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Verboten - eine Lesung zum Amnesty-Jubiläum

(Pfaffenhofen, rt)

 

Mit der Benefizveranstaltung unter dem Titel "Verboten!" hat die hiesige Ortsgruppe von "amnesty international" im Festsaal des Rathauses in Pfaffenhofen am heutigen Abend ihr 25-jähriges Bestehen gefeiert. Die Gruppe "Lesezeichen" las zu diesem Anlass Texte politisch verfolgter deutscher Autoren des 19. Jahrhunderts bis zur Zeit des Endes der DDR.

Amnesty-Ortsvorsitzender Manfred Büttner begrüßte zu der Lesung etwas mehr als 30 Zuhörer. Über die örtliche Gruppierung selbst sagte er eingangs der Veranstaltung nicht sehr viel, wies vielmehr auf internationale Missstände in der Wahrung von Menschenrechten hin. In Pfaffenhofen seien es über 100 Menschen, die sich mit sogenannten Briefen gegen das Vergessen, beispielsweise für die Rechte politischer Gefangener, einsetzten. In mindestens 30 Prozent aller Fälle erreiche dabei Amnesty spürbare Verbesserungen für die Betroffenen.

Lesung statt Jubiläumsrede

Ausmerzen, vernichten, ausrotten - das war so dereinst meist wörtlich gemeint. Auf den diversen Listen verbotener Literatur landeten die Werke jüdischer Autoren, jene von Sozialisten, politische Kampfschriften, Bücher von Kommunisten, Demokraten, Pazifisten, wissenschaftliche und historische Werke, aber auch Romane. Eines hatten alle gemeinsam: Sie passten nicht ins Weltbild der jeweiligen Machthaber. So trachteten etwa die Nationalsozialisten danach, die avantgardistische Buchkultur in Deutschland mit einem Streich zu zerschlagen. Und Bücherverbrennungen gab es bereits vor 1933 und auch nach 1945. Die oppositionelle Kultur komplett zu vernichten, ist jedoch niemals zur Gänze gelungen.

 

 

Viele Autoren wurden als literarische Hochverräter angeklagt, in angebliche Schutzhaft genommen oder gleich in einen Kerker geworfen. Einige überstanden Repressionen wie jene in der Nazi-Zeit relativ unbeschadet. Erich Kästner beispielsweise, obgleich auch seine Werke als "wider den deutschen Geist" verbrannt worden waren. Von ihm wurde im dritten Kapitel, von insgesamt sechs an diesem Abend, "Notwendige Antworten auf überflüssige Fragen" gelesen:

"Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen. Mich lässt die Heimat nicht fort. Ich bin wie ein Baum der - in Deutschland gewachsen - wenn's sein muss in Deutschland verdorrt."

Dazu gab es noch Texte weiterer Schriftsteller, insgesamt 36 an der Zahl, mit Auszügen aus ihren Werken zu hören. Georg Büchner war dabei, Erich Mühsam, Oskar Maria Graf, Thomas Mann, Hertha Müller und Berthold Brecht.

Gelesen haben sie - brillant, wie von der Gruppe Lesezeichen gewohnt - Moira Grohé, Lorenz Kettner, Christian Weigl. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgte mit gefühlvollen, selbstverfassten Liedern Grundschullehrerin und Sängerin Karin Thaliana Okorafor.


 

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