Raus aus dem Defizit mit neuer Strategie
(Pfaffenhofen / Mainburg, rt)Marcel John, Geschäftsführer der Ilmtalklinik, stellte heute seine Agenda 2020 vor. Archivfoto: Raths
Mit seiner "Agenda 2020" will Marcel John, Geschäftsführer der Ilmtalklinik, Standorte zusammenbringen und auf zusätzliche Spezialisierungen setzen. Eine häuserübergreifende Leitung, eine zusammengeführte Abteilung für Unfallchirurgie und Orthopädie sowie eine Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie sind die ersten Schritte dazu. Genaueres stellte der Klinikleiter heute in einem Jahresauftaktgespräch dar.
Ein langer Weg werde es werden, bis die Agenda 2020 abgeschlossen sei, prophezeite John. Den Grund dafür sieht er unter anderem in den zu erwartenden zahlreichen Änderungen an den Klinikstandorten Pfaffenhofen und Mainburg. "Zum einen wird ab sofort die Integration beider Standorte noch intensiver gelebt, um daraus Synergien in der Zusammenarbeit zu schaffen und ein gemeinsames Gefühl in der Belegschaft zu erzeugen", so John. Zum anderen laute die Strategie "Breite Grund- und Regelversorgung mit ausgewählten Spezialisierungen“.
Laut John wird "das bisherige Leistungsspektrum fortgeführt und in speziellen Bereichen deutlich erweitert.“ Anlass dafür gebe es ausreichend, wie eine vorhergehende, rund sechs Monate andauernde Analysephase des Krankenhausmarktes ergeben habe. Dabei seien neben dem Direktorium auch Chefärzte, Pflegeleitungen, Betriebsräte, Einweiser und Rettungsdienste in die fachliche Diskussion eingebunden gewesen: "Ein 360-Grad-Blick." Der Analyse nach ist wegen des medizinischen Fortschritts und die altersdemographische Entwicklung zunächst bis zum Jahr 2030 mit steigenden Fallzahlen zu rechnen. Zwei von drei Krankenhausbetten werden künftig von Patienten belegt sein, die über 60 Lebensjahre hinter sich haben. Während die Fallzahlen in der Frauenheilkunde zurückgehen, wird es gleichzeitig zu einem Anstieg der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dazu auch der neurologischen Erkrankungen kommen.
Am Standort Mainburg werde es zukünftig Spezialisierungen in den Bereichen der koronaren Herzkrankheit und der Schilddrüsenchirurgie geben. Zudem sei ein Zentrum für Hüft- und Kniegelenkersatz geplant. Doch auch Pfaffenhofen werde sich intensiver dem Bereich koronare Herzkrankheiten widmen, baue auch noch ein "Darmzentrum "auf, fokussiere die Gefäßmedizin mit einem Beingefäßzentrum und werde einen neurologischen Schwerpunkt bilden. Zu alledem werde es ein Wirbelsäulenzentrum mit Schmerztherapie geben."Wir glauben fest an die bisherige Grund- und Regelversorgung der beiden Kliniken sowie an die neue Ausrichtung mit zusätzlichen Spezialisierungen", führte John aus. Dabei müsse natürlich betont werden, dass diese keine Ausschließlichkeit hatten, sondern eben Schwerpunkte darstellten. Selbstverständlich werde es auch in Pfaffenhofen weiterhin beispielsweise Beispiel Schilddrüsen- oder Hüftgelenksersatz-Operationen geben. Einhergehen werden diese Veränderungen mit einem entsprechenden Personaleinsatz.
Mainburg wird sich den Ausführungen Johns nach neben dem bisher schon angebotenem Spektrum der Leistungsvertiefung widmen. John war es dabei ein besonderes Anliegen, dass es keinerlei Leistungseinschränkungen geben wird und gleichzeitig die defizitäre Situation nicht noch weiter verschlechtert wird. Das wiedergewonnene beziehungsweise sich steigernde Vertrauen bei den Patienten werde einhergehen mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung der Klinik.
Bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres stiegen die Fallzahlen in der Ilmtalklinik merklich an. Dies hatte zur Folge, dass das operative Geschäft im Jahr 2014 mit einem Defizit von 3,36 Millionen Euro abgeschlossen worden ist. Dies führt John auf strukturelle Änderungen im Haus Pfaffenhofen aber auch die neue Führungsstruktur zurück. Für dieses Jahr rechnet John vor diesem Hintergrund mit einem Verlust von nur noch drei Millionen Euro. Schrittweise soll in der Zukunft dieses Defizit nach den Vorstellungen des Klinikchefs weiter zurückgeschraubt werden.
John sieht es als künftig "enorm wichtiges Thema" an, einer Akutgeriatrie und einen palliativmedizinischen Dienst zu etablieren. Dabei werde es keine eigenen Palliativstationen in den Kliniken geben, sondern spezielle Zimmer auf den Stationen. Hierbei setzt John verstärkt auf die Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen und Institutionen, wie etwa der "spezialisierten ambulanten Palliativversorgung, kurz SAPV" im Umkreis von Pfaffenhofen und Mainburg. "Uns und auch den niedergelassenen Ärzten ist es sehr wichtig“, so John, „auch diese Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten und belastende Symptome und Probleme soweit wie möglich zu lindern und damit zu einer noch verbleibenden Lebensqualität beizutragen.“
Die künftige Struktur der chirurgischen Abteilungen wirft zudem bereits ihre Schatten voraus. Zukünftig wird die unfallchirurgische/orthopädische Abteilung standortübergreifend von Thomas Pausch, Ärztlicher Direktor in Mainburg, geleitet, wenn der bisherige Ärztliche Direktor Roland Burgert im Mai wegen seines dann beginnenden Ruhestand den Staffelstab an ihn übergeben wird. Die Leitung der allgemein-/bauchchirurgischen Abteilung wird ebenfalls standortübergreifend durch Dr. Reinhard Lange geführt.
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