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Schandfleck in Pörnbach

(Pörnbach, rt)

Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) musste sich bei der ersten Bürgerversammlung seiner Amtszeit vor allem mit Fragen zum Gasthof zur Post beschäftigen.

 

Bei der gestrigen Bürgerversammlung für Pörnbach stand eindeutig der Gasthof zur Post im Mittelpunkt des Interesses. Das in die Jahre gekommene Baudenkmal scheint auf dem besten Weg, sich zum Steuergrab zu entwickeln. Mysteriös hingegen bleiben nach wie vor die Hintergründe, warum die Gemeinde das Anwesen seinerzeit mit Steuergeldern erwarb. Nun fordert es weiteren Tribut an öffentlichen Mitteln.

Schon der erste sich zu Wort meldende Bürger kam auf den Gasthof zu sprechen: "Von Schandfleck brauchen wir nicht mehr reden, das ist bekannt", so seine Worte. Der Gasthof sei vor langer Zeit nach einem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats gekauft worden, "das muss doch einen Grund gehabt haben", so seine eher rhetorisch gestellte Frage. Der seinerzeitige Beschluss habe ja auch einen "bestimmten Grund" gehabt, sagte der Fragesteller etwas nebulös.

Was, so frage er sich jetzt, wolle man nun machen? Das Gebäude sei ja mittlerweile bereits vergammelt, verrottet. Der Fragesteller ging während seiner Wortmeldung allerdings von der wohl unzutreffenden Annahme aus, dass der Grund des Ankaufes "ein jeder in Pörnbach" wisse. Den Neubürgern der Gemeinde dürften nämlich die Hintergründe des Erwerbs naheliegenderweise unbekannt sein. Gleichwohl wollen sie berechtigterweise erfahren, welche Beweggründe damals bei den Räten eine Rolle gespielt hatten, für die sie heute mit zur Kasse gebeten werden.

Offizielle Aussage zum Erwerb des Gasthofes zur Post gefordert

Der Mann forderte während seiner Ausführungen vom Bürgermeister eine offizielle Aussage zu den damaligen Gründen ein, die zu dem Kauf geführt hatten. Seine Empfehlung an die Gemeinde lautete schließlich: "Wenn ihr einen findet, der euch einen Euro dafür zahlt, dann verkauft die Post." Selbst nach einer eventuellen Renovierung schloss der Mann die Fortführung eines Gastronomiebetriebes wegen der immensen Kosten aus.

Pörnbachs Erster Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) erklärte zunächst, er habe bereits einige Anfragen von Kaufinteressenten, die bereit wären, auch mehr als nur einen Euro für das Anwesen zu zahlen. "Bevor man es verkauft, soll sich der Gemeinderat Gedanken darüber machen, was er damit will." Bergwinkel ergänzte, es sei "jahrelang nichts gemacht worden, das ist unstrittig", so wie auch der damalige Beschluss unstrittig sei.

Verscherbeln oder nicht ...

"Die Frage ist jetzt, sollen wir es einfach verscherbeln oder sollen wir es nach der Reihe abarbeiten." Der Bürgermeister meinte damit, zunächst die Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen und die Statik des Gebäudes zu überprüfen. Was dabei herauskomme, das müsse zunächst abgewartet werden, danach folgten die weiteren Entscheidungen. Auf den Beweggrund, der zum Ankauf des Gebäudes nach dem seinerzeitigen Gemeinderatsbeschluss führte, ist Bergwinkel, der erst im vergangenen Jahr zum Bürgermeister gewählt wurde, dann nicht mehr eingegangen.

Ein weiterer Wortmelder empfahl Bergwinkel, doch einmal die damaligen Gemeinderäte zu fragen, warum sie sich für den Kauf des Gasthofes ausgesprochen hätten. Der Bürgermeister antwortete darauf: "Meine Aufgabe ist es, mit dem Bestehenden weiterzumachen - wir müssen einfach die Sache annehmen wie sie dasteht und da weiterarbeiten." Alles andere, was versäumt oder nicht versäumt worden sei, bringe die Diskussion nicht voran. "Wichtig ist der Stand jetzt und wie kommen wir da weiter." Die Frage sei derzeit, was überhaupt am und im Gebäude gemacht werden dürfe und wie in der Folge die Finanzierung aussehe. Eine künftige Verwendung als gemeindliches Verwaltungsgebäude schloss Bergwinkel dabei nicht aus.

Klotz für Folgenutzung

Während der Bürgerversammlung nahm FUW-Gemeinderatsmitglied Maximilian Klotz das Mikrofon zur Hand und stimmte dem Fragesteller in seiner Empfehlung zu, dass die alten Gemeinderäte zu befragen seien, warum sie dem Kauf des Gasthofes damals zugestimmt hatten. "Ich kann es nicht beantworten", so Klotz. "Für einen Euro werden wir das Gebäude aber nicht verkaufen", versicherte der Gemeinderat. Vielleicht könne dort einmal eine Arztpraxis einziehen, eventuell sei betreutes Wohnen möglich. Fest davon überzeugt sei er, dass sich der Denkmalschutz von dem Gebäude "verabschieden" werde. Klotz begründete dies mit den zahlreichen Veränderungen, die dort im Inneren über die Jahrzehnte hinweg vorgenommen worden seien und damit das Gebäude heute vollkommen verändert dastehe.

Ein Bürger rege an, unter anderem ein Heimatmuseum im jetzigen Gasthof zur Post einzurichten. Es gäbe genügend alte Sachen - etwa Brauereiausstattung, Fotografien, Fahnen und Bücher -, die dort dann auszustellen wären. Bergwinkel nahm diesen Vorschlag auf und will ihn später in die Zukunftsdiskussion mit einbringen.

Wenig, was den Gasthof nicht betraf

Die Fragen warum er von Gemeinde angeschrieben worden sei, Löwenzahnpflanzen auf der Straße vor seinem Grundstück zu entfernen, kam von einem Anwohner der Erlenstraße. Bergwinkel begründete dies mit den Worten: "Wenn man die Straße pflegt, dann hält die Straße auch länger", was ja dann jedem Bürger zugutekomme. Würde man die Pflege unterlassen, käme es zu Straßenschäden.

Eine weitere Frage betraf die Pro-Kopf-Verschuldung in Pörnbach. Die habe im vergangenen Jahr bei 530 gelegen, während der bayerische Landesdurchschnitt bei etwa 700 Euro gewesen sei. Nun interessiere ihn aber der Schnitt des Landkreises. Diese Frage blieb am Ende offen.

An der Bürgerversammlung im Pucher Dorfheim nahmen übrigens gut 100 Bürger und dazu, mit Ausnahme eines erkrankten Gemeinderats, alle Mitglieder des Gemeindegremiums teil.

Einen Beitrag über den Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters lesen Sie morgen auf Hallertau.info.
 

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