Dufte Fallen für wilde Katzen
(Augsburg / Hög, rt)
Seine Fahndung nach Wildkatzen in den heimischen Wäldern startete am vergangenen Freitag der Bund Naturschutz (BN) im Landkreis Pfaffenhofen. Mit Duftfallen ist man ihnen bei diesem "Wildkatzensprung" genannten Projekt auf der Spur. Fachleute meinen, dass dieses anmutige Tier verbreiteter ist, als dies lange Zeit vermutet wurde. Und so besteht auch die Möglichkeit, dass Wildkatzen etwa im Feilenforst heimlich ihre Spuren ziehen.
Wildkatzen galten hierzulande lange Zeit praktisch als ausgestorben. Langsam aber sicher tauchen die Tiere wieder auf. Und es haben sich mittlerweile auch neue Methoden gefunden, ihre Anwesenheit nachzuweisen. Es fiel nämlich bis vor einigen Jahren noch sehr schwer, die scheuen, überwiegend nachtaktiven Katzen überhaupt zu bestätigen. Meist gelang das nur durch Totfunde verunfallter Tiere. Der BN geht neue Wege und macht bereits seit dem Jahr 2007 eine Bestandsermittlung mit einem genetischen "Pfotenabdruck".
Ebenfalls am vergangenen Freitag haben Bayerns Forstministerium, die Bayerischen Staatsforsten und der BN eine Kooperation dazu vereinbart. Auch im Landkreis Pfaffenhofen sind nun auf eine Initiative von Christine Janicher-Buska von der Pfaffenhofener BN-Geschäftsstelle hin Wildkatzenscouts unterwegs, die versuchen wollen, mit präparierten Lockstöcken an Haarmaterial zu kommen. Das Zauberwort dafür heißt Baldrian. Denn die Katzen reiben sich mit Genuss daran, warum dies so ist, wissen selbst Fachleute nicht genau. Vermutet wird, dass das Alkaloid Actinidin als Auslöser der starken Reaktionen maßgeblichen Anteil hat.
Die auf Versuchsflächen von je einem Quadratkilometer verteilten und präparierten Lockstöcke werden regelmäßig überprüft, vorhandene Haare eingesammelt und später in einem Labor genetisch untersucht. So will man herausfinden, ob es sich tatsächlich um Wildkatzen handelt, die durchs jeweilige Revier streifen. Ein teures Unterfangen, denn jede einzelne Haaranalyse kostet etwa 70 Euro.
Eine bestätigte Wildkatzen-Population ist übrigens im oberen Teil des Dürnbucher Forstes, der zu einem kleineren Teil im Westen zur nördlichen Spitze des Landkreises Pfaffenhofen gehört; dort wo jetzt auch nach weiteren Tieren gesucht wird. Weitere zu untersuchende Waldgebiete sind außer dem Feilenforst auch noch bei Hohenwart, Pörnbach, Scheyern und Reichertshausen. Neben Förstern und Waldarbeitern der Bayerischen Staatsforsten sind vom BN Christine Janicher-Buska, Nathalie Buska, Edgar Heck, Günther Krell und Alfred Raths in den dortigen Revieren auf Spurensuche.
Einige der Wildkatzenscouts waren an diesem Wochenende in Augsburg bei einer speziellen Schulung, die sie auf ihre künftige Aufklärungsarbeit vorbereitete. Die Referentinnen Ulrike Geise und Sabine Jantschke betreuen für den BN als Koordinatoren das Wildkatzenmonitoring. Bis gegen Ende dieses Jahres wollen sie zusammen mit vielen Ehrenamtlichen vor allem in Südbayern herausfinden, wie viele der Tiere sich tatsächlich wieder in heimischen Wäldern angesiedelt haben. Unter anderem ist der Nachweis von Wildkatzen ein Indikator für die Naturnähe eines Lebensraumes und deshalb für staatliche, kommunalen oder auch privaten Waldbesitzer in der Regel von besonderem Interesse.
Anita Engelniederhammer (2. v.l.), Chefin der Unteren Naturschutzbehörde am Pfaffenhofener Landratsamt, verfolgt mit Spannung die Bemühungen um den Nachweis von Wildkatzen in der Region. Bei der Auftaktveranstaltung im Höger Forst mit dabei waren (v.r.) Waldfacharbeiter Alfred Schneider, BN-Geschäftsstellenleiterin Christine Janicher-Buska, Revierleiter Jürgen Kuchenreuther von den Bayerischen Staatsforsten und Försterin Annette Walter vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
"Wildkatzen sind Urbayern", sagt Geise und sie seien in unseren Wäldern bereits heimisch gewesen, noch bevor die Römer die Falbkatze als Vorläufer unserer heutigen Hauskatzen aus Afrika mitbrachten. Die Wildkatze hat übrigens recht wenig Gemeinsamkeiten mit ihr. In Deutschland wurden Wildkatzen nach intensiver Bejagung vor einigen Jahrzehnten nahezu ausgerottet. Aktuell dürften so um die 250 bis 300 Wildkatzen in Bayern leben. Bei diesen Tieren handelt es sich vermutlich im Wesentlichen um die Nachfahren von rund 600 Wildkatzen, die der BN zwischen 1984 und 2009 vor allem im Spessart ausgesetzt hat und von wo aus sich die Tiere Schritt für Schritt weiter verbreitet haben.
Nachweise aus jüngerer Zeit im Nürnberger Reichswald und im Jurabogen bis nördlich aber auch südlich der Donau gaben nun den Anlass, um das Vorkommen der Art auch in Südbayern näher zu untersuchen. Die positive Resonanz nicht nur bei den Naturschützern sei riesengroß, so Geise, und unerwartet viele hätten ihr Interesse bekundet, bei der Bestandserhebung tatkräftig mitzuwirken. Schon jetzt sei in der Fachwelt von sensationelle Ergebnissen die Rede, bekräftigt Geise.
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Wildkatzen lieben strukturreiche, möglichst urige Wälder mit helle Lichtungen, Windwurfflächen, alten Laubbäumen, jungem Baumaufwuchs aber ebenso heckenreiche Waldrandsäume und auch Wiesenflächen. Dort erbeuten mit einem Anteil von etwa 80 bis 90 Prozent an ihrem Nahrungsspektrum Mäuse als ihre Hauptnahrungsquelle.
Die Ausbreitung der Wildkatze erfolgt den bisherigen Erkenntnissen nach über landschaftlich entsprechende Korridore. Menschliche Ansiedlungen meiden die Tiere und nur sehr selten kommt es zu Paarungen mit Hauskatzen. Im Unterschied zur Hauskatze, deren Fellmuster meist kräftig durchgezeichnet ist, dünne Beine und kurzes Fell hat, ist die Wildkatze verwischter gezeichnet und wirkt plumper in der Gestalt. Ihr Schwanz weist deutlich dunkel abgesetzte Ringe in der hinteren Hälfte auf. Am Trittsiegel sind Wild- und Hauskatzen nicht zu unterscheiden.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es selbst für Fachleute oftmals sehr schwierig bis unmöglich ist, bei Beobachtungen draußen in der Natur zu erkennen, ob es sich um eine wildfarbene Hauskatze oder tatsächlich um eine Wildkatze handelt. Schon gar nicht in der Dämmerung oder auch etwa in einer mondhellen Nacht, den Hauptaktivitätszeiten der Wildkatze.
Foto oben: Wildkatze.
Hier zum Vergleich eine wildfarbene Hauskatze, die ebenfalls eine hellen Kehlfleck und einen stumpf endenden, buschigen Schwanz mit schwarzem Ende aufweist. Merkmale, die eigentlich für eine Wildkatze sprechen würden. Fotos: Alfred Raths (5), Thomas Stephan/BN (5)
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