Drohungen und Meinungsverschiedenheiten wegen historischer Fahne
(Pörnbach, rt)
Böses Blut wegen der historischen Fahne des längst aufgelösten Pörnbacher Arbeiter- und Männervereins gab es bereits vor einer Besprechung, an der (v.l.) Diozösansekretär Peter Ziegler, Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW), Fahnenfinder Ernst Demmelmair und Kirchenpfleger Emmeran Spitzer teilnahmen.
Für die Rettung der unlängst aufgefundenen historischen Fahne des Katholischen Arbeiter- und Männervereins Pörnbach will sich die Diozöse Augsburg einsetzen. Doch ist nun Klärungsbedarf aufgekommen, wer Rechtsnachfolger des längst aufgelösten Vereins ist. Der örtliche Kirchenpfleger will die Gemeinschaft der Pörnbacher Vereine dazu in die Pflicht nehmen und droht der Presse unverhohlen wegen Veröffentlichungen im Vorfeld des Treffens.
Am vergangenen Dienstag kamen in Pörnbach Diozösansekretär Peter Ziegler, Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW), Fahnenfinder Ernst Demmelmair und Kirchenpfleger Emmeran Spitzer zusammen. Ziel der Besprechung war es, zu klären, was in Zukunft mit der vor einiger Zeit aufgefundenen Fahne des Katholischen Arbeiter- und Männervereins Pörnbach von 1927 geschehen soll.
Zur Vorgeschichte: Aus dem Müll geborgen hat Demmelmair vor einiger Zeit die in Rede stehende Fahne, deren Vorder- und Rückseite Motive aus der Hand des 1926 verstorbenen Münchner Kunstmalers Augustin Pacher zieren. Bilder davon präsentierte Demmelmair beim vergangenen Planungstreffen der Vereine mit dem Ansinnen, sie für den Ort zu erhalten. Vermutungen zufolge soll sie womöglich jahrzehntelang ein unbeachtetes Dasein im Pörnbacher Leichenhaus gefristet haben.
Rechtsnachfolge erweist sich als schwierige Thematik
Ziegler erklärte jetzt bei dem Treffen, dass er bereits zur Historie des Katholischen Arbeiter- und Männervereins nachgeforscht und dabei praktisch rund um den Ort Material zu entsprechenden Vereinigungen gefunden habe, jedoch ausgerechnet von Pörnbach keinerlei Aufzeichnungen in allen zugänglichen Quellen aufzutreiben waren. "Der Süddeutsche Verband der Katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine (SVKAAV) habe sich nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich gefühlt für alle Katholischen Arbeitnehmervereine die es gegeben hat", erläuterte der Diozösansekretär aufgrund seiner Erkundigungen. "Aber - und das ist der Knackpunkt - es gibt kein Statut der Rechtsnachfolge." Es gebe lediglich ein Wiedergründungsstatut vom Katholischen Werkvolk aus dem Jahre 1947. "Aber es gibt keinen klaren Nachweis weder dafür dass es hier einen Arbeiterverein gegeben hat, noch dass der KAB Rechtsnachfolger ist." Gleichwohl erklärte Ziegler, dass die Frage der Rechtsnachfolge des Katholischen Arbeiter- und Männervereins für ihn auf der Hand liege und es demnach die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung in der Diözese Augsburg (KAB) sei.
Drohungen und Unterstellungen
"Die Vereine sind stinksauer, die Leute überhaupt ... dass das jetzt geklärt ist, wem die Fahne gehört!" erboste sich Emmeran Spitzer über entsprechende lautende Pressemeldungen und verstieg sich im Vorfeld der Besprechung sogar zu verbalen Drohungen gegen deren Verfasser. So werde sich dieser nicht mehr in Pörnbach sehen lassen können, zürnte Spitzer unter anderem, verschwieg dann aber wohlweislich die Art und Weise der Konsequenzen.
Spitzer bekräftigte auf Nachfrage Zieglers nochmals, dass er, Spitzer, der Meinung sei, dass der Zusammenschluss der örtlichen Vereine der Rechtsnachfolger wäre. Eine Nachfrage von Hallertau.info beim Sprecher der Pörnbacher Vereine, Herbert Mair, bei der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats, Irmgard Retzer, und weiterer sieben Vereinsvorsitzenden ergab allerdings, dass die Behauptungen Spitzers ganz offenbar aus der Luft gegriffen sind. Niemand hat sich deren Kenntnis nach dafür ausgesprochen, dass sich die Pörnbacher Vereine um die Fahne kümmern beziehungsweise ihre Restaurierung finanzieren sollten, noch sei jemand verärgert über die bisherigen Veröffentlichungen dazu.
"Wenn es Ansprüche gibt hier in Pörnbach, die besagen, 'wir sind der Rechtsnachfolger', dann müsse man das nachweisen", erklärte Ziegler dazu. Gleichzeitig machte der Diozösansekretär deutlich, dass die Diozöse keinerlei Interesse daran habe, die Fahne für sich zu reklamieren: Sollte man in Pörnbach zu dem Schluss kommen, dass sich die Vereine um die Fahne kümmern wollten, ziehe er sich sofort von allen Bemühungen darum zurück. Es läge ihm fern, sich etwas aneignen zu wollen, was ihm nicht gehöre.
Diozösansekretär Peter Ziegler will mit Pörnbach "Hand in Hand" arbeiten.
Die Konsequenz wäre in diesem Fall natürlich, falls sich tatsächlich ausschließlich die Pörnbacher Vereine und die Bewohner des Ortes um die Fahne kümmern wollten - so wie es Spitzer erklärte - , dass sich die Diozöse Augsburg in der Sache vollkommen zurücknehmen würde und alle Kosten letztlich von den Bürgern zu tragen wären. In der Folge würde damit auch eine eventuelle finanzielle Beteiligung des staatlichen Denkmalschutzes hinfällig.
Die Diözese Augsburg sei aber gerne bereit, zur Rettung der Fahne beizutragen und es seien sich dort alle darüber einig gewesen, als sie die Bilder der Fahne in dem entsprechenden Beitrag dazu auf Hallertau.info gesehen hatten, dass es sich um eine sehr schönes, erhaltenswertes Stück handle, so Ziegler.
"Wenn wir uns da in irgendeiner Form finanziell beteiligen, dann nur unter der Bedingung, dass die restaurierte Fahne hier bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich wird" machte Ziegler dann in aller Klarheit deutlich und bekräftigte, dass diese Tradition in Pörnbach erhalten bleiben müsse. "Wenn die Fahne wieder hergerichtet ist, wäre es natürlich schön, wenn wir bei der Weihe anwesend wären", so der Vertreter der Diozöse. Mehr Erwartungen habe man bei einer Beteiligung an der Restaurierung seitens der Diozöse nicht.
Hand in Hand zu einem Ergebnis
Am Ende der Diskussion einigten sich Ziegler und Bergwinkel darauf, "Hand in Hand zu arbeiten", nochmals zu recherchieren - eventuell in alten Amtsblättern oder dem damaligen Matrikelverzeichnis -, danach könnte es etwa zu einer gegenseitigen Vereinbarung kommen, dernach die genauen Modalitäten rund um den Erhalt der Fahne festgelegt werden.
Demmelmair betonte, dass es bei einer Unterstützung durch die Diozöse doch eigentlich nicht mehr viel zu überlegen gebe. Voraussetzung sei dazu aber auch, dass ein gegenseitiges " tiefes Vertrauen" herrschen müsse, hob Ziegler hervor. Lohnen würde sich nach Ansicht Zieglers die Restaurierung der Fahne allemal: "Ich habe schon Fahnen gesehen, die schlechter beieinander waren" und trotzdem wieder quasi zu neuem Leben erweckt werden konnten.
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