Aus für Sondergebiet Logistik - fortschreitende Verarmung Pörnbachs befürchtet
(Pörnbach, rt)
Weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden nun diese Flächen in der Pörnbacher Flur, die für das Sondergebiet Logistik vorgesehen waren.
Nicht mehr weiterverfolgt wird von der Gemeinde Pörnbach die geplante Ausweisung eines 21 Hektar großen Logistik-Sondergebiets, nachdem der behördliche Naturschutz eine negative Prognose dazu abgab. Für ein etwa vier Hektar großes Kleingewerbegebiet sehen die Gemeinderäte jedoch Zukunftschancen. Doch befürchten sie gleichzeitig, dass das alleine nicht ausreichen wird, um über mit der Gewerbeansiedlung verbundenen Steuereinnahmen die künftig notwendigen Investitionen der Gemeinde für die Bürger abzufedern.
Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel (FUW) war sichtlich enttäuscht, dass aus dem insgesamt 25 Hektar umfassenden Gewerbegebiet nördlich der Gemeinde, so wie ursprünglich angedacht, nun doch nichts wird. Nach dem sogenannten Aufstellungsbeschluss, also eine Absichtserklärung, der Gemeinde, mit dem das Vorhaben im vergangenen März auf den Weg gebracht werden sollte, äußerte sich jetzt die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Pfaffenhofen dazu, wonach die Realisierung nicht möglich sei. Begründet wird dies damit, dass sich das Vorhaben im Paartal befinde und einen „Eingriff in das Landschaftsbild“ darstelle. Daher sei eine bauliche Entwicklung in diesem Bereich nicht möglich, die Aufstellungsbeschlüsse dazu seien deshalb aufzuheben. Bergwinkel erläuterte, dass es zwei Firmen gegeben habe, die ihr Interesse an dem Gebiet bekundet hätten, jedoch bislang keinerlei Verträge abgeschlossen worden seien. Alles was zu deren Absichten geäußert bisher wurde – etwa zur geplanten Höhe von den Gebäuden bis zu 20 Meter, der Wasserversorgung oder des Brandschutzes – verwies der Bürgermeister ins Reich der Spekulation. Eine Diskussion darüber wäre seiner Meinung nach mangels genauerer Angaben nicht zielführend gewesen. Er habe zwar eine Bewerbungsmappe bekommen, doch lege er sich aufgrund dieser nicht fest, „bei so einer Tragweite.“
Ein Lkw mehr
Angesprochen hat Bergwinkel auch die Vermutungen zur gesteigerten Verkehrsbelastung für den Ort. Mündlich habe er von einer Firma versprochen bekommen, dass nur ein Lkw durch den Ort fahren würde; Lkws der anderen interessierten Firma würden schon jetzt immer durch Pörnbach fahren. Vorteile der Ansiedlung sah Bergwinkel durch Steuereinnahmen, die sich auf Kanal- und Wassergebühren, die Ertüchtigung der Kläranlage und Kanäle ausgewirkt hätte. „Wir haben massive finanzielle Aufwendungen, die vor uns stehen.“
Vier Hektar zwischen Bundesstraße und Kläranlage sind noch im Rennen als kleinteiliges Gewerbegebiet.
Einiges versäumt in Pörnbach
Bemerkenswert fand Bergwinkel, dass „viele ältere (Bürger) positiv der Entwicklung gegenüberstehen, das ist eigentlich untypisch, ich denke aber das rührt daher, dass viele wissen, was in Pörnbach auch schon einmal versäumt worden ist.“ Diese Bürger hätten erkannt, dass es nun eine Chance für den Ort gegeben hätte. Nun aber sei diese Chance vertan: „Die Firmen sind definitiv weg, das heißt, sie haben an dem Standort Pörnbach kein weiteres Interesse bekundet.“ Mit den Planungen zu einem „kleinteiliges Gewerbegebiet“ mit vier Hektar, in dessen Nachbarschaft bereits die Pörnbacher Kläranlage ist, will Gemeinderat nun aber weitermachen. Das Unternehmen Trend Immobilien als Entwickler bleibt dabei im Boot. Bergwinkel sagte, dass bereits ein Vorschlag erarbeitet wurde.
Pörnbach - ist und bleibt armes Dorf
In der Diskussion bedauerte Maximilian Klotz (FUW) die Entwicklung der Dinge: „Das ist schade für Pörnbach ... das war unsere letzte Chance wir, glaube ich, dürfen nur ein armes Dorf bleiben und wir werden ein armes Dorf bleiben.“ Es stinke zum Himmel, wie sich „das Landratsamt dreht und wie sich die Meinungen ändern“, sagte der Gemeinderat im Hinblick darauf, dass es in Gesprächen mit allen beteiligten Fachbehörden, noch vor dem Aufstellungsbeschluss, durchwegs positive Signale gegeben haben soll. Klotz verwies selbigen Atemzugs auf andere Bebauungen in der Umgebung: „Waidhofen, Weichenried Umgehungsstraße, …, Sauermann mit Flächen, … links von Hohenwart alles Gewerbe- und Industriegebiet.“ Bloß in Pörnbach gehe es nicht. „Ich finde es einfach schade, weil die Zukunft von Pörnbach von sowas abhängig ist – wir wissen was bei uns in nächster Zeit ansteht, es sind viele Gelder, was auf die Bürger zukommen.“ Das Logistikgebiet hätte die Gemeinde finanziell erheblich entlastet. Als weitere Frage warf Klotz auf, ob das kleinere Gewerbegebiet denn rechts neben der Bundesstraße nach Norden hin erweitert werden können. Bergwinkel sagte dazu, dass die gegenwärtige Planungslinie, die jetzt in etwa auf Höhe der Kläranlage ist, die absolute „Deadline“ sei und meinte wohl damit die maximal mögliche Bebauungsgrenze. Eine Weiterentwicklung in der Fläche funktioniere wegen der Wiesenbrütergebiete nicht. Bedenken hegte Klotz bei Unternehmen die zwar Interesse an einer Gewerbefläche zeigten, sie dann aber lediglich als Lagerfläche, wie etwa für den Gerüstbau, nützten. „Da haben wir ja nichts davon.“ Bergwinkle sagte, dass dies dann eine Frage sei, wie man später im Bebauungsplan damit umgehe.
Mehr zahlen oder mehr Gewerbe
Stephan Fink (FUW) wollte an die Adresse seines Gemeinderatskollegen Johannes Hofner (WG Puch) gerichtet, wissen wie es generell um die Tendenz ortsfremder Firmen zur Ansiedlung in der Region stehe. „Das ist schwer zu sagen“, so Hofner, der von Beruf Vorstand des Kommunalunternehmens Strukturentwicklung ist. Anfragen gebe es immer wieder, doch konkret für Pörnbach habe es nur die zwei Firmen gegeben, die ja nun wieder von ihrem Interesse Abstand genommen hätten. Christian Hilpoltsteiner (FUW) regte nach den jüngsten polarisiert verlaufenen Diskussionen in der Ortsbevölkerung an, ein Stimmungsbild - eventuell im Rahmen eines künftigen Förderprogramms - einzuholen, wohin sich der Ort in Zukunft entwickeln solle und was man dafür bereit ist, zu investieren. So wolle er auch in Erfahrung bringen, ob die Pörnbacher sagten: „Lasst uns ein Wohnort bleiben und das zahlen wir.“
Franz Huber (DG) sprach die Hoffnung aus, dass es jetzt wenigstens bei der Planung des kleinteiligen Gewerbegebiets weitergehen könne. Wie sich das Landratsamt dazu verhalte, wollte Roswitha Kraus (DG), an Hubers Anmerkung anknüpfend, wissen und sagte, dass dies „sehr wichtig für Pörnbach“ sei, zumal bereits viele Firmen Interesse an Flächen bekundet hätten. „Es läuft eine saubere Prüfung“, antwortete ich Bergwinkel darauf; das Landratsamt werde die Gemeinde unterstützen und so weit wie möglich positiv beurteilen. Es brauche jedoch auch noch die artenschutzrechtliche Prüfung: „Also wenn hier der Kiebitz drinsitzt, dann ist das gestorben.“
Klaus Reiter (DG) plädierte dafür, mit dem kleineren Gewerbegebiet nun weiterzumachen. „Lieber sind wir zehn kleine Firmen“, denn damit sei auch die Gefahr von eventuellen Steuerausfällen oder gar Steuer-Rückforderungsansprüchen geringer, weil auf mehrere Schultern verteilt.
Gegen die Stimmen von Klotz und Fink ist schließlich mit zehn Stimmen (zwei Gemeinderäte durften wegen Grundstücksbeteiligung nicht mit abstimmen) gegen die weitere Verfolgung des Planungsvorhabens Sondergebiet Logistik votiert worden.
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