Kardinal Marx im Pfaffenhofener Caritas-Zentrum
(Pfaffenhofen, rt)Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, war heute zu Besuch in Pfaffenhofen.
Ehren- und hauptamtliche Asylbewerberhelfer hat am heutigen Montagnachmittag der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, im Pfaffenhofener Caritas-Zentrum getroffen und sich über deren vielfältige Unterstützungsleistung von Asylbewerbern informiert. Caritas-Kreisgeschäftsführer Norbert Saam und Anna Helmke von der Stabsstelle Gemeindecaritas stellte die gegenwärtige Situation zum Thema Asyl im Landkreis vor. Landrat Martin Wolf übergab einen Scheck des Kreistages zum Füllen eines neu eingerichteten Fonds.
"Wir wissen, dass wir nicht alle Probleme lösen können", sagte Kardinal Marx eingangs seiner Ansprache, bei der er auch einen Blick auf die in- und ausländische Politik warf. Seit mehreren Jahren bereits sei sehr viel Engagement, gerade in evangelischen wie auch in katholischen Kirchengemeinden, im Umgang mit Flüchtlingen entstanden, worüber er sehr froh sei. Ein wichtiger Punkt sei, ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen zu finden. Wobei vieles nicht ehrenamtlich bewältigt werden könne. Kardinal Marx nannte dazu, Traumata zu bearbeiten und "Asylberatung in professioneller Weise zu tun."
Dass jeder Mensch "ein Bild Gottes ist", sei nur die Radikalität der biblischen Botschaft, so Kardinal Marx. Im neuen Jahr werde die Situation nicht besser werden und auch die politischen Probleme würden in den kommenden ein, zwei Jahren nicht gelöst werden. Es bedürfe einer gemeinschaftlichen europäischen Anstrengung: "Wir müssen begreifen, dass die Grenze Europas unsere gemeinsame Grenze ist." Alle Menschen, die europäischen Boden beträten, müssten menschenwürdig behandelt werden. "Die Grenze ist keine Abwehrgrenze, um Menschen möglichst fernzuzuhalten." Für das gemeinsame solidarische Gemeinwesen gelte, "wo stärkere Schultern sind, müssen sie auch mehr tragen." Deshalb sei ein europäischer "Bevölkerungsschlüssel" keine Lösung.
Im Erfahrungsaustausch mit den Betreuern von Asylbewerbern waren auch die Politiker, wie hier der CSU-Landtagsabgeordneter Karl Straub, mit von der Partie.
Auf die hiesigen Verhältnisse zurückkommend sagte Kardinal Marx: "Wir müssen versuchen, in der Asylsozialberatung voranzukommen." Neunzig Prozent der Asylsozialberatung in Bayern werde von der Caritas und der Diakonie gemacht, wohin viele Kirchensteuermittel flössen. Doch wies das Kirchenoberhaupt auch darauf hin, dass dies "zunächst eine staatliche Aufgabe ist." Es werde eine bessere Finanzierung erreicht werden müssen, wenn der Betreuungsschlüssel bei der Asylarbeit 1:100 im Blick behalten werden solle. Die Zusammenarbeit zwischen Politik, den Vereinen und Gemeinschaften sei im Landkreis Pfaffenhofen sehr intensiv und gut. Auch künftig bleibe es eine Herausforderung, geeignete Wohnungen zu finden.
Die Bevölkerung sei bereit zu helfen, was aus einer tiefverwurzelten christlichen Kultur heraus käme. "Das Evangelium ist auch in Bayern nicht ohne Folgen geblieben", scherzte Kardinal Marx. Mit Dankesworten an die Adresse aller Asylbewerberhelfer schloss das Kirchenoberhaupt seine Rede und fügte an: "Bereiten Sie sich darauf vor, dass die Arbeit nicht beendet ist" und im neuen Jahr neue Herausforderungen kämen.
Anlässlich seines Besuches in Pfaffenhofen überbrachte der Erzbischof auch eine Spende an einen Fonds - dessen Name offenbar noch variiert und mal "Flüchtlingsarbeit“, "Flüchtlingshilfe" und "Sozialfonds Asyl" bezeichnet wird - in Höhe von 10.000 Euro, mit dem die Ehrenamtsarbeit für Flüchtlinge unterstützt werden soll. Landrat Wolf füllte den Fonds zusätzlich mit 2.000 Euro, die aus den spendierten Sitzungsgeldern der Kreistagsangehörigen stammten. Über die Verwendung des zusammenkommenden Geldes werde künftig von einem Dreiergremium, bestehend aus einem Vertreter der Caritas, dem Landratsamt und einem Ehrenamtler, abgestimmt. Der Besuch von Kardinal Marx sei eine Anerkennung der Arbeit, die die Menschen im Landkreis leisteten, so Wolf bei der Präsentation.
Daran anschließend tauschte sich Kardinal Marx mit Helfern, Politikern sowie mit Kirchen- und Behördenvertreten in wechselnden Tischrunden aus.
Landrat Martin Wolf (CSU) präsentierte einen neuen Fonds, der Ehrenamtler in bestimmten Situationen finanziell zugutekommen soll.
Saam stellte die Caritas als kirchliche Institution vor, die den Ehrenamtlichen in der Asylbewerberbetreuung zur Seite steht und dazu ihre Hilfe anbietet. Dazu zählte er auch die Begleitung der Asylsuchenden bei Behördengängen oder Arztbesuchen, Sprachkursen und Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.
Die Nachbarschaftshilfen als Teil der Caritas stellen ein umfangreiches gemeinschaftliches Angebot in allen 15 Gemeinden im Landkreis auf die Beine, in denen gegenwärtig Flüchtlinge untergebracht sind. Mit dem derzeitigen Personalschlüssel werde man allerdings den Aufgaben nicht gerecht, meinte Saam bei der Vorstellung der Stabsstelle Gemeindecaritas, die sich unter anderem um die Unterstützung der Nachbarschaftshilfen kümmert.
Nach Angaben der Caritas wohnen derzeit rund 450 Flüchtlinge und Asylsuchende in 48 dezentralen Unterkünften im Landkreises Pfaffenhofen, die von den Nachbarschaftshilfen in Zusammenarbeit mit der hauptberuflichen Asyl- und Flüchtlingsarbeit der Caritas betreut werden.
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