Quo vadis Bayern? CSU führt Wertediskussion
(Pörnbach, hr)Wo liegen die Herausforderungen der Politik in den kommenden 10 oder 15 Jahren? Eine Frage, die Parlamentarier nicht alleine beantworten können, auch wenn sie letztlich in Land- und Bundestag die Entscheidungen treffen müssen. „Uns sind diese Diskussionen sehr wichtig“, betonte Karl Straub.
„Es geht uns um die künftigen Leitplanken der Gesellschaft“, erklärte der frisch gewählte Kreisvorsitzende der in Pörnbach zur Diskussion mit Markus Blume einlud. „Wir wollen uns ein neues Grundsatzprogramm erarbeiten“, so Blume, der sich in diesem Zusammenhang auf den Input der Pfaffenhofener freute.
Vor allem die wirtschaftlichen Fragen standen dabei im Fokus – schließlich zählt die Region zwischen München auf der einen und Ingolstadt auf der anderen Seite zu den Wachstumsregionen in ganz Deutschland. So standen auch Themen wie Fachkräftemangel, Flächenverbrauch, Zuwanderung und das Bildungssystem im Fokus der Diskussionsteilnehmer. Auf dem Prüfstand stand der viel zitierte Ausdruck von Roman Herzog: Laptop und Lederhose.
Gerade dieser prägte über Jahre hinweg Bayern: einerseits traditionsbewusst, andererseits, was die Wirtschaft anbelangt, hoch modern. Doch ist dieser heute noch zeitgemäß, oder hat sich der Ausspruch, wie vieles in den letzten Jahren, überholt? Gerade die Weltwirtschafts- und die darauf folgende Finanzkrise haben die Welt auch ein Stück weit aus den Angeln gehoben und so werden natürlich auch die Rufe nach politischen Lösungen immer lauter. Ganz aktuell kämpft nicht nur der Landkreis, sondern ganz Europa mit dem Thema Asyl.
Ein Thema das durchaus kritisch diskutiert werden muss, das aber auch nicht nur auf die Aufnahme von Flüchtlingen reduziert werden darf. „Wir haben im Landkreis einen Fachkräftemangel“, konstatierte der Vorsitzende des Wirtschaftsbeirates Bernd Huber und verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass alleine in der Region Südbayern bis 2030 mit einem Zuzug von rund 260.000 Menschen zu rechnen ist. Eine große Herausforderung gerade auch für die Gemeinden, nicht nur weil entsprechender Wohnraum geschaffen werden muss, sondern weil damit auch die Anforderungen an die Kommunen steigen.
Während aber die Region zwischen BMW und Audi boomt, gibt es auch eben solche, die von Abwanderung betroffen sind. „Einst sprach man in Bayern von Leuchttürmen“, so Blume, künftig soll das ganze Land zu einem solchen werden. Damit sprach der Parlamentarier nicht nur von der nötigen Infrastruktur, sondern auch von den Herausforderungen der Digitalisierung. „Wie bleibt der Click in der Region?“ Und damit waren die Diskussionsteilnehmer beim Kern der Diskussion angelangt. „Wer hätte noch vor einigen gedacht, dass in einem so kleinen Smartphone so viel Rechenleistung steckt“, erklärte Markus Blume. Doch oftmals wird man alleine vom Tempo der Entwicklung überrollt und politische Entscheidungen sind alleine aufgrund des technischen Fortschritts überholt. Gerade auf diese Herausforderung der digitalen Welt muss reagiert werden. „Unser Ziel muss es sein, dass ganz Bayern – wie zum Beispiel Kalifornien – zu einem Leuchturm wird“, so Blume.
Fortschritt um des Fortschritts willen? Gegen diesen Punkt wandte sich der CSU-Politiker ausdrücklich, aus seiner Sicht sollte es ein „smarter Fortschritt sein“, ein Fortschritt, der den Menschen und der Gesellschaft dient. „Für uns müssen die Bürger im Mittelpunkt unserer parlamentarischen Arbeit stehen“, betonte in diesem Zusammenhang Karl Straub und brachte eine stärkere Vernetzung von einzelnen Politikfeldern ins Spiel. Ein zentraler Punkt ist dabei die Bildung. „Man sollte nicht nur über ein G8 oder G9 diskutieren, sondern auch andere Schularten gerade vor dem Fachkräftemangel stärker in den Fokus nehmen“, so der Einwand der Runde.
Viele Punkte, die Markus Blume in der zweistündigen Diskussion mitnehmen konnte. Am Ende geht es, wie es treffend festgestellt wurde, darum, neue Werte zu definieren. „Laptop und Lederhose“ hat in diesem Zusammenhang ausgedient. Was aber kann an seine Stelle treten? Wie kann man künftig die bayerische Mentalität mit der wirtschaftlichen Dynamik verbinden? Ein Vorschlag kam dabei aus der Runde: „Gas geben und G’mütlichkeit“, als Sinnbild für die beiden Pole, in denen sich die Menschen bewegen.
„Man hätte sicherlich auch den ganzen Abend diskutieren können“, so Karl Straub am Ende, der sich in der Sache für die vielen guten und auch kritischen Beiträge bedankte. Für Markus Blume ist das erst der Anfang eines noch langen Weges. In den kommenden Wochen wird er in vielen Regionen Bayerns ähnliche Diskussionen führen und diese dann in ein neues Grundsatzprogramm einfließen lassen, ob dies aber aufgrund der vielen Herausforderungen auf zwei Tafeln passen wird? Das hätte auch für eine christliche Partei in Bayern im wahrsten Sinne des Wortes biblische Ausmaße.
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