Wolf sucht Beute
(Pfaffenhofen, rt/hal)Schädel eines Wolfes.
Unlängst auf die erwartete Rückkehr des Wolfes aufmerksam gemacht haben die beiden Ausstellungsscouts Forstwissenschaftlerin Vivien Riener und Wildnispädagoge Alfred Raths bei der Wanderausstellung "Die großen Vier - Vom Umgang des Menschen mit Bär, Wolf und Luchs" im Rathaus von Pfaffenhofen. Beide sprachen während ihrer Führungen von der realistischen Möglichkeit, dass in naher Zukunft auch hier dieser Beutegreifer angetroffen werden könnte. Nun ist tatsächlich ein Wolf nur in vergleichsweise geringer Distanz zur Landkreisgrenze von Experten bestätigt worden.
Verschwunden geglaubte Tierarten sind dabei, sich auch in Bayern wieder anzusiedeln. So auch der Wolf . Eines dieser Tiere ist am vergangenen Sonntag in der Gemeinde Unterdietfurt im Landkreis Rottal-Inn gesehen worden. Die Auswertung von Bildmaterial hat diese Vermutung jetzt bestätigt.
"Bis zur Landkreisgrenze sind es Luftlinie von Unterdietfurt etwa 75 km, das entspricht ungefähr der Strecke, die er in zwölf Stunden oder im Laufe einer Nacht bewältigt", sagt Raths. Der Wolf sei von Natur aus scheu und weiche normalerweise dem Menschen aus. "Die Paarungszeit ist jedoch im Februar und März und Wölfe, die zwei Jahre oder in Einzelfällen auch älter sind, müssen ihr Familienrudel verlassen und woanders auf Beutefang und Partnersuche gehen."
Praktisch könnte überall in Bayern eines dieser Tiere auftauchen, bestätigt das Bayerische Landesamt für Umwelt. Auch der Bayerische Jagdverband (BJV) rechnet mit der Wanderung von Wölfen und meldete sich am heutigen Nachmittag dazu zu Wort. "Wölfe sind keine Bestien, aber auch keine Kuscheltiere", sagt BJV-Naturschutzbeauftragter Eric Imm. Auf der Suche nach einem neuen Revier legten sie oft nachweislich hunderte von Kilometern zurück. "Ihr Weg ins Blaue führt sie unter anderen auch nach Bayern und sie können auf dieser 'Durchreise' überall auftauchen." Imm empfiehlt deshalb nicht nur den Jägern, die Augen und Ohren offen zu halten.
Keine Aggression
Normalerweise zeigen Wölfe keine Aggression und gegenüber dem Menschen, sie sind scheu und flüchten, sobald ein Mensch auftaucht. Ein Restrisiko bleibe vor allem dann, wenn einzelne Wölfe, wie etwa in Niedersachsen, die Scheu vor dem Menschen verlören, warnt Imm.
Die Empfehlung der Wolfsfachleute lautet deshalb bei Begegnungen mit den Tieren: Distanz halten und langsam den Rückzug antreten. Hunde an die Leine nehmen. Auf sie reagieren die Wölfe mit besonderer Neugier und sehen in ihnen, wenn sie sich bereits niedergelassen haben, Revierkonkurrenten, die angegriffen werden.
"Seit Frühjahr 2014 gibt es für Bayern einen Wolfsmanagementplan, den das Umweltministerium federführend erarbeitet hat. Er lässt viele Fragen offen. Angesichts der Entwicklung sehen wir dringenden Handlungsbedarf in Hinblick auf die Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Tierhaltung, aber auch auf das Rotwildmanagement in Bayern", so Imm.
Wolfssichtungen nehmen beständig zu
Im vergangenen Jahr hat ein Wolf in Brannenburg, Landkreis Rosenheim, nachweislich ein Stück Rotwild gerissen. Weitere Meldungen über Wolfssichtungen kamen aus dem Landkreis Erding und dem Oberallgäu. Dort hat sich offenbar ein einzelner Wolf im Grenzgebiet zu Vorarlberg niedergelassen. In zahlreichen Bundesländer wie Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg Vorpommern und Sachsen gibt es bereits nachweislich Wolfsrudel. Ihre Zahl wird aktuell auf 26 geschätzt. In Graubünden sind Wölfe schon länger heimisch, seit zwei Jahren gibt es dort ein Wolfsrudel mit Jungtieren.
Seit der erneuten Anwesenheit von Wölfen in Deutschland hat es keinen Angriff auf Menschen durch Wölfe gegeben. In den letzten 50 Jahren sind in Europa neun Fälle von tödlichen Angriffen auf Menschen bekannt geworden, fünf davon durch tollwütige Tiere. Zum Vergleich: In Deutschland starben 2007 bis 2009 durch Insektenstiche 45 Menschen, seit 1989 gab es 40 Todesfälle durch Hunde.
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.