Wie kommt er nur da drauf? - Jochen Busse im Stockerhof
(Pfaffenhofen, rt)
Eine kabarettistische Glanzleistung lieferte Jochen Busse mit seinem Programm "Wie komm’ ich jetzt darauf?" im vollbesetzten Pfaffenhofener Stockerstadel ab. Der 73-Jährige agierte authentisch wie auch originell als vergesslicher Senior und wob temporeich private Schwierigkeiten ebenso elegant wie unnachahmlich in das politisch-gesellschaftliche Geschehen ein.
Das Seniorendasein ist nicht einfach, vor allem dann, wenn man ständig vergisst, was man eigentlich sagen wollte. Selbstironisch gab sich Busse in der Rolle eines alternden, jedoch noch mehr oder weniger rüstigen Mannes, der noch mitten im Leben stehen will und doch den Sensenmann schon in der Nachbarschaft parken sieht. Vor dem imaginären Hintergrund einer Wohnungsabschiedsparty legt Busse mit Hühnersprache in einem atemberaubenden Tempo los.
Befreundete Ärzte reden auf ihn ein, Ernährungsberater gleichermaßen - "Einfach immer alles gut durchkauen, auch Milchreis" - und viele, die es vermutlich alle gut mit ihm meinen. Und zu allem Überfluss muss er nun auch noch von der Stadt aufs Land ziehen. Eine Wohnung im fünften Stock mit 148 Stufen sei doch für seinesgleichen nur noch "aktive Sterbehilfe" meint Busse. Obgleich Frauen ab einem bestimmten Alter "zunehmend Lust auf Natur" verspürten und sich zum Erstaunen ihrer Gatten "in großen Bodenvasen staubtrockene Zweige ins Wohnzimmer" platzierten, während sich der Herr des Hauses "zwölf Flaschen Weizenbier auf dem Fenstersims als Ziergetreide stellt." Ehepaare hielten trotz alledem zusammen. Und zwar wegen der nicht abgezahlten Immobilien.
Goethes "Faust" gibts bei Busse in einer zeitgemäßen SMS-Fassung, den orthopädischen Discofox obendrauf. Natürlich sei er geistig und körperlich noch topfit, um sich gleich darauf – wie noch des Öfteren an diesem Abend – zu fragen: "Wie komm’ ich jetzt darauf?" Der Altmeister des Kabaretts zielt unbarmherzig und ohne Unterlass mit verbalen Schnellschüssen ins Schwarze. "Nächster Halt: Badezimmer" heißt es bei ihm etwa, wenn es mit dem Treppenlift im neuen Haus nach oben geht.
Und wo er gerade bei Thema ist: Herren, die mit 70 Jahren noch einmal Vaterfreuden genießen möchten, sollten auch mit dieser Situation rechnen: "Wenn Sie dann mit Ihrem Kind in die Drogerie gehen und nach Pampers fragen, müssen Sie auch mit der Gegenfrage rechnen, welche Größe Sie denn tragen." Junge Frauen seien für alte Männer nun mal keine Lösung, lautet sein Fazit. In seinem Alter, so Busse. werde man ohnehin häufiger vom Hausarzt abgetastet als von der eigenen Partnerin. Und wenn diese tatsächlich mal "Lust auf etwas Heißes im Bett“ verspüre, falle manchem Senior nichts Besseres ein, als das Thermostat der Heizdecke um eine Stufe höher zu stellen: "Wie komm’ ich jetzt darauf?“ Seitenhiebe fingen aber auch für Alt-Politiker wie etwa der frühere SPD-Bundeskanzler ein: "Schmidt gilt ja schon als Bundesstraße, soviel Teer wie er in seiner Lunge hat."
Busse, der bereits mit dem "Bambi" und dem Deutschen Comedy-Ehrenpreis ausgezeichnet worden ist, tourt mit "Wie komm’ ich jetzt darauf?“ erstmals mit einem Kabarettsolo. Laut seinem Veranstalter Wolfgang Ramadan will er aber im kommenden Dezember seine Bühnen-Laufbahn beenden. Mit tosendem Applaus sollte ihn, einer Bitte Ramadans folgend, das Publikum in Pfaffenhofen davon abhalten. Diesen kräftigen Beifall bekam Busse am Ende auch. Bleibt abzuwarten, obs geholfen hat, ihn noch von seinem Vorhaben abzubringen.
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