Innerortsbelebung: Geteiltes Leid ist halbes Leid
(Wolnzach, ted)Beim letzten Treffen der Projektgruppe "ELER" dachte die Untergruppe "Wirtschaft" (5 Personen) zum Thema Innerortsbelebung vernetzt zwischen den mitwirkenden Gemeinden nach, d.h. wie die Ankurbelung des Einzelhandels und der Gastronomie in Wolnzach, Au, Geisenfeld und Pfaffenhofen beim gleichen Problem helfen kann. An dieser Auifgabe bissen sich die Vordenker aus Politik, Behörden und Wirtschaft die Zähne aus. Wenn schon die eigene innerörtliche Situation um Hilfe ruft, wie soll sie dann anderen noch einen Rettungsring werfen können? Auch mir war diese Konstellation zunächst zu kompliziert, aber das Thema ließ mich nicht los. Gibt es gewisse Schlüssel zur Innerortsbelebung, die bei allen sperren?
Zunächst ist der Grund für die Misere bei allen gleich: der Filialen-Einzelhandel rollte Deutschland auf, amerikanische Verhältnisse zogen ein, nur mit dem Auto kann die großflächige Einzelhandelsstruktur am Ortsrand erschlossen werden, wobei die Filialisten immer größer, billiger und professioneller wurden. Nur einige blieben im Ortskern, weil sie mit dem Platzangebot und den Synergieeffekten mit den anderen Einzelhändlern zufrieden sind. Das sind die sogenannten "Innerortsmagneten", die umworbenen Glücksfälle.
Dennoch setzt jede Gemeinde alles daran, möglichst viele Filialisten auf der grünen Wiese zu bekommen. Pfaffenhofen baut in Eberstetten ein neues Einkaufsgroßzentrum, vermutlich erst ein Kernprojekt, um das sich wieder andere, große reihen, im Kleinen gilt dies aber auch für Geisenfeld, Wolnzach und Au, zumal alle großen Logistikbasen in Ilmendorf angesiedelt werden können - da fällt vor der Haustür immer mal eine weitere Filiale ab - die dann wieder andere anzieht.
Was bleibt also im Zentrum? Kultur, Identität, Fremdenverkehr, Religion, Gastronomie, Unterhaltung, Dienstleistungen, Freizeit (Fitness und Kino nicht eindeutig), Fachgeschäfte, Brotzeitläden (wenn die Verkehrslage stimmt) und ein gewisser Grundbedarf (vor allem für Ältere und Nichtmotorisierte). Die Vernetzung kann einmal im Über-den Zaun-Schauen liegen, wie es die anderen machen (und da sollen alle erfolgreiche Kommunen ganz Bayerns dienen), in der Einstufung der Erfüllungsgrade in jeder Rubrik und vielleicht auch einem gewissen lokalen Einkaufs- und Besuchstourismus, zu dem die Bürger von Au wissen, was sich in Wolnzach und Pfaffenhofen tut und umgekehrt.
Den letzten Aspekt erfüllt die Aktion - der Hallertauer bereits mit steigendem Erfolg. Eines ist darin auch wichtig: es werden Unternehmer präsentiert, das Besondere des Angebots herausgehoben (z.B. Geheimtipps). Das motiviert die anderen und hilft dem eigenen Geschäft. Oder die Identität aus Veranstaltungen, aus "Aktionen" prägt ein Ortsbild, die generelle Attraktivität eines Ortes. Wolnzach stellt sich immer als rührig, unternehmungslustig und innovativ dar - da fährt jeder gerne hin. Au kann mit den "Dellnhausern" am Besten umgehen. Mit Sonderseiten wird dies leuchtturmartig dargestellt.
Der Kernanalyse muss sich aber jeder Ort selbst stellen und dadurch Defizite durch Lösungen beseitigen, z.B. was Pfaffenhofen unternehmen muss, um Ziel von Tagestouristen zu werden wie z.B. mit dem Hopfenmuseum. Auch muss die Erkenntnis kommen, dass es auf die Unternehmer, die Persönlichkeiten ankommt und weniger auf die Branche. Ein toller Laden holt sich aus dem ganzen Umkreis Kunden. Aber dahinter stehen dann tüchtige Geschäftsleute, die ihr Feld beherrschen. Das gilt auch für Gastronomen. Selbst bei Tierärzten gibt es einen Kundentourismus. Natürlich hat der größere Ort dabei Startvorteile. Es gibt aber auch lokal gegebene Vorteile wie z.B. der Biergarten der Schlossbrauerei Au. Im Umfeld der Dienstleistungen, des Bauhandwerkes, der Automobilhändler und der Landtechnik ergeben sich ebenso Sogwirkungen für die anderen Anbieter eines Ortes.
Für Wolnzach zeigt sich eine Positionierung auf Platz 2 hinter Pfaffenhofen, wobei in Teilbereichen wie Tourismus eine klare Spitzenstellung besteht. Die gezielte Förderung von entwicklungsfähigen Unternehmen liegt noch in den Anfängen. Die Identität als Kulturzentrum ist vorhanden, bedarf aber der konsequenten Pflege. Die Bewerbung von Josef Schäch als Landrat wird die Wirtschaftsorientierung des Landkreises Pfaffenhofen schärfen, die Gesamtbedingungen für gute Unternehmen erleichtern.
Und noch eine Anmerkung: die Frage der Unternehmerpersönlichkeit bezieht sich auf den Ladeninhaber, den Geschäftsbetreiber. So ist wichtig, dass Claude Herion sein Unternehmen als Mieter richtig führt. Wenn die Kartmann GmbH im Marktzentrum ein attraktives Gebäude errichtet, so zählt dies und nicht, welche Geschäfte sie überregional eingeht, ob sie das nachhaltig vornimmt etc. Erst beim Finden von Mietern für die geplanten Geschäfte wird sich möglicherweise ein öffentlicher Handlungsbedarf ergeben.
E. Kastner
Kommentare
Einen Kommentar schreiben
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.