, einem der bedeutendsten Wettbewerbe der Branche.

Dem schloss sich Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, voll an. Er lobte das Zwischenmenschliche. Die langfristige Ausrichtung der Hopfenproduktion brauche starke Verträge. Im Jubläumsjahr könne nicht kurzerhand über beliebig viel Hopfen verfügt werden. Er müsse jetzt bestellt werden. Übrigens gehen 20 % des bayerischen Bieres in den Export. Die nächsten Special Flavor Hops stehen in Großversuchen und könnten nach Brautests in größerer Menge dann schon zugelassen werden.

Hier entfaltete sich auch die Diskussion. Neue Special Flavor Hops seien sehr gefragt. Es dürfe auch nicht der Eindruck entstehen, dass die Hallertau in der Aromahopfenproduktion zurückfalle. 15-20 % des deutschen Hopfens gehen bereits an US-Craft-Brauer. Steigerungen seien natürlich erwünscht, erforderten aber neue Flächen. Die Mindestpreise bei den Hauptsorten lagen bei 4,50 – 4,80 € pro Kilo. In den USA stünden bei den IPAs der Craftbrauer Veränderungen an. Neben einer absehbaren Sauerbierphase werden neben Cascade und Cascuit andere Aromahopfen benötigt, um zu einer größeren Vielfalt zu kommen. Otmar Weingarten, Geschäftsführer der Hopfenpflanzerverbände, berichtete von 9 verschiedenen Craft-Bieren am eigenen Stand auf der Brau Beviale. Ein neuer Stamm biete eine Pfirsich-Note.

Erstmals wurden die besten Hopfen Deutschlands geehrt als „Hop-Champions“ auf der Messe. Sie sind die Sieger der Hopfenbonitierung. Die Medaillen stiftete das Deutsche Landwirtschaftsministerium. Alle deutschen Hopfenköniginnen waren gekommen und assistierten.
 

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