Niebler total in Sorge
(Pfaffenhofen, rt)CSU-Europaabgeordnete Niebler.
Im Vorfeld des gestrigen Europatags der Europäischen Union kam am vergangenen Freitag die Landesvorsitzende der Frauen-Union Bayern (FU) und CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler auf Einladung des hiesigen FU-Kreisverbands nach Pfaffenhofen. In ihrer Rede zeigte sie sich äußerst besorgt über die geopolitische Lage und die Flüchtlingsproblematik.
FU-Kreisvorsitzende Emilie Bergmeister konnte sich über einen mit Interessierten vollen Hofbergsaal freuen und bemerkte eingangs, dass im Landkreis Menschen aus 115 Nationen lebten. Drei von ihnen, Susan King-Howarth aus England, Ingrid Wetzl aus Litauen und Niki Scholz aus Griechenland, stellten in einer kleinen Diskussionsrunde Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Herkunftsländer im Verhältnis zu Deutschland vor. Wetzel sagte, dass vorzugsweise junge Litauer nach England und Irland auswandern würden. King-Howarth bemerkte unter anderem, dass es in England so viele Probleme bei der Kinderbetreuung gebe, dass es sich dort oftmals nicht lohne für die Mütter, überhaupt zu arbeiten. Die Krise in Griechenland, so Scholz, wirke sich auch auf die Ehen aus und im Zweifelsfall würden sich Frauen eher für den Job als für den Mann entscheiden.
Im Gespräch über Europa (v.l.): Susan King-Howarth, Ingrid Wetzel und Niki Scholz mit Emilie Bergmeister.
FU-Chefin Niebler führte sich mit meinem großen Kompliment an den Landkreis ein: „Ich bin für mein Leben gern in Pfaffenhofen, hier gibt es nur lauter nette Leute“, schwärmte sie. „Mister-100-Prozent“, gemeint war damit frischgewählte CSU-Kreisvorsitzende Karl Straub, habe mit seinem hervorragenden Wahlergebnis bayernweit Schlagzeilen gemacht und müsse diesen Erfolg „jetzt halten“. Dann aber ging es ans Eingemachte, ohne jedoch, wie in der Einladung zur Veranstaltung zu lesen war, das Thema Freihandelsabkommen TTIP zu berühren. Zu viel Raum und Zeit nahm die Diskussionsrunde davor und dann Niblers Ausführungen zu den Krisenherden der Welt in Anspruch: „Ich bin zur Zeit total in Sorge!“ 70 Jahre nach Kriegsende und nach 15 Jahren, die sie Mitglied im Europäischen Parlament sei, gebe es Krisenherde und Herausforderungen ohne Ende. Der Strom von Migranten reiße nicht ab. Besonders in Afrika müssten die Perspektiven für die Menschen verbessert werden. „Schleuser reagieren innerhalb von drei Tagen auf Entscheidungen (der Politik) und richten sich danach“, bedauerte die EU-Politikerin die Geschäftemacherei mit der Not. Gleichzeitig betonte Niebler: „Wir werden die Probleme nicht lösen, wenn wir alle (Flüchtlinge) hier aufnehmen.“ Schnelle Lösungen gebe es jedoch nicht. „Die Herausforderungen werden uns die nächsten Jahre bewegen.“ Nieblers Wunsch sei in Bezug auf die Flüchtlingsproblematik sei, die „die Betroffenheit auch zuhause zu verbreiten.“ Zum Thema Griechenland und der Euro sagte Niebler unter anderem, dass man sich auf „Spielregeln in Europa verständigt hat“, daran müsse man sich auch halten. „Keiner will, dass Griechenland aus dem Euro rausgeht.“
Machen sich als Politiker Gedanken um die Zukunft im Landkreis und Europa (v.l.): Bergmeister, Wolf, Irlstorfer, Straub und Niebler.
In einer gemeinsamen Runde der Politiker sagte Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer (CSU) in Bezug auf die Asylbewerber, dass „alle von der Situation überrollt wurden.“ Wichtig sei jetzt, sich über Werte zu verständigen. „Christliche Nächstenliebe dürfen wir nicht vergessen!“ Sinngemäß bemerkte Irlstorfer, dass dabei in erster Linie an jene Menschen zu denken sei, in deren Heimatland Krieg herrsche und sie dort um ihr Leben fürchten müssten. Der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Straub bemerkte, dass nicht jeder der Millionen als Flüchtlinge bezeichneten Menschen der Verfolgung ausgesetzt sei, wie momentan etwa die Albaner. Landrat Martin Wolf (CSU) sprach sich für eine gerechte Verteilung der Flüchtenden auf die europäischen Länder aus. „Sonst ist das Problem nicht lösbar.“ Wolf forderte mehr Deutschkurse und die dafür notwendige finanzielle Unterstützung. Auf ein weiteres Problem machte der Landrat außerdem aufmerksam: „Wir bekommen sehr viele Menschen, die sich etwas ganz anderes vorstellen als sie hier dann bekommen.“ Vor allem die Schwarzafrikaner versinkten in Hoffnungslosigkeit, Welten träfen aufeinander. Die ehrenamtliche Betreuung der Asylbewerber in Geisenfeld und Reichertshofen stellte der Landrat als „ganz überragend“ heraus. Doch im Blick auf 2016 und die nicht zu unterschätzende psychische und physische Belastung der Betreuer mahnte er: „Das heurige Jahr werden wir irgendwie überstehen, aber denn machen die ehrenamtlichen Helfer nicht mehr mit.“
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