Luxusimmobilie Paarhalle
(Reichertshofen, rt)
Dass die Reichertshofener Paarhalle allen gängigen Sicherheitsstandards entspricht, dürfte mittlerweile wohl allen klar sein. Doch ob und wie lange sich die Marktgemeinde den Erhalt des Gebäudes noch leisten will, das müssen in den kommenden Monaten die Gemeinderäte entscheiden. Vor Ort ein Bild der Lage gemacht hat sich das Gremium am vergangenen Mittwoch bei einer Ortsbesichtigung.
Abermals zum Thema - und sicherlich nicht das letzte Mal - war bei der jüngsten Gemeinderatssitzung der Zustand der Paarhalle. Die CSU-Fraktion beantragte bereits vor der Sitzung schriftlich die "Herausgabe" eines Gutachtens des Ingolstädter Ingenieurbüros Grad zum Zustand der Paarhalle an die Fraktionsvorsitzenden und stellte einen ganzen Fragenkatalog auf, der im Wesentlichen auf die zeitliche Abfolge des Bekanntwerdens und die dann folgende Behebung von Schäden abzielte.
Franken verlas das turnusmäßig erstellte Gutachten aus dem vergangenen Jahr, das bereits in aller Ausführlichkeit Anfang Februar im Bauausschuss behandelt und von einem Mitarbeiter, ein Bautechniker und diplomierter Ökologe, des Ingenieurbüros erläutert worden war. Demnach sei die im Jahr 1979 erbaute Paarhalle in einem guten bis befriedigenden statischen Zustand. Mängel hätten sich etwa gezeigt bei zwei Firstgelenksanschlüssen, wo eine Leimfuge in Messerklingenstärke gerissen sei, die jedoch mit Hilfe von Spaltzugsicherungen durch einen Zimmerer repariert werden könnten. Falls nicht bereits geschehen , müsste das Blechdach in gewissen Bereichen neu verschraubt werden. Der Heizenergieverbrauch sei trotz neuerer gedämmter Blecheindeckung "extrem hoch." Die Bauart der Halle und die Farbe der Hölzer ließen befürchten, dass das Holztragwerk heute nicht mehr zulässige gesundheitsgefährdende Holzschutzmittel behandelt worden seien.
Auf dem Flachdach des Vorbaus der Paarhalle wurde deutlich, dass es auch dort einige Baustellen gibt, die zu erledigen wären.
Markus Forster, verantwortlicher Hochbautechniker der Gemeinde, erläuterte dann die Einzelheiten zu den bisher gemachten Arbeiten. So hätten Bauhofmitarbeiter, unter denen sich Schlosser und Zimmerer befänden, bereits Anfang Januar die entsprechenden Verschraubungen erledigt, während bei einigen Paneelen erst noch geklärt werden musste, ob sie den neuesten Windlastberechnungen entsprechen. Kommende Woche werde der TÜV eine Schadstoffmessung durchführen und eine Holzprobe nehmen.
Teurer Luxus
CSU-Gemeinderat Josef Pfab wies zunächst darauf hin, dass 1979 Lindan und PCB auch in Holzschutzmitteln verboten gewesen seien und regte an, doch die durch die Paarhallen in den kommenden Jahren entstehenden Kosten für die Gemeinde zu kalkulieren und damit zugleich zu eruieren, welche weiteren Arbeiten aller Voraussicht nach noch getätigt werden müssten. Darüber hinaus war sein Vorschlag, die sich in einem weitaus schlechteren Zustand befindende Bauhofhalle mit der Paarhalle zu ersetzen. "Ich glaube, wir werden mit der Paarhalle, so wie sie ist, die nächsten zehn bis zwanzig Jahre nicht glücklich." Forster schlug für die Marktverwaltung vor, ein Sanierungsgutachten für den Gesamtkomplex, also Vorbau und Halle, erstellen zu lassen. "Es ist auch nicht damit getan, die eine oder andere Leitung auszutauschen", merkte Forster an. Denn es gebe einen so genannten Bestandsschutz, der aufgehoben würde, sobald man in diesen eingreife. Dann nämlich müsste man beispielsweise Stromleitungen komplett nach den neuesten Richtlinien einbauen. FW-Gemeinderat Georg Link, nach dessen Hinweis in der Januar-Sitzung die Diskussionen um den Zustand der Paarhalle aufflammten, wagte die Aussage, dass insbesondere der Vorbau "mehr oder weniger zum Wegreißen ist." Gleichzeitig machte er auf eine entsprechende langfristige Berücksichtigung von Mitteln im Haushalt des Marktes aufmerksam. "Wenn wir die Paarhalle auf einem neuen Stand bringen wollen, dann müssen wir entweder die eine oder andere Maßnahme zurückstellen oder darauf verzichten", so seine Mahnung. Jedes Jahr zahle die Gemeinde bei der Paarhalle drauf , ergänzte Link und stellte die rhetorische Frage, ob "uns das alljährliche Defizit die Paarhalle wert ist." Dieser Entscheidung werde man sich noch heuer stellen müssen.
63.000 Euro Verlust - im Jahr!
Franken wolle jedoch wenigstens das Sanierungsgutachten abwarten und keine "Blindplanung" in den Haushalt einstellen, wie er darauf antwortete. "Will man überhaupt eine Sanierung, will man einen Neubau an anderer Stelle oder braucht man überhaupt einen Neubau", dies sei im Gemeinderat noch zu diskutieren, so der Bürgermeister. Für umgerechnet 740.000 Euro - wobei es 320.000 Euro Zuschüsse gegeben habe - sei die Paarhalle errichtet und im Jahr 1999 für über eine Million Euro das Dach saniert worden. Derzeit, so Franken, mache man ein jährliches Defizit von knapp 63.000 Euro.
CSU-Gemeinderätin Andrea Schweiger wies auf den Fragenkatalog ihrer Fraktion hin und wollte unter anderem Aufklärung darüber, wer und wann belegbar die notwendigen Arbeiten ausgeführt habe. Forster und Franken antworteten darauf, dass die Arbeiten von Mitarbeitern des Bauhofes ausgeführt wurden und dies in deren Aufzeichnungen dokumentiert worden sei. Schweigers Fraktionskollege Johann Felber sagte, dass bereits in der Gemeinderatssitzung im vergangenen November von der CSU wegen des Schimmelbefalls im Vorbau nachgefragt wurde und bemängelte, dass man darauf "eine konkrete Antwort bis heute nicht erhalten hat." Seine erneut gestellten Fragen waren deshalb unter anderem, was überhaupt gegen den Schimmel unternommen worden und ob dies dann fachgerecht geschehen sei, welche Ursache er habe und wie Schäden langfristig zu verhindern seien.
Weitere Fragen drehten sich im Wesentlichen darum, ob überhaupt die Wirtschaftsräume im Vorbau der Paarhalle weiterhin benutzt werden könnten und es bereits behördliche Beanstandungen geben habe. Die Beantwortung in schriftlicher Form sicherte Franken zu. Allerdings meldete sich Link dann noch zu Wort und meinte, dass in seinen Augen mit den jetzigen Diskussionen um die Paarhalle versucht werde, "mit aller Gewalt so eine Art Skandal herauszuziehen." Lösungen seien gefragt und keine Schuldzuweisungen.
Felber konterte mit dem Hinweis darauf, dass er eine ganz vernünftige Frage gestellt habe und er daraufhin abgespeist worden wäre. Womit er sich wohl auf frühere Wortbeiträge zur Paarhalle bezog. Als in der Folge ein Streitgespräch zwischen Link und Felber unter die Gürtellinie auszuufern drohte, beendete Franken die Auseinandersetzung mit der Abstimmung zu den Anträgen. Für die Aushändigung des Gutachtens wurde am Ende mit 11: 8 gestimmt und damit dem CSU-Antrag entsprochen. Einstimmig erfolgte der Auftrag an den Bürgermeister, Sandwichpaneelen vom günstigsten Anbieter zu kaufen.
Feuchteschäden sind deutlich im Übergangsbereich vom Vorbau zur Halle zu erkennen. Schimmel dagegen wurde zumindest beim Besichtigungstermin nicht gesehen.
Tags drauf wurde bei einem Ortstermin die Paarhalle samt ihrem Vorbau von fast allen Gemeinderäten samt Franken und Forster besichtigt. Franken stellte zuvorderst klar: "Alles was sicherheitsrelevant ist, ist auf dem aktuellen Stand."
Schimmel oder nicht?
In aller Deutlichkeit zu sehen war, dass es im Sturzbereich des dortigen Stüberls und dem Anrichteraum, der fälschlich oftmals als Küche bezeichnet wird, zu markanten Wasserschäden gekommen ist. Die Ursache vermutet Forster in einem Bauteil, das als Kältebrücke zum Entstehen von Kondenswasser führt. Optisch nicht auszumachen waren Schimmelschäden. Wenn ein Verdacht bestehe, so würden Bauhofmitarbeiter mit entsprechenden Mitteln die jeweiligen Stellen umgehend behandeln, erläuterte Forster. Allerdings ist bislang offenbar von niemandem Schimmel als solcher eindeutig identifiziert worden. Als ungünstig stellte sich auch das so gut wie nicht gedämmte Flachdach des Vorbaues heraus. Mängel träten auch immer wieder an den Platten im Eingangsbereich auf, so Forster. Im Duschbereich könnte auch mangelhafte Lüftung zur Feuchtigkeitsentwicklung beitragen.
Besichtigt wurde auch die Paarhalle und die dort dominierenden energetischen Defizite. Die nunmehr schon seit Monaten zur Sprache kommenden Mängel seien in ihrer Mehrzahl allerdings schon mindestens seit über zehn Jahren allgemein bekannt, erklärte Forster, und von daher eigentlich nichts Neues.
Auch Hilfskontruktionen wie dieser Holzklotz tragen letztlich zur Sicherheit in der Paarhalle bei.
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