Trost und Trauer
(Pfaffenhofen, rt)Im Gespräch über Trost und Trauer: Pfarrer Chistoph Seidl (r.) mit dem Vorsitzenden des Hospizvereins Pfaffenhofen, Peter Andreas.
Dass Trost spenden nicht zwingend bedeuten muss, die "richtigen Worte" zu finden, das machte der aus St. Coloman angereiste Pfarrer Christoph Seidl in seiner anschaulichen Darstellung unter dem Titel “Heilen manchmal, lindern oft, trösten immer” deutlich. Der Pfaffenhofener Hospizverein hat damit seine diesjährige Vortragsreihe eröffnet.
Vom Trost in der Begegnung mit Schwerkranken und Sterbenden war die Veranstaltung im Hofbergsaal des Seniorenbüros überschrieben, die auch den psychischen Zustand von Hinterbliebenen nicht außer Acht ließ. Der promovierte Pfarrer Seidl, Seelsorger für Berufe im Gesundheits- und Sozialwesen der Diozöse Regensburg, stellte seinen Ausführungen vor über 60 Zuhörern voran: "Traurig sein ist keine Krankheit." Trauer nach dem Verlust eines Menschen sei ein Prozess, der nichts mit Depression zu tun habe, was oft irrtümlich angenommen werde. Depression sei eine Krankheit.
Die Bewältigung von Trauer laufe oftmals in einem Prozess, in bestimmten Phasen ab: Betäubung - Unentrinnbarkeit - Mobilmachung - Erschöpfung - Neuschöpfung - Sozialität. Seidl nannte dazu die jeweiligen Möglichkeiten der Hilfestellung und schöpfte dabei aus seinem reichen Erfahrungsschatz, den er sich unter anderem in Krankenhäusern und Hospizen erworben hat. So sollte man im Umgang mit Trauernden zunächst versuchen, Ruhe auszustrahlen. Betroffenen das Gefühl zu geben, dass man für ihn auch einfach nur "da", präsent sei. Dazu sei es nicht einmal notwendig viel zu sprechen. In vielen Fällen ist ein stummes Nebeneinandersitzen hilfreicher als ein wortreiches In-die-Arme-nehmen. Dies könne durchaus auch kontraproduktiv sein. Jeder Mensch reagiere unterschiedlich, stelle sich Hilfe anders vor und brauche zu bestimmten Zeitpunkten unterschiedliche Unterstützung. Dabei sei es legitim, dass sich der Hilfswillige unter Umständen auch eingestehe, sich womöglich hilflos, überfordert oder ohnmächtig zu fühlen.
Nicht gut tue Betroffenen in menschlichen Grenzsituationen eine Bewertung oder Moralisierung ("Sagen Sie doch sowas nicht"); ebenso wenig sollte man generalisieren ("Alle müssen wir mal sterben") oder bagatellisieren ("Ich kenne jemanden, dem gehts viel schlechter als Ihnen").
Am Ende des Vortrages von Pfarrer Seidl waren die Zuhörer tief beeindruckt von seinen einprägsamen Schilderungen und lebhaften Darstellungen der vielfältigen Aspekte rund um Trost und Trauer.
Fürs Notizbuch:
Der Hospizverein setzt seine Vortragsreihe am Mittwoch, 25. März, um 19.30 Uhr im Hofbergsaal des Seniorenbüros (Eingang Grabengasse) fort mit dem Thema "Krebs in der Familie - Was brauchen Kinder?".
Vortragende ist Ulrike Adlkofer von der Psychosozialen Krebsberatungsstelle Ingolstadt. Der Eintritt dazu ist kostenlos.
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