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Aufgemuckt in Gotteshofen

(Reichertshofen, rt)

 

Hochgekocht sind die Emotionen beim Ortstermin an der Gotteshofener Ausgleichsfläche, die für ein Baugebiet verwendet wurde und nun nach den Vorgaben eines Landschaftsplaners naturschutzfachlich mit zwei Bodensenken aufgewertet werden soll. Viele Gotteshofener befürchten dadurch eine weiter zunehmende Mückenplage und sehen wenig Sinn in dem Vorhaben, während es die Untere Naturschutzbehörde vehement verteidigt.

Mit einer Unterschriftenliste wendeten sich unlängst 80 Bürger aus Gotteshofen an Michael Franken, den JWU-Bürgermeister der Marktgemeinde Reichertshofen und CSU-Gemeinderat Johann Felber brachte die Thematik in zwei Gemeinderatssitzungen zur Sprache. Das Ziel der Initiative sollte sein, keinen weitere Vermehrungsgrundlage für Mücken zu schaffen; also auf den Aushub für zwei Bodensenken, auch Seigen genannt, in der Größe von je 400 Quadratmeter auf der insgesamt 8 700 Quadratmeter großen Wiesenfläche zu verzichten. Diese ist ein Teil der gesetzlich geforderten und deshalb auch notwendigen Ausgleichsfläche für das Gewerbegebiet Ronnweg II (Hallertau.info berichtete), die nach dem Gemeinderatsbeschluss auch von der Kommune umgesetzt werden muss. Für den heutigen Morgen hatte der Bürgermeister zum Ortstermin eingeladen.

Über 30 interessierte oder betroffene Bürger waren mit dabei, als Carmen Kiefer als Vertreterin der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Pfaffenhofen versuchte, die Planungen des Landschaftsarchitekten zur Gestaltung der Fläche zu erläutern. Ihre Ausführungen waren durch mitunter heftige Dispute mit den stellenweise sehr aufgebrachten Bürgern gekennzeichnet.

 

 

Nach München ins Hochhaus

"Zu einer schönen Landschaft gehören auch Vögel, Mücken und Fledermäuse dazu", so Kiefer. Die Mücken bräuchte es eben auch deshalb, weil die Vögel und Fledermäuse etwas zum Fressen benötigten. Es habe in den vergangenen Jahren Druck vor allem vom Bauernverband gegeben, dass der Naturschutz keine wertvollen Flächen mehr aufwerten und sich stattdessen dorthin zurückziehen solle, wo die Natur schon relativ hochwertig sei, führte Kiefer aus und bekräftigte, dass man dies genauso handhabe. Diese Situation finde man im FFH-Schutzgebiet vor Gotteshofen vor. "Wir wollen einfach nur ganz leichte Senken schaffen, die ein bisschen länger feucht sind", die auch in die Landschaft passten. Von einer Art "Ententümpel" sei hierbei nicht die Rede.

Argumenten der Anwohner, dass sie bereits seit Jahrzehnten unter den Mücken zu leiden hätten, entgegnete Kiefer: "Ich glaube nicht, dass wegen dieser kleinen feuchten Stellen sich die Mückenplage erhöht." Die Vertreterin der Naturschutzbehörde äußerte in aller Deutlichkeit ihre Meinung zur Situation vor Gotteshofen und sagte, "Wenn man in einer schönen Landschaft wohnen will, dann muss man halt mit solchen Dingen klarkommen, dann müssen Sie nach München ziehen ins Hochhaus." Allerdings bemerkte ein Anlieger auch, dass er seine Terrasse bereits schon in den vergangenen Jahren bis heute zwischen Mitte Juni und Mitte September wegen der Mücken nicht mehr nutzen könne.

Auf die Frage von Gemeinderat Johann Felber (CSU), ob die beiden geplanten Bodensenken der Natur etwas brächten, antwortete Kiefer, dass es nachweislich so sei, "dass überall wo es feucht ist, automatisch viel mehr Lebewesen gibt." Und es gehe ja auch nicht darum, dass man die Mücken an sich schützen wolle; diese seien vielmehr Nahrungsgrundlage für Fledermäuse und Vögel.

Mückeneier mit Durchhaltevermögen

"Grundsätzlich immer mit Wasser gefüllte Flächen sind eher schlechte Mückenbiotope, weil dort auch die entsprechenden Fressfeinde vorhanden sind", erläutert Martin Geier, der als eine Kapazität in der Erforschung von Mücken gilt und als promovierte Biologie ehemals Leiter der Mückenarbeitsgruppe am Institut für Zoologie in Regensburg war. Mücken legten selbst in trockene oder auch nur leicht feuchte Flächen ihre Eier, wo sie auch bis zu mehreren Jahren überdauern könnten. "Wenn es ohnehin eine Retentionsfläche ist, so kann es eine potentielle geeignete Fläche für die Vermehrung der Mücken sein", so Geier. Genauer lasse sich das nur durch eine entsprechende Untersuchungen sagen, denn nicht jede Wasseransammlung müsse zwangsläufig für die Mücken günstige Brutvoraussetzungen bieten. Wenn Mückenprobleme ohnehin schon da sind, werde das das Kraut durch weitere kleinere Wasserstellen auch nicht mehr fetter gemacht, so Geier. Die tatsächliche Relevanz könne aber immer erst durch eine wissenschaftlicher Untersuchung nachgewiesen werden.

Bürgermeister Franken sicherte am Ende der äußerst lebhaft geführten Diskussion zu, sich mit den beteiligten Behörden und Planern zusammenzusetzen, um nach einer Lösung für die Gotteshofener zu suchen. Ein Ausgleich für die beiden Bodensenken in Form von einer Flächenerweiterung oder durch Anpflanzung weiterer Gehölze, um den entsprechenden Wert insgesamt zu erhalten, wäre wohl eine ins Auge zu fassende Möglichkeit. Dazu muss aber noch mit dem damals zuständigen Planungsbüro der Landschaftsarchitekten Kontakt aufgenommen werden. Hallertau.info wird dazu am kommenden Montag weiter berichten.
 

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