"Ganz im Glück" mit Arnulf Rating
(Rohrbach, wk)Wie man die ganzen Probleme der Welt und Deutschlands in kürzester Zeit unter die Leute bringt ohne dabei langweilig zu werden und die Zuhörer im Gasthaus Zeidlmaier zu gedankenvollem Nachdenken zu bewegen, aber auch zum Lachen zu bringen, das schaffte Arnulf Rating mit seinem Kabarettprogramm „Ganz im Glück“. Das war Kabarett vom Feinsten statt flacher Comedy.
Rating hätte eigentlich schon vor mehreren Wochen im Gasthaus Zeidlmaier auftreten sollen, doch er musste wegen eines Unfalls den Termin verschieben. Und die Zuhörer hätten sicher viel verpasst, wenn er nicht mehr gekommen wäre. Auch wenn er seinen orthopädischen Schuh zum Glück nicht mehr tragen musste, brachte er ihn sozusagen als Beweisstück mit nach Rohrbach. Aber er machte wahrlich kein Comedy-Programm, wie es gelegentlich von Berliner Künstler immer mal gern gemacht wird. Bei Arnulf Rating war es eindeutig Kabarett, bei dem er in die verschiedensten Rollen mit Mini-Umkleidepause schlüpfte. Dabei kamen seine Pointen oft so pfeilschnell hintereinander, dass das Publikum aufpassen musste, die nächste nicht zu verpassen. Er startete mit einer Zeitungsnachlese aus der letzten Zeit und spießte alle möglichen Begebenheiten auf wie den Parteitag der CDU in Köln und die „Schwarze Null“ (die Charakterisierung der CDU) im Haushalt von Finanzminister Schäuble. Denn die bisherigen Schulden würden ja weiterhin bleiben und Deutschland würde mindestens 350 Jahre benötigen diese wieder abzubauen. Oder das Treffen von Angela Merkel mit Obama in Australien zum Thema IS, bei dem er ihr von seinen neuen Plan berichtete, 800.000 Muslime töten zu lassen sowie einen Zahnarzt, worauf Merkel ganz entsetzt fragte „Wieso einen Zahnarzt?“ und Obamas Bemerkung zu Putin: „Siehst Du mal, um einen Zahnarzt machen sich die Deutschen Sorgen“. Für Rating sind Zeitungen besser als Internet und alle neuen Medien, „denn die kann keiner abhören“. Auch die hiesige Lokalzeitung hatte er dabei, „sie ist zwar kleiner als die anderen, aber vielleicht wächst sie ja mit dem neuen 25.000. Einwohner Pfaffenhofens“. Und für ihn bleibt der Soli bis in alle Ewigkeit, „der Papst hat das abgesegnet“, aber der Papst sei auch entsetzt gewesen, als er feststellen musste, dass seine Eltern Sex gehabt hätten. Und Klaus Wowereit bekam „sein Fett weg“ für seinen Rücktritt, „obwohl er doch mit dem Rücken zur Wand steht“. Auch das Markenzeichen von Merkel, die Raute, gab für ihn einen ‚Sinn, „darin sind die FDP und alle ihre Konkurrenten in der CDU verschwunden“.
Dann ein kurzes Drehen mit dem Rücken zum Publikum, schon hatte er sich in Dr. Mabuse aus Eberswalde verwandelt, der die Einführung des Euro mit einer Rückenmarksoperation durch Francoise Mitterand verglich, der Deutschland Mark für Mark aus dem Rücken operiert habe. Da Mabuse in Eberswalde alle seine Patienten austherapiert habe (alle sind tot), zog es ihn nach Rohrbach, wo der Finanzhai Fred Ferkelmann (Rating) seine Praxis kaufen wollte, um Dr. Mabuse zu einem Markennamen zu machen. Dazwischen tauchte auch noch Arzthelferin Hedwig (Rating) auf, die ihre deutlichen Worte zu den ganzen Umständen des Gesundheitswesens vorbrachte und ein Polizist (Rating als Stasi-IM) und Sicherheitsmann (Rating), der Mabuse wegen Abrechnungsbetrug vernehmen wollte. In diesen Szenen ging es auch um die NSA-Abhöraktionen, die langen Wartezeiten bei Fachärzten, Telemedizin und die Selbstbeteiligung bei Operationen (Arzt stellt online die Diagnose, fliegt aus Indien ein und operiert beim Patienten zu Hause auf dem Küchentisch). So ging es munter weiter bis zur Pause. Und danach gab es dann wieder die Zeitungsschau mit der Zeitung „mit den großem Buchstaben“. Auch da war es wieder begeisternd, wie er die großen Schlagzeilen und kleinen Artikel oder Werbeanzeigen in Verbindung miteinander brachte. Für die Gäste war das Ganze nicht nur unterhaltsam, sondern in vielen Fällen ein Grund, weiter darüber nachzudenken. Der Applaus für Rating war jedenfalls ein Zeichen, wie hervorragend er in Rohrbach angekommen ist.
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